INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“
#88 – Macht, Machtanbetung und Unterwerfung
Putins Reich und seine sozialpsychologischen Bedingungen der Macht und Machtanbetung.
Im Gespräch mit Dr. Lena Kornyeyeva
Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Dr. Lena Kornyeyeva ist gebürtige Ukrainerin und promovierte Psychologin. Eines ihrer Spezialfelder ist die autoritäre Persönlichkeit. In Ihrem Buch „Putins Reich: Neostalinismus auf Verlangen des Volkes“, dem Ihre Promotion zugrunde liegt, hat sie sich mit dem Phänomen der „Machtanbetung“ (das sie als Grundlage der Autoritären Persönlichkeit ansieht) auseinandergesetzt und bereits vor 10 Jahren wegweisend die Geschehnisse „vorausgedacht“. Im Nachgang, so meint Sie im Gespräch, hätte sie sich gern geirrt.
Full Disclosure: Dr. Lena Kornyeyeva und Dr. Sascha Weigel kennen sich seit Ihren Promotionszeiten in den Nullerjahren, in denen sie von Prof. Dr. Henning Schulze begleitet und (dritt- bzw. zweit-)begutachtet wurden.
Inhalte:
Rezensionsauszüge zu „Putins Reich. Neostalinismus auf Verlangen des Volkes“
- Die ukrainische Sozialpsychologin spricht aus, wovor sich westliche Beobachter meist drücken, wenn die Rede auf den Demokratieabbau in der Russischen Föderation kommt: nicht Putin ist das Problem, sondern dass sich die hinter ihm stehende Mehrzahl seiner Untertanen einen mit eiserner Hand regierenden Führer wünscht. Kornyeyeva beschreibt die Ursachen für die Renaissance des Stalinismus in Russland und für die Sehnsucht vieler Russen nach einem Übervater. Sie erinnert daran, dass Russen bis vor 20 Jahren künstlich infantil gehalten wurden, weil man sie mit Waren von oben „versorgte“, jegliche Privatinitiative strafbar war und die staatliche Propaganda – wie heute wieder – allgegenwärtig.“ Barbara Kerneck in DER TAGESSPIEGEL
- Die ukrainische Sozialpsychologin Lena Kornyeyeva hat mit ihrem Buch eine schonungslose Analyse vorgelegt: So führt sie unter anderem die Popularität und Stabilität des Putin’schen Regierungssystems auf tief verankerte Autoritäts-Sehnsüchte in der russischen Gesellschaft zurück. HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG
- Die aus der Ukraine stammende und an der Bremer Jacobs University forschende Sozialpsychologin sieht die Russen wie Kinder, die sich nach Liebe und Hieben der Eltern sehnten. „Machtanbetung“ nennt Kornyeyeva diese „rein russische Fähigkeit zu vergeben, diese Bereitschaft, das Verhalten der unbarmherzigen Staatsmacht zu rechtfertigen“. Folgerichtig nennt sie Putin einen Diktator, aber das Volk sei mittels moderner Polit-Technologien in seinem Selbstempfinden so manipuliert, dass es händeringend „jemanden sucht, der ihm das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit vermittelt“.
Was sich phasenweise nach typischer russischer Verschwörungstheorie anhört, dient aber einem erweiterten Herangehen an die Erforschung der Hintergründe der russischen Realität. Mathias Brüggmann im HANDELSBLATT
Literatur und Hinweise:
- Allensbach-Umfrage zum „wehrhaften Frieden in Deutschland“
- Passivitätskonzept (Blogbeitrag)
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