INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#194 – Mediation in Strafsachen – Täter-Opfer-Ausgleich und seine Besonderheiten in Sexualdelikten

Beiträge aus der Konfliktdynamik. Teil 2

Im Gespräch mit Hilke Kenkel-Schwartz

Hilke Kenkel-Schwartz: Pädagogin (B.A.) und Mediatorin (BM), Geschäftsführerin Konfliktschlichtung e.V. Oldenburg, Expertin für Mediation in Strafsachen, Systemische Familientherapeutin, Sozialmanagement (MA) i. A.

Gut durch die Zeit.

Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Kapitel

0:13 – Willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit
1:45 – Einführung in den Täter-Opfer-Ausgleich
3:15 – Historische Entwicklung der Mediation
7:15 – Unterschiede zur allgemeinen Mediation
14:51 – Auswirkungen auf die Opferperspektive
23:32 – Die Rolle der Mediatoren im Prozess
35:36 – Herausforderungen im Täter-Opfer-Ausgleich
39:57 – Die Bedeutung der Allparteilichkeit
45:50 – Spezielle Anforderungen bei Sexualdelikten
52:22 – Aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen
59:28 – Fazit und Ausblick auf die Zukunft

Zusammenfassung

In dieser Episode laden wir Hilke Kenkel-Schwartz, die Geschäftsführerin des Vereins Konfliktschlichtung in Oldenburg, ein, um über den Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) zu sprechen. Wir beleuchten die Herausforderungen und Besonderheiten dieser Form der Mediation im Strafrecht, die sowohl rechtliche als auch soziale Dimensionen umfasst. Hilke bringt ihre umfangreiche Erfahrung mit und erklärt, wie der TOA in Deutschland funktioniert und welche historischen Entwicklungen zu seinem heutigen Verständnis geführt haben.

Der TOA wird als ein Instrument innerhalb der Restorative Justice betrachtet, das darauf abzielt, sowohl die Täter als auch die Opfer in den Mittelpunkt des Prozesses zu stellen. Hilke legt dar, dass es entscheidend ist, die spezifischen Bedürfnisse der Betroffenen zu erkennen und zu berücksichtigen, insbesondere wenn es um schwere Delikte wie Sexualstraftaten geht. Gemeinsam erörtern wir die Notwendigkeit einer sensiblen und differenzierten Herangehensweise, die sowohl die Opfer als auch die Täter in ihrem menschlichen Potenzial sieht, anstatt sie nur durch ihre Taten zu definieren.

Ein zentrales Thema der Diskussion ist die Allparteilichkeit der Mediatoren im TOA. Hilke beschreibt, wie das Verständnis und die Handhabung dieser Rolle besonders in Fällen sexualisierter Gewalt angepasst werden müssen. Es wird deutlich, dass eine exklusive Beziehung zwischen dem Mediator und dem Opfer dazu beitragen kann, Vertrauen aufzubauen und eine offene Kommunikation zu ermöglichen, ohne dass der betroffene Person das Gefühl vermittelt wird, ihre Sicherheit könnte gefährdet sein.

Wir besprechen auch die strukturellen Herausforderungen, die den TOA in der Justiz behindern, einschließlich der Unsicherheiten in der Fallüberweisung durch Staatsanwälte. Hilke hebt hervor, dass trotz der rechtlichen Rahmenbedingungen, die seit den 80er Jahren existieren, nach wie vor eine Diskrepanz zwischen dem Potenzial des TOA und dessen tatsächlicher Anwendung besteht. Die Gründe hierfür sind vielfältig und reichen von internen bürokratischen Abläufen bis hin zu mangelndem Wissen über die Methode in der Justiz.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Rückmeldung der Beteiligten nach dem TOA und wie gesunde Begegnungen und Dialoge zwischen Tätern und Opfern tatsächlich zur Wiederherstellung von Vertrauen und zu einer verbesserten Lebensqualität für die Betroffenen führen können. Hilke teilt Erfahrungsberichte über Menschen, die es als heilsam empfunden haben, ihre Geschichten und ihre Verletzungen im Rahmen des TOA zu teilen und dadurch eine gewisse Form von Heilung zu erfahren.

Wir schließen die Episode mit einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungen im Bereich der Mediation im Strafrecht und der Hoffnung, dass durch Bildung und Sensibilisierung in der Justiz neue Impulse für den TOA entstehen können. Hilke ermutigt alle, die sich mit Mediation fortbilden möchten, einen Blick in diesen Bereich zu werfen, denn die Prinzipien der Restorative Justice bieten wichtige Lektionen für alle Mediatoren. Es bleibt festzuhalten, dass der TOA ein wertvolles Werkzeug zur Förderung eines gerechten und rehabilitativen Umgangs mit Konflikten darstellt.

Informationen zum Täter-Opfer-Ausgleich, § 46 a StGB

Der Täter-Opfer-Ausgleich (TOA) ist ein Verfahren der außergerichtlichen Konfliktlösung im Strafrecht, das darauf abzielt, den Täter und das Opfer eines Verbrechens in einem geschützten Rahmen zusammenzubringen, um über die Folgen der Straftat zu sprechen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Ziel des TOA ist es, den durch das Delikt entstandenen Konflikt auf eine Weise zu bewältigen, die sowohl die Bedürfnisse des Opfers als auch die Verantwortung des Täters berücksichtigt. Der TOA ist in Deutschland in § 46a Strafgesetzbuch (StGB) rechtlich verankert und kann (= muss nicht) zur Strafmilderung führen. Es handelt sich um eine Strafzumessungsregelung.

1. Geschichte und Entwicklung des TOA in Deutschland

Der Ursprung des Täter-Opfer-Ausgleichs lässt sich in den späten 1970er Jahren finden, als in Deutschland und auch international zunehmend ein Umdenken im Strafrecht stattfand. Inspiriert durch Restorative Justice-Ansätze, die ihren Ursprung vor allem in Nordamerika hatten, rückte die Wiedergutmachung für das Opfer und die soziale Reintegration des Täters verstärkt in den Fokus.

1986 startete das erste offizielle TOA-Modellprojekt in Braunschweig und Bremen. Der Erfolg dieses Projekts führte zur Anerkennung und Implementierung des TOA in das deutsche Rechtssystem.

Mit der Novellierung des StGB in den 1990er Jahren wurde der TOA durch § 46a gesetzlich verankert und ist seitdem eine anerkannte Form der strafrechtlichen Sanktionierung/Strafzumessung und Konfliktlösung. Es folgte eine breite Implementierung von TOA-Stellen in Deutschland, die seither kontinuierlich ausgebaut wurde. Der TOA wird von speziell ausgebildeten Mediator*innen durchgeführt, die neutral und unabhängig agieren.

2. Grundlegende Prinzipien und Rechtsgrundlagen

Der TOA basiert auf den Prinzipien der Wiedergutmachung und Verantwortung, im Gegensatz zur traditionellen Bestrafung. Der Ansatz beruht auf den Grundprinzipien des Restorative JusticeModells, das die Heilung des Opfers, die Wiedergutmachung des Schadens und die Verantwortungsübernahme des Täters in den Vordergrund stellt. Die gesetzlichen Grundlagen finden sich in den §§ 46a und 155a der Strafprozessordnung (StPO) sowie § 10 Jugendgerichtsgesetz (JGG), die eine Möglichkeit zur Strafmilderung bieten, wenn der Täter durch Wiedergutmachung oder durch ernsthafte Versuche dazu zeigt, dass er Verantwortung übernimmt.

Ein weiteres grundlegendes Element ist die Freiwilligkeit: Sowohl das Opfer als auch der Täter müssen bereit sein, am TOA teilzunehmen. Während des Prozesses haben beide Parteien die Möglichkeit, ihre Perspektive darzustellen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Diese Vereinbarung kann finanzielle Wiedergutmachung, Entschuldigungen oder andere symbolische Gesten umfassen.

Die Mediator*innen im TOA sind neutral und unterstützen die Kommunikation, indem sie den Raum für offene und sichere Gespräche schaffen. Ihre Aufgabe besteht darin, beide Parteien auf Augenhöhe zu behandeln und dabei zu helfen, eine konstruktive Vereinbarung zu finden. Das schließt keineswegs aus, dass für bestimmte Konstellationen eine besondere Schutzfunktion vor Retraumatisiserungen der Opfer etabliert wird.

3. Der Ablauf des Täter-Opfer-Ausgleichs (Skizzierung)

Der Prozess des Täter-Opfer-Ausgleichs besteht üblicherweise aus mehreren Phasen:

  1. Kontaktaufnahme und Vorbereitung: In der Regel wird die Initiative für einen TOA durch die Staatsanwaltschaft, das Gericht oder die TOA-Stelle selbst angeregt. Beide Parteien werden über das Verfahren informiert, und die Mediator*innen stellen sicher, dass beide freiwillig und vorbereitet teilnehmen.
  2. Erstgespräche: Beide Parteien führen vor dem eigentlichen TOA Einzeltreffen mit den Mediatoren, in denen Erwartungen und Wünsche besprochen werden. Hier wird der Rahmen geklärt, und der Mediator bereitet die Parteien auf das Zusammentreffen vor.
  3. TOA-Sitzung (Ausgleichsgespräch): Während des eigentlichen Treffens kommen Täter und Opfer in einem sicheren Raum zusammen. Das Opfer hat die Möglichkeit, seine Perspektive zu schildern, und der Täter wird ermutigt, Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Die Mediatoren unterstützen das Gespräch und helfen bei der Formulierung von Vereinbarungen.
  4. Abschluss und Vereinbarung: Am Ende der Sitzung steht idealerweise eine konkrete Vereinbarung, die von beiden Seiten akzeptiert wird. Die Einhaltung der Vereinbarungen wird ggf. nachträglich kontrolliert.
  5. Evaluation und Abschlussbericht: Nach dem TOA erstellen die Mediatoren einen Bericht, der der Staatsanwaltschaft und dem Gericht übermittelt wird. Falls die Vereinbarung eingehalten wird, kann dies als strafmildernder Umstand gewertet werden.

4. Aktuelle Situation und Herausforderungen

Der Täter-Opfer-Ausgleich hat sich in Deutschland als Alternatives Konfliktbearbeitungsmodell durchaus bewährt und wird in den unterschiedlichsten Fällen angewendet, von kleineren Delikten bis hin zu schwereren Straftaten. TOA-Stellen sind mittlerweile in allen Bundesländern etabliert und bieten spezielle Programme für Jugendliche und Erwachsene an. Besonders im Jugendstrafrecht spielt der TOA eine wichtige Rolle, da er Jugendlichen die Möglichkeit gibt, aus ihrem Fehlverhalten zu lernen und Verantwortung zu übernehmen.

Eine aktuelle Herausforderung ist die Finanzierung der TOA-Stellen, da diese oft von staatlichen Zuwendungen und kommunalen Geldern abhängen. Der TOA ist zwar gesetzlich verankert, jedoch erhalten nicht alle TOA-Stellen die benötigten Mittel, um ausreichend Kapazitäten für ihre Arbeit bereitzustellen.

Ein weiteres Problem ist die Teilnahmebereitschaft, insbesondere von Seiten der Täter. Viele Täter lehnen den TOA ab, weil sie die Konfrontation mit ihrem Opfer und das Eingeständnis ihrer Schuld scheuen. Auch seitens der Opfer besteht gelegentlich Skepsis gegenüber dem TOA, insbesondere wenn das Verbrechen schwerwiegende emotionale oder physische Schäden hinterlassen hat. Eine bessere Aufklärung und Sensibilisierung könnten helfen, die Akzeptanz für den TOA zu erhöhen.

Im Ganzen jedoch muss auch konstatiert werden, dass sich die ursprünglichen Visionen und „Zielvorstellungen“ keineswegs bestätigt haben, so dass der TOA eher abebbt.

5. Bedeutung und Zukunftsperspektiven des Täter-Opfer-Ausgleichs

Der Täter-Opfer-Ausgleich stellt eine wichtige Alternative im deutschen Strafrecht dar und zeigt, dass eine konstruktive Konfliktbewältigung möglich ist. Studien haben gezeigt, dass TOA-Teilnehmer sowohl auf Opfer- als auch auf Täterseite häufiger mit dem Ausgang des Verfahrens zufrieden sind als im regulären Strafprozess, da das Verfahren Raum für persönliche Aussprache und Wiedergutmachung bietet.

In der Zukunft könnte der TOA weiter ausgebaut werden, insbesondere im Hinblick auf digitale Formate und eine stärkere Einbindung in die Justizsysteme. Auch eine stärkere gesellschaftliche Sensibilisierung und der Ausbau von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für die Opfer könnten dazu beitragen, den TOA in Deutschland weiter zu etablieren und seine Wirksamkeit zu steigern. Aktuell besteht jedoch kaum Aussicht auf Realisierung, was keineswegs allein dem TOA zugeschrieben werden kann, sondern auch dem gesellschaftlichen Kontext zugesprochen werden muss.

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Mehr Informationen
  • Kenkel-Schwartz, Hilke: „Ich will kein Geld und keine Entschuldigung…“ Erfahrungen mit Sexualdelikten im Täter-Opfer-Ausgleich als Lernfeld für außergerichtliche Klärungsgespräche, in: Konfliktdynamik 2/2024, S. 107 – 113.
  • Kavemann, Barbara / Nagel, Bianca / Etzel, Adrian / Helfferich, Cornelia: Wege zu mehr Gerechtigkeit nach sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend.  Abschlussbericht des Forschungsprojekts, 2022. (Fallstudie – Wege zu mehr Gerechtigkeit nach sexueller Gewalt in Kindheit und Jugend)

vollständiges Transkript

[0:00]Von daher ist es vielleicht auch zu vergleichen mit anderen Mediationsbereichen, dass man davon ausgeht, dass die Menschen, die hier daran teilnehmen, dass die das Potenzial haben, zu reflektieren und auch das Interesse haben,
[0:13]
Willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit
[0:12]eine gute Lösung zu finden. Und das ist auf beider Seiten gleichermaßen von uns Voraussetzung. Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konfliktcoaching und Organisationsberatung. Ein Podcast von Inko Fehmann. Ich bin Sascha Weige und begrüße dich zu einer neuen Folge. Und heute geht es direkt um Mediation. Und zwar in der Form, dass wir uns ein spezielles Arbeitsfeld anschauen. Ein Arbeitsfeld, bei dem Mediatoren besonderen Herausforderungen gegenüberstehen, will ich das mal so bezeichnen. Und dieser Beitrag bzw. Diese Folge stellt einen Fachartikel aus der Konfliktdynamik vor, wie wir das jetzt seit einiger Zeit schon handhaben.
[0:55]Es geht um den Täter-Opfer-Ausgleich, wie es in Deutschland genannt wird, eine Strafzumessungsregel im Strafgesetzbuch. Und in Österreich heißt es, glaube ich, außergerichtlicher Tatausgleich. Und das heißt, es ist ein spezieller Kontext. Und um darüber fachlich anspruchsvoll und auch mit Erfahrung sprechen zu können, braucht es eine Expertin auf diesem Gebiet. Und die habe ich heute hier eingeladen. Herzlich willkommen, Ilke Kenke-Schwarz. Hallo. Hallo, ich freue mich, heute bei euch zu Gast zu sein. Helke, bevor wir das Thema ansteuern, das hat so seine Fallstricke und seine Besonderheiten, tasten wir uns da ganz langsam ran. Wer bist du und wie bist du mit dem Thema verbunden?
[1:39]Mein Name ist Hilke Kenkel-Schwarz. Ich bin Geschäftsführerin des Vereins Konfliktschlichtung.
[1:45]
Einführung in den Täter-Opfer-Ausgleich
[1:45]Sitz ist in Oldenburg. Diesen Verein gibt es seit 1987. Kann ich vielleicht später noch was dazu sagen. War einer der ersten Vereine, die den Täter-Opfer-Ausgleich in Deutschland durchgeführt haben. Also echte Pionierarbeit ist hier geleistet worden. Ich bin allerdings erst seit 2016 hier im Verein tätig. Ich bin angefangen in der Praxis, also ich bin eingestellt worden als Mediatoren in Strafsachen und habe, bevor ich die Geschäftsführung hier übernommen habe, Fälle im Täter-Opfer-Ausgleichsverfahren bearbeitet hier. Und meine Vorgeschichte, ich komme auch aus der Mediationsszene, sage ich mal. Ich habe 2005 eine Ausbildung gemacht zur Mediatorin und war seitdem tätig im Bereich Familienmediation, bevor ich dann in diesen Spezialbereich gewechselt bin. Ja, das war sozusagen eine Frage, die mir immer sofort kommt bei dem Themengebiet. Es gab eine lange Zeit Leute, die haben den Täter-Opfer-Ausgleich praktisch kennengelernt, sozusagen aus der Justiz heraus und dann kam so nach und nach das Thema Mediation auf und dann gibt es die anderen, die sozusagen Mediation gelernt haben und sich damit beschäftigen und dann in dieses Arbeitsgebiet gekommen sind.
[2:56]Und da interessiert mich immer ganz besonders, wie kommt das? Weil es ja doch ein sehr spezielles Arbeitsgebiet ist. Ja, ich bin auch in der Ausbildung tätig. Also ich bilde auch Mediatoren in Strafsachen aus. Und da hat genau in der letzten Ausbildung mir jemand auch eine ähnliche Frage
[3:15]
Historische Entwicklung der Mediation
[3:13]gestellt, wie diese beiden Mediationsgebiete zusammenhängen. Und ich verstehe deine Frage auch so, dass sie darauf abzielt. Und da musste ich erst mal überlegen, was ich da antworte.
[3:23]Weil aus meiner eigenen beruflichen Laufbahn sozusagen, ich hatte, bis ich hier angefangen bin, ich war in der Mediationsszene und war auch vernetzt mit Kollegen, die in Wirtschaftsmediation gearbeitet haben, Mediation im Arbeitskontext oder Familienmediation, aber ich habe noch nie von Mediation in Strafsachen bis dahin gehört. Also scheinen auch zwei unterschiedliche historische Entwicklungen zu sein und die Frage nach einem gemeinsamen Ursprung finde ich sehr interessant. Ich bin keine Historikerin und auch keine Soziologin, aber ich nehme mal an, weil diese Bewegung, die ja aus der Restorative Justice kommt, Bewegung sozusagen entstanden ist, diese Mediation und Strafsachen, hat vielleicht doch einen gemeinsamen Ursprung, nämlich Mitte des letzten Jahrhunderts, als so Reformbewegungen in Gang gekommen sind. Wo jetzt genau die Wurzeln liegen, weiß ich nicht, aber der Unterschied ist glaube ich, dass diese Mediation und Strafsachen sich also hauptsächlich aus der Reformpädagogik vielleicht konstituiert hat, durch Einfluss aus dem angelsächsischen Raum. Vielleicht kann ich dazu erzählen, dieser Verein ist auch gegründet worden aus einer Arbeitsgemeinschaft von Studenten der Pädagogik, die sich den Strafvollzug angeguckt haben und in ihrer Freizeit in die hier nahegelegene Justizvollzugsanstalt gefahren sind und mit den Insassen ein Freizeitprogramm auf die Beine gestellt haben. Das klingt jetzt vielleicht banal, aber dahinter steckt ja auch der Gedanke, was bewirkt Strafvollzug? Wie ist der gestaltet?
[4:50]Dahinter steht auch diese Frage nach Sanktionen des Staates. Inwieweit sind die hilfreich? Und dadurch ist auch dieser Verein ursprünglich mal gegründet worden und das finde ich eine ganz interessante Linie, dass das aus dieser Ecke kommt. Und während Mediation in anderen Bereichen ja eher sich zurückführen lassen auf das Harvard-Konzept, aus einer anderen Richtung. Aber die Methode ist eben die gleiche. Ja, das finde ich einen interessanten Zug und da können wir vielleicht jetzt für den Moment auch nur spekulieren, aber tatsächlich dieser veränderte Umgang, diese Reformbewegung hat ja durchaus auch in der Mediation mit dem Begriff Konflikt zu tun, dass man sagt, wir wollen den Konflikt anders deuten, anders bewerten, ihn eher als Chance sehen, denn als Marke, an dem jemand schuld sein muss. Und in einer viel verschärfteren Form ist das natürlich im Täter-Opfer-Ausgleich auch der Fall. Eine Reformvorschrift, die in Deutschland dann auch erst Ende der 70er, Mitte der 80er aufgenommen wurde. Vielleicht gucken wir uns das genauer ein bisschen an, damit wir auch verstehen, warum Mediation dort anders durchgeführt werden muss. Vielleicht so viel Spoiler sei erlaubt am Anfang. Es hat eine Besonderheit und das ist auch der Kern deines Beitrages, dass man dann doch am Ende des Beitrags deutlich sieht, ja, Mediation, aber man muss es anders machen, als man es vielleicht allgemein in einer Grundlagenausbildung vermittelt bekommt.
[6:08]Ja, es gibt Unterschiede, sagen wir mal so. Das liegt an der Spezifität dieses Feldes, nämlich der Umgang mit Straftaten. Da ist eine andere Konstellation vorab schon gegeben von den Beteiligten. Allerdings gibt es auch viele, viele Parallelen. Und wenn du anspielst auf den Beitrag, also diese Beschäftigung mit Sexualstraftaten im Täter-Opfer-Ausgleich, Da zeigt sich das nochmal besonders, dass Modifikationen einfach nötig sind, um diese spezielle Deliktschwere auch im Täter-Opfer-Ausgleichsverfahren mit Erfolg durchführen zu können. Würde das heißen, dass das sozusagen nochmal speziellere Mediation bedarf, wenn es um Sexualdelikte geht?
[6:52]Und dass das sozusagen an dem sich wirklich dann verdeutlichen lässt, dass man eine Mediation in Strafsachen anders gestalten muss als Mediation in anderen Arbeitsfeldern. Ja, ich denke schon. Es gibt verschiedene Parameter, die man glaube ich nochmal
[7:15]
Unterschiede zur allgemeinen Mediation
[7:09]festlegen muss, die sich auch bewährt haben bei uns hier in der Praxis und die spezifisch sind. Und es bestehen, glaube ich, besondere Anforderungen auf Seiten der Betroffenen in Bezug auf dieses Verfahren. Und da ist es, glaube ich, nicht gut oder es hat sich einfach auch gezeigt in unserer Praxis hier, dass wenn man die Standardverfahren der Mediation und Strafsachen hier anwendet, dass das nicht unbedingt gut funktioniert. Es funktioniert irgendwie, aber ich glaube, es kann besser funktionieren, wenn man auf die Anforderungen, Herausforderungen und Bedürfnisse der Geschädigten hier in besonderer Weise eingeht. Ansonsten vielleicht nochmal die Brücke zur Mediation in anderen Feldern.
[7:49]So grundsätzlich sind die Unterschiede im Verfahren gar nicht. Der einzig elementare Unterschied ist, dass getrennte Vorgespräche geführt werden. Das ist so eine Verfahrenstechnik, die sich vielleicht unterscheidet von Mediation in anderen Feldern. Allerdings kennt man das ja auch zum Beispiel bei Mediation im Arbeitskontext oder in Firmenkontexten, dass da auch unter Umständen getrennte Vorbespräche geführt werden. Also so fundamental sind die Unterschiede dann auch nicht. Die Methode funktioniert ähnlich, würde ich sagen. Gehen wir mal sozusagen als alter Jurist, würde ich sagen, dogmatisch ran. Schauen wir uns mal an, was das mit dem Strafrecht zu tun hat und was der TOA dort für eine Rolle spielt. Im Ausgangspunkt ist Strafrecht öffentliches Recht und regelt sozusagen das Rechtsverhältnis vom Bürger zum Staat. Und den Strafanspruch hat halt nicht das Opfer, sondern der Staat hat einen Anspruch, wenn Strafnormen verletzt wurden. Und er führt dafür ein Verfahren durch.
[8:50]Ich formuliere jetzt mal bewusst profiliert. Er benutzt dafür auch das Opfer als Zeuge gegebenenfalls, damit der Staat die Rechtsverletzung seiner Strafnormen, die er gesetzt hat, auch durchsetzen kann. Da hat das Opfer traditionell oder ursprünglich wenig damit zu tun, auch aus dem Gedanken heraus, dass die Verletzten nicht die Richter spielen sollen, sondern da gehört die richterliche Neutralität dazu. Nun gab es aber eine Reformbewegung und was hat da jetzt ein Täter-Opfer-Ausgleich für einen Anlass? Welches Problem soll er lösen?
[9:27]Ja, da spricht der Jurist, das höre ich auch aus dir heraus. Ich bin keine Juristin, ich komme aus dem Bereich Pädagogik. Im Strafrecht treffen wir uns ja. Ja, genau. Da treffe ich die Juristen und da treffe ich auch die Justiz, mit der wir ja auch ganz eng zusammenarbeiten. Ich meine, wenn man die Entwicklung nochmal verfolgt, seit den 80er Jahren hat sich halt diese Bewegung der Restorative Justice aus dem angelsächsischen Raum halt hier auch in Deutschland konstituiert, sage ich mal, oder gebildet. Das war auch ein langer Weg und dass das letztendlich in einem Gesetz mündete oder in verschiedenen Gesetzen ja auch quasi im Justizsystem implementiert wurde, dieser neue Gedanke, dass nicht nur gegen den Staat also Normverletzungen durchgeführt worden ist, sondern auch gegen Individuen und Persönlichkeiten, Personen auch individuelle Verletzungen davongetragen haben. Und dass man diese Bestrebung, das auch im Rahmen eines Verfahrens berücksichtigt, finde ich sensationell. Hätte ich damals auch, wenn ich damals beteiligt wäre, auch unterstützt, weil das ein guter Gedanke ist. Ist natürlich auch nochmal so ein Paradigmenwechsel, wenn man in der Konsequenz dann sagt, ja der Staat spricht Sanktionen aus, aber berücksichtigt jetzt nicht die Opferperspektive und das war lange so. Das war in den 80er Jahren auch so und was dieser Bewegung auch nochmal einen Schub gegeben hat, war, dass so ein Paradigmenwechsel da auch stattgefunden hat.
[10:55]Das war erstmal, dass der Täter da in den Fokus genommen worden ist, dass man sehr viel kriminologisch auch gefragt hat, warum hat der Täter das getan? Da kamen auch diese Resozialisierungsgedanken in den Vordergrund, die dann auch umgesetzt worden sind und ein anderer Täter. Wichtiger Einflussfaktor war eben auch die Entstehung von Opfer unterstützenden Einrichtungen. Die Opferhilfelandschaft hat sich dermaßen erstmal ausgebildet und differenziert. Das sind Entstehungsphasen, wo der Weiße Ring sich gebildet hat und andere. Stiftung Opferhilf und auch andere Verfahren wie psychosoziale Prozessbegleitung, die jetzt ein Standard ist. All diese Dinge haben da die Wurzel und haben natürlich auch diesen Gedanken, dass das Opfer in so einem Strafprozess eigentlich maximal als Zeuge aussagen kann, aber von den persönlichen Verletzungen eines Einwohners, eines Staates, wo der Staat sich verpflichtet, den auch zu schützen, das ist damals erstmal in den Fokus geraten und eben auch honoriert und geschätzt worden und mit eingebunden worden. Und daraus ist das entstanden. Zuerst im Jugendstrafrecht, Anfang der 90er und später auch im Erwachsenenstrafrecht. Also diesen Dreischritt, wir können ja auch nicht in die Tiefe gehen. Bei Straftheorien, glaube ich, 593 gibt es davon. Aber diese Grundlagen, dass man nicht einfach nur bestrafen will im Sinne von Vergeltung, das ist ein kleiner Aspekt nur, sondern man hat dann schon auch geguckt und das war eine lange Zeit eine Fokussierung auf den Täter. Was haben wir da als Gesellschaft falsch gemacht oder was muss da besser laufen, damit der resozialisiert wird?
[12:24]Und bei dieser Fokussierung, und das hat sich dann erst gezeigt, und das finde ich wirklich einen wichtigen Shift, der dann auch stattfindet, ist es Opfer, sind die Opfer der Straftaten, das ist eben nicht nur der Staat, der mit seiner letzten Strafnorm da irgendwie dumm rumsteht, sondern eben es sind menschliche Opfer in den Straftaten zurückgeblieben, dass die dann erst in den Fokus gerückt sind. Und mit dem Täter-Opfer-Ausgleich so eine direkte Konfrontation auch provoziert wird, mit dem man was erreichen will. Und das wird für die Mediation dann und für die Art und Weise eine wichtige Rolle spielen. Diese Intentionen sind, glaube ich, wirklich wichtig, um zu verstehen, was wir da machen, wenn wir da mediieren. Und jetzt haben wir sozusagen das Opfer im Mittelpunkt. Worum kann es für, und ich will mich gleich entschuldigen, wenn ich diese Begriffe nehme, weil sie aus dem Strafrecht stammen, Täter und Opfer. Wenn wir jetzt in mediative Gedankenkreise gehen, sind diese Begriffe schon wieder sehr fragwürdig und problematisch auch. Was kann das Opfer davon haben, eine Täter-Opfer-Ausgleich-Gespräch durchzuführen? Du sprichst an diese Problematik der Begriffe an Täter und Opfer. Im Gesetzestext heißt es ja so, da wird das so benannt Täter-Opfer-Ausgleich. Es gibt auch Diskussionen oder Bestrebungen oder Anregungen, das zu ändern. Ich bin selber in der Ausbildung tätig, da vermeiden wir auch Begriffe wie Täter-Opfer. Wir sprechen da von Tatbetroffenen und Tatverantwortlichen zum Beispiel, um eben diese Stigmatisierung da nicht gleich mit zu transportieren.
[13:54]Und da kann man sich vielleicht vorstellen, wenn man selber Opfer einer Straftat ist, dieser Begriff Opfer, der suggeriert schon Passivität, wenig Handlungsmöglichkeit, wenig Handlungswirksamkeit auch. Und deswegen, Worte machen auch Wirklichkeit, deswegen üben wir hier auch einen anderen Sprachgebrauch. Ich würde jetzt nie jemanden hier empfangen, der zum Vorgespräch kommt, der geschädigt da einer Sprachtat ist. Ja, Sie sind ja das Opfer einer Straftat. Das sind genau, das sind wirklich die Strafrechtsbegriffe. Und wenn man eben in mediativen Gesprächen geht, passen sie irgendwie nicht mehr. Passen sie nicht. Und Mediation, das muss man vielleicht auch verstehen, Täter-Opfer-Ausgleich ist der juristische Begriff. Die Methode dazu, das ist Mediation in Strafsachen.
[14:36]Von daher sind wir dann auch frei, andere Begriffe zu wählen und die Betreffenden anders hier anzusprechen. Du hast gefragt, was für einen geschädigten oder Tatbetroffenen Sinn das machen
[14:51]
Auswirkungen auf die Opferperspektive
[14:47]könnte, sich so einem Verfahren zu unterziehen oder sich daran zu beteiligen. Und das ist eben der Grundgedanke von Restorative Justice, dass man die Tat, die da einem passiert ist, bewältigen kann, dass man die integrieren kann. Weil es kann unter Umständen massive Nachwirkungen haben und das ist sehr individuell unterschiedlich. Das kann auch vermeintlich eine leichte Traftat sein, meinetwegen eine körperliche Aggression nachts nach einem Kneipenbesuch, aber die kann individuell sehr extreme Folgen haben. Und man muss auch bedenken, dass im Strafverfahren werden ja nicht die Interessen des Opfers unbedingt berücksichtigt, Sondern da ist der Staat, der Interessensgeber und der Leitgeber sozusagen, was da an Sanktionen ausgesprochen wird.
[15:34]Vielleicht kann ich dazu sagen, das ist so ein typischer Erstkontakt, den wir haben, wenn wir Betroffene anschreiben, ob die diese Option vielleicht für sich in Anspruch nehmen wollen. Wenn wir dann mit denen in Kontakt sind und ein Gespräch führen können, die haben oft Vorbehalte dieser Methode gegenüber. Wenn man dann mehr fragt, was ist denn ihr Interesse und die sagen dann, ja, ich möchte, dass der eine Strafe erhält, was ein total legitimes Interesse ist, das würde ich auch sagen, wenn mir irgendwas Schlimmes passieren würde durch eine andere Person. Und wenn man dann mal fragt, ja warum ist es auch eine typische Mediationsfrage, die in anderen Bereichen auch, der Familienmediation auch gestellt wird, wenn man dann fragt.
[16:13]Ja warum ist es wichtig für sie, dass der bestraft wird, dann höre ich auf die Antwort, ja ich möchte, dass der weiß, was der mir angetan hat. Und das ist dann wieder ein Interesse, das nicht unbedingt bei Gericht und im Gerichtsverfahren verwirklicht wird oder erzielt wird, aber das kann der bei uns machen, weil im direkten Austausch, aber auch im indirekten Austausch kann der also dem Tatverantwortlichen nochmal sehr eindrücklich nochmal schildern, was da angerichtet worden ist. Und das ist den Tatverantwortlichen oftmals nicht klar oder oftmals müssen sie sich damit nicht auseinandersetzen und das passiert bei uns. Das ist ein Interesse zum Beispiel, was wir hier verwirklichen können, abgesehen davon natürlich sowas wie Wiedergutmachung, restorative justice heißt ja auch wiedergutmachende Gerechtigkeit. Und das ist eben auch ein Element, was wir hier erreichen können, dass die beiden oder manchmal sitzen auch mehrere Beteiligte hier genau festlegen können, was brauche ich, damit diese Tat maximal wieder gut gemacht ist. Ja, da wird sozusagen, finde ich auch, diese Konfrontation unvermeidbar, weil wir eben doch auch erleben, dass wenn eine Straftat passiert ist und auch eine Strafe sozusagen erfolgt ist, ein Urteil erfolgt ist, dass noch lange nicht eben die anderen Dinge bereinigt wurden oder nicht.
[17:34]Also diese Justizidee, dass sie dafür auch sich zuständig fühlen muss, das Gemeinschaftsleben wieder in Ordnung zu bringen. Es reicht nicht aus, die Normverletzung zu bestrafen. Und du sagst ja auch, das Gemeinschaftsleben bei Restorative Justice zielt auch ab auf die Gemeinschaft, also dass nicht nur individuell zwischen einem Kern-Personen-Kreis Schädigungen, Normverletzungen passiert sind, sondern dass damit auch die Gemeinschaft geschädigt ist. Und das ist auch ein wichtiges Element der Restorative Justice. Der Täter-Opfer-Ausgleich ist sozusagen eine Methode im großen Feld der Restorative Justice-Maßnahmen. Da kann man jetzt sagen, bezieht die Gemeinschaft nicht unbedingt mit ein, was auch so ein Anspruch der Restorative Justice eigentlich ist. Aber in einzelnen Fällen können wir das doch machen.
[18:20]Wir haben halt die Freiheit durch dieses Setting als außergerichtliche Konfliktschlichtung sind wir relativ frei und können das nach den Interessen und Bedürfnissen der jeweilig Beteiligten hier organisieren und gestalten. Und da ist es manchmal auch nötig oder gut, wenn Menschen aus der Gemeinschaft oder aus einem weiteren sozialen Umfeld an diesem Prozess teilnehmen. Sei es Unterstützer auf Seiten der Tatbetroffenen, zum Beispiel Eltern im Jugendbereich haben wir das, Eltern oder auch Freunde zum Beispiel, die auch irgendwie von so einer Tat betroffen werden sein können. Gerade im Jugendbereich, wenn Peergroups da durch so einen Konflikt gesprengt werden oder eben nachfolgend nicht mehr eine gute Gemeinschaft bilden können. Ich will sozusagen auf eure Rolle da als Mediatorin und ich habe jetzt auch so verstanden, du bist nicht aus der Justiz heraus berufen, dann dieses Verfahren zu beginnen, sondern wirst als Externe mit dazugeholt. So könnte man das sagen. Ihr habt eine enge Verbindung, aber ihr seid jetzt nicht justiziell eingepflegt worden.
[19:25]Ich weiß gar nicht, wie man das nennt. Eingepflegt hört sich auch gut an. Wir ruhen uns immer damit, weil wir ein freier Träger sind. Das ist auch nochmal interessant, die die Mannschaft ist, der Fachstellen, der das überhaupt in Deutschland macht, der beauftragt ist. Aber wir sind sozusagen schon offizieller Partner hier der Justiz, die uns richtig den Auftrag geben. Also die schicken uns den Auftrag, bitte führen Sie in diesem Fall einen Täter-Opfer-Ausgleich zu. Das sind nicht die einzigen Auftraggeber, sondern wir haben auch Selbstmeldung sozusagen.
[19:55]Personen, die sich aus Eigeninitiative, weil sie von diesem Verfahren wissen, was leider nicht so populär ist oder im Allgemeinwissen ist, aber die uns anrufen und sagen, ich möchte als Tatbetroffene hier so ein Verfahren haben, weil ich das für mich als gut ansinne und ich möchte das gerne machen. Also auch diese Auftraggeberseite haben wir. Ah ja, das wäre sozusagen nochmal der Gegenpol zu dem, in dem ich hinsteuern wollte. Und das mache ich sozusagen in guter juristischer Tradition vom Gesetzestext aus. Heißt bei uns immer so ein Blick ins Gesetz fördert die Rechtsfindung. Und da lese ich beim 46a Täter-Opfer-Ausgleich, hat der Täter in dem Bemühen, einen Ausgleich mit dem Verletzten zu erreichen, sogenannter Täter-Opfer-Ausgleich, sein Bemühen, einen Ausgleich zu erreichen.
[20:36]Seine Tat ganz oder zum überwiegenden Teil wieder gut gemacht oder deren Wiedergutmachung ernsthaft erstrebt. Also das reicht auch aus dann. Oder in einem zweiten Fall, so kann das Gericht die Strafe mildern. Oder wenn keine höhere Strafe als Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen verwirkt ist, von Strafe absehen. Also Strafmilderung und der Kern ist, es ist für den Täter da vom Gesetzes wegen. Also es geht um den Täter. Er darf, er kriegt eine Wiedergutmachungsmöglichkeit, um seine Strafe zu mildern oder sogar auch ganz davon abgesehen wird.