INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“
#231 GddZ
Friedensbewegung, Mediationsaufkommen und die Rückkehr des Krieges – und was nun?!
Was bedeutet die Rückkehr des Krieges in Europa für die Profession von Mediation?
Im Gespräch mit Tilman Metzger
Jurist, Mediator der ersten Stunde in Deutschland und passionierter Klärungshelfer; Ausbilder für Mediation und Klärungshilfe; Mitbegründer des Bundesverbandes Mediation; Schwerpunkte: Konfliktbearbeitung in Organisationen, mit Sascha im Mediatorenpool der Fraunhofer Gesellschaft verbunden.
Kleine Reihe: Gesellschaftspolitische Konfliktlagen
Inhalt
Kapitel:
Inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode des Podcasts „Gut durch die Zeit“ lade ich den erfahrenen Mediator Tilman Metzger ein, um über das Selbstverständnis von Mediatoren zu sprechen. Wir beleuchten, wie die Herausforderungen von Konflikten, insbesondere im Kontext von Kriegen, unser Verständnis und unsere Herangehensweise an die Mediation beeinflussen. Tilman bringt seine umfangreiche Erfahrung aus der Friedensmediation, die er seit den 80ern in verschiedenen Krisengebieten gesammelt hat, ein und teilt mit uns seine Einsichten über die Transformation der Mediationsprofession im Laufe der Jahre.
Wir beginnen mit einer Diskussion über Tilman’s frühe Erlebnisse in der Friedensbewegung und seine ersten Schritte in der Mediation während des Nordirland-Konflikts. Diese Erfahrungen haben ihm nicht nur geholfen, seine Fähigkeiten als Mediator zu entwickeln, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Dynamik von Konflikten und die Notwendigkeit von gewaltfreier Konfliktbearbeitung zu erlangen. Tilman erklärt, wie er in den Krisenzeiten erkannt hat, dass Mediation nicht nur ein berufliches Werkzeug, sondern auch eine persönliche Berufung ist.
Ein zentrales Thema unserer Konversation ist der Wandel in der Mediation. Tilman reflektiert über die Entwicklungen seit den 80er Jahren bis heute und die Herausforderungen, mit denen Mediatoren konfrontiert sind, wenn es darum geht, das eigene Selbstverständnis und die ethischen Grundsätze zu bewahren. Wir sprechen über das Mediationsgesetz in Deutschland und dessen Auswirkungen auf die Berufspraxis. Tilman hebt hervor, dass trotz der gesetzlichen Rahmenbedingungen das grundlegende Prinzip, dass Mediatoren verantwortungsvoll handeln und orientiert bleiben müssen, nicht verloren gehen darf.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Einfluss aktueller geopolitischer Ereignisse, insbesondere des Ukraine-Konflikts, auf das Selbstverständlichkeitsbewusstsein von Mediatoren. Tilman und ich diskutieren die moralischen Dilemmata, die sich ergeben, wenn es darum geht, als Mediator in Konflikten zu agieren, in denen Fehlverhalten und Aggressionen offenkundig sind. Wir hinterfragen die Rolle von Mediatoren in einem Umfeld, in dem militärische Auseinandersetzungen und die Notwendigkeit von Verteidigungsstrategien immer präsenter werden.
Die Diskussion führt uns zu der Frage, ob und wie sich der Bundesverband Mediation in politische Debatten einbringen sollte, ohne die Neutralität und Integrität der Mediation zu gefährden. Wir überlegen, wie wichtig es ist, dass Mediatoren eine klare Trennlinie zwischen ihrer persönlichen Meinung und ihrer professionellen Rolle ziehen, um die vielfältigen Perspektiven und Bedürfnisse ihrer Klienten zu respektieren.
Abschließend betonen wir die Notwendigkeit, den Dialog innerhalb der Mediationsgemeinschaft offen zu halten und die unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungen zu akzeptieren, um die Profession weiterzuentwickeln. Diese Episode bietet wertvolle Einblicke in die komplexen Herausforderungen und ethischen Überlegungen, mit denen Mediatoren heute konfrontiert sind und lädt dazu ein, über die eigene Praxis nachzudenken.
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