INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“
#228 GddZ
Friede oder Freiheit – oder was geht hier vor sich?
Im Gespräch mit Dr. Ilko-Sascha Kowalczuk
- deutscher Historiker und Publizist
- geb. 1967 in Berlin (Ost)
- studierte Geschichte an der HU-Berlin, Promotion an der Universität Potsdam.
- 1995 bis 1998 ehrenamtliches sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozess der deutschen Einheit“.
- 1998-2000 wissenschaftlicher Referent in der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
- Autor zahlreicher Publikation, u.a. „17. Juni 1953“, „Die Übernahme. Wie Ostdeutschland Teil der Bundesrepublik wurde“, „Stasi konkret. Überwachung und Repression in der DDR“, „Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR“, sein Opus Magnum zur Biografie Walter Ulbrichts (2024/2025)
- 2024 „Freiheitsschock. Eine andere Geschichte Ostdeutschlands von 1989 bis heute“.
In einer Diktatur gibt es keine Politik; deshalb heißen die auch nicht Politiker.
In Diktaturen gibt es Funktionäre, weil die funktionieren.
In Diktaturen gibt es Ideologie, aber keine Politik, keine öffentliche Aushandlung öffentlicher Fragen.
Kleine Reihe: gesellschaftspolitische Konfliktlagen
Freiheit wird in der Freiheit verraten.
Inhalt
Kapitel
0:24 Einführung in die heutige Episode
1:43 Die Herausforderungen der Mediatoren
5:24 Ilko Sascha Kowalczuk und seine Perspektive
7:40 Der Einfluss der Diktatur auf Politik
10:07 Die 90er Jahre im politischen Kontext
13:18 Historische Zusammenhänge und aktuelle Entwicklungen
15:43 Die digitale Revolution und ihre Folgen
23:23 Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine
25:59 Der Konflikt zwischen Aggressor und Verteidiger
33:18 Die Verteidigung des westlichen Liberalismus
40:14 Die Bedrohung durch autoritäre Tendenzen
46:51 Engagement für Freiheit und Demokratie
53:19 Die Sehnsucht nach einfacher Harmonie
57:00 Abschluss und Ausblick auf die Zukunft
Inhaltliche Zusammenfassung
In dieser besonderen Episode habe ich den **Historiker Ilko Sascha Kowalczuk** eingeladen, um über die aktuellen gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu sprechen, die auch für Mediatoren und Konfliktberater von Bedeutung sind. Wir diskutieren, wie sich der Umgang mit Konflikten verändert, insbesondere im Licht des russischen Angriffs auf die Ukraine und der zunehmenden politischen Verwerfungen in Deutschland, vertreten durch die Wahlerfolge der AfD und anderer populistischer Bewegungen.
Kowalczuk bringt seine Perspektive als jemand ein, der in der DDR aufgewachsen ist und Konflikte mit autoritären Systemen erlebt hat. Er beschreibt seine persönlichen Erfahrungen, die ihn dazu motiviert haben, Historiker zu werden, und diskutiert die tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen, die durch die Wiedervereinigung Deutschlands und den Zerfall der Sowjetunion ausgelöst wurden. Die Auswirkung dieser historischen Ereignisse auf das heutige politische Klima wird deutlich, und es wird klar, dass das Verständnis von Geschichte für das Begreifen gegenwärtiger Konflikte unverzichtbar ist.
Ein zentrales Thema unserer Diskussion ist die Herausforderung, die die digitale Revolution für das politische und gesellschaftliche Miteinander darstellt. Kowalczuk weist darauf hin, dass der Einfluss von sozialen Medien und digitalen Plattformen das Kommunikationsverhalten und die Wahrnehmung von Realität erheblich verändert hat. Diese Veränderungen führen oft zu einer Polarisation, die es schwierig macht, einen konsensualen Dialog zu führen. Die Sehnsucht nach Harmonie und Frieden, die viele Menschen empfinden, kann in einem autoritären Kontext schnell in eine Diktatur der Mehrheit umschlagen, wo die Bedürfnisse von Minderheiten ignoriert werden.
Wir reflektieren die Rolle der Mediatoren in diesem Spannungsfeld. Ist es unsere Aufgabe, die Harmonie wiederherzustellen, oder sollten wir uns darauf konzentrieren, die Bedingungen für einen echten, rechtmäßigen Dialog zu schaffen? Kowalczuk argumentiert, dass Konflikte nur dann nachhaltig gelöst werden können, wenn wir die zugrunde liegenden Machtstrukturen und historischen Kontexte verstehen. Dabei wird deutlich, dass ohne Freiheit und die Fähigkeit, in einem demokratischen Rahmen zu verhandeln, keine wirkliche Konfliktlösung möglich ist.
Abschließend ziehen wir die Verbindung zwischen diesen historischen, gesellschaftlichen und digitalen Dynamiken und der Praxis der Mediation. Es wird klar, dass die Reflexion über die eigene Position und die Auseinandersetzung mit der Geschichte nicht nur für Historiker von Bedeutung sind, sondern auch für Mediatoren, die in einer zunehmend komplexen und konfliktbeladenen Welt arbeiten. Diese Episode fordert dazu auf, über die Gegenwart nachzudenken und die eigenen Methoden und Ansätze im Umgang mit Konflikten kritisch zu hinterfragen.
Hinterlasse einen Kommentar