INKOVEMA-Podcast „Episoden der Mediation“

#14 EdM – Die Kontraktphase einer Mediation

Was – alles – geschehen muss, ehe es zu einer Mediation kommt und warum das gut so ist…

Episoden der Mediation. Der Podcast zu den praktischen Fragen zur Mediation und des Konfliktmanagements.

Herzlich Willkommen zu den EdM, 

dem Lehrstream von INKOVEMA zu den praktischen Fragen der Mediation und und des Konfliktmanagements. 

Hier werden Praxissituationen der Mediation, aber auch von Coachings und Konfliktberatungen erläutert, reflektiert und eingeordnet.

Element Nr. 10 – Phasen der Mediation

Einführung

Die Kontraktphase umfasst den Zeitraum von der Kontaktaufnahme bis hin zum Abschluss eines Mediatorvertrags, der freilich auch mündlich zustande kommen kann. Der Mediatorvertrag begründet den Auftrag an den Dritten, im Wege einer Mediation die Konfliktbearbeitung der Parteien strukturierend durchzuführen, damit diese eine konfliktklärende Entscheidung treffen können.

Regelmäßig bedarf es zusätzlich eines Mediationsvertrages, also die Abrede der Konfliktparteien, dass sie ihren Konflikt mit Hilfe eines Mediators in einer Mediation bearbeiten wollen. Meistens wird das konkludent mit erklärt, wenn eine Mediationsperson angefragt und beauftragt wird. Hier sei es aber ausdrücklich mit benannt.

Manchmal, aber viel zu selten, haben die Konfliktparteien diese Absprache bereits getroffen, ganz selten auch bereits vor dem Konfliktaufkommen. In diesem Falle haben sie eine Mediationsabrede, eine sog. Mediationsklausel getroffen und in ihre vertraglich geregelte Lebens- oder Arbeitsbeziehung als präventive Maßnahme für einen möglichen Konflikt vorab geregelt.

Zu Fällen aus der Praxis Mediationsklauseln:

  • Trennungsmediation
  • Arbeitsverträge
  • Projektverträge
  • Deal Mediation (Mediation ohne Konflikt) .Hierzu gern die Episode Deal-Mediation mit meinem Kollegen Dr. Jörg Schneider-Brodtmann (Gut durch die Zeit #47).

Kontextsituation der Kontraktphase einer Mediation

  • Anfrage infolge eines Konflikts
  • Rolle und Aufgabe:
  • Empfehlung – Selbstverständnis als Konfliktberater weiter fassen, sozusagen als Anlaufstelle in Konfliktsituationen

Ziel ist es, das beste KM-Verfahren zu wählen.

  • Positionierung am (Berater-)Markt: Es lohnt sich, hier in aller Nüchternheit mit einer Offenheit in die Kontraktphase zu gehen, statt mit persönlicher Verliebt-  für und Fokussiertheit auf die Mediation.

Die Besonderheit dieser Kontraktphase wird genau an dieser Stelle deutlich: Die dritte Person ist Verhandlungspartner in einem Beratungsgespräch, bei dem ihre eine besondere Fachkompetenz für KM-Verfahren zugeschrieben wird – und dass sich in ein Verkaufsgespräch zu einem bestimmten KM-Verfahren entwickeln und eben diese dritte Person auch persönlich durchführen darf. ABER DAS IST KEINE SELBSTVERSTÄNDLICHKEIT.

Hilfreiches TA-Konzept für diese Rolle: Die 3P’s von Pat Crossman (Siehe hierzu die „33 TA-Konzepte für die Mediation“, Nr. 22 (https://inkovema.de/blog/33-ta-konzepte-fuer-die-mediation/#section22))

Welche Fallkonstellationen sind denkbar:

  • Einzelanfrage: hier fragt nur eine Person nach, will sich erstmal erkundigen, was es so gibt und wie das möglicherweise geht. Manchmal ist die andere Konfliktpartei auch informiert oder einverstanden mit dieser Kontaktaufnahme und inhaltlichen Nachfrage. Hier stellt sich immer die Frage, wenn es eine Mediation werden könnte und damit die andere Partei angefragt werden muss, wer das übernimmt: die anfragende KP oder die potenzielle Mediationsperson? Beides hat seine Vor- und Nachteile. (DAZU Episode #3 dieses Podcasts!)
  • Eher selten, aber möglich ist, dass beide KP gemeinsam anfragen. Schöne Situation, aber wie gesagt, eher selten.
  • Viel häufiger in meiner Praxis: Potenziell anordnende Organisationsverantwortliche fragen an (Führungs- und Leitungskräfte in Organisationen); Hier sind die Besonderheiten zu beachten, die ich bereits in Episode #4 dieses Podcasts besprochen habe.
  • Selten aktive Bystander (Nachbarn, Teammitglieder etc.), die als Konfliktbeobachter sich nach einer Mediation erkundigen wollen.

1. Was ist das passende Verfahren?

  • Konfliktcoaching,
  • Konfliktmoderation im Team
  • Mediation,
  • Schlichtung
  • Rechtsgerichtete Verfahren (z. B. Einigungsstelle im Arbeitsrecht zw. den Sozialpartnern; Ombudsverfahren z.B. bei Streitigkeiten über die gute wissenschaftliche Praxis oder Compliance-Verfahren oder Gerichtsverfahren)

2. Sofern Mediation das Verfahren der Wahl ist: Wie ist die anvisierte Mediation konkret auszugestalten?* Relavant könnte z.B die Frage werden, inwiefern fachliche Empfehlungen, Überprüfungen und fachlicher Rat erwünscht sind, also welcher Mediationsstil vereinbart wird und welche Vertraulichkeitsintensitäten etc.

Vielschichtigkeit dieser Phase: Mediator ist ein interessierter Verhandlungspartner, der an bestimmten KM-Verfahren mehr Interesse hat als an anderen – und genau deshalb die Mediation als eine Möglichkeit offenhalten muss, ohne sie schon als gesetzt zu behandeln (z.B. Nicht-Anwaltsmediatorinnen sind an Rechtsverfahren nicht interessiert; für Anwältinnen mögen Rechtsberatungen und -prozesse ökonomisch wertvoller und berechenbarer sein als eine Mediation, die womöglich schon nach einer Stunde beendet ist. Hier seine Mediations- und Konfliktberatungspraxis mit einem unternehmerischen Verständnis, das fachliche und persönliche Kompetenzzuschreibung fördert, ist nicht ganz einfach, sondern höchst voraussetzungsreich.)