INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#135 – Von der dunklen Triade des Menschen zum D-Faktor der Persönlichkeit

Der Einfluss der dunklen Seiten einer Persönlichkeit in Coachings, Mediationen und sonstigen Beratungen.

Im Gespräch mit Günther Mohr

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Günther Mohr, Diplom-Volkswirt, Diplom-Psychologe, Lehrberechtigter Transaktionsanalytiker, Senior Coach DBVC und BDP, Supervisor BDP, Mediator, Scrum-Master, Zen-Lehrer, Autor zahlreicher Fachbücher

Inhalte:

Die menschliche Persönlichkeit ist eine komplexe Mischung aus Eigenschaften, die unsere Denkweisen, Emotionen und Verhaltensweisen prägen. Während die meisten Menschen bestrebt sind, positive Charakterzüge zu kultivieren, gibt es auch eine dunklere Seite, die von der Dunklen Triade und dem D-Faktor repräsentiert wird. Diese Konzepte werfen ein Licht auf die weniger bewundernswerten Aspekte der menschlichen Natur und haben das Interesse von Psychologen und Forschern auf der ganzen Welt geweckt. Auch für die Mediation, im Coaching und sonstigen Beratungen haben diese Aspekte des Menschen eine große Bedeutung und wir Beraterinnen sollten mit den Konzepten, aber vor allem auch unserem eigenen Mischungsverhältnis vertraut sein.

Die Dunkle Triade besteht aus drei Persönlichkeitsmerkmalen: Machiavellismus, Narzissmus und Psychopathie. Machiavellismus bezieht sich auf eine manipulative und rücksichtslose Einstellung gegenüber anderen, während Narzissmus eine übermäßige Selbstliebe und ein Bedürfnis nach Bewunderung beschreibt. Psychopathie hingegen zeichnet sich durch eine geringe Empathie und ein impulsives Verhalten aus. Obwohl diese Merkmale unabhängig voneinander existieren können, sind sie oft miteinander verbunden und können zu einer destruktiven Kombination führen.

Um diese dunklen Merkmale zu quantifizieren, haben Forscher den D-Faktor entwickelt. Der D-Faktor steht für den Dark Factor of Personality (deutsch: der dunkle Faktor der Persönlichkeit) und dient als übergeordnetes Konstrukt, das die gemeinsame Varianz der drei dunklen Persönlichkeitsmerkmale erfasst. Mit anderen Worten: Je höher der D-Faktor einer Person ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie eine ausgeprägte Dunkle Triade aufweist.

Forscher der ehemaligen Universität Landau-Koblenz haben versucht, diesen D-Faktor zu quantifizieren – und 9 Merkmale herausgeschält:

(Link zu den Archivseiten der Universität Landau-Koblenz: https://www.uni-koblenz-landau.de/de/aktuell/archiv-2018/studiedfaktor)

  • Egoismus: Egoismus beschreibt eine starke Selbstzentriertheit, bei der eine Person vorrangig ihre eigenen Interessen und Bedürfnisse verfolgt und weniger Rücksicht auf die Interessen anderer nimmt.
  • Gehässigkeit: Gehässigkeit bezeichnet eine feindselige, boshaftige und aggressive Einstellung gegenüber anderen Menschen, oft begleitet von einem Wunsch, anderen Schaden zuzufügen.
  • Machiavellismus: Dieses Merkmal ist Teil der Dunklen Triade und bezieht sich auf eine manipulative und strategische Einstellung, bei der eine Person andere ausnutzt, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
  • Moralische Enthemmung: Moralische Enthemmung bezieht sich auf das Fehlen oder die Schwächung moralischer Bedenken und Hemmungen, die es einer Person ermöglichen, unethische oder schädliche Handlungen zu rechtfertigen oder auszuführen.
  • Narzissmus: Auch ein Teil der Dunklen Triade, beschreibt Narzissmus eine übermäßige Selbstliebe, Selbstbezogenheit und ein starkes Bedürfnis nach Bewunderung und Anerkennung.
  • Psychopathie: Ein weiteres Element der Dunklen Triade, Psychopathie bezieht sich auf eine geringe Empathie, mangelnde Reue oder Schuldgefühle und ein impulsives Verhalten.
  • Sadismus: Sadismus ist das Vergnügen, das eine Person daraus zieht, andere zu quälen, zu erniedrigen oder zu verletzen.
  • Selbstbezogenheit: Selbstbezogenheit beschreibt eine starke Konzentration auf das eigene Selbst und die eigenen Interessen, häufig auf Kosten anderer.
  • Übertriebene Ansprüchlichkeit: Übertriebene Ansprüchlichkeit bezeichnet eine Tendenz, übermäßige Erwartungen an sich selbst oder andere zu haben und nicht leicht zufrieden zu sein.

Wer selbst herausfinden möchte, wie stark der eigene D-Faktor ausgeprägt ist, kann dies kostenlos über einen Online-Fragebogen herausfinden, den die Wissenschaftler im Internet zur Verfügung stellen: https://qst.darkfactor.org/

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle diese Faktoren zu jeder Zeit oder in jeder Situation als negativ oder destruktiv angesehen werden müssen. Einige Maßnahmen von Selbstbezogenheit oder Ansprüchlichkeit können in bestimmten Situationen oder Kontexten durchaus angebracht sein. Dennoch können einige dieser Merkmale, insbesondere wenn sie in extremen Ausprägungen auftreten, zu problematischem Verhalten oder zwischenmenschlichen Schwierigkeiten führen. Die Forschung zur Persönlichkeit und den damit verbundenen Faktoren ist ein vielschichtiges Gebiet, und es ist wichtig, die Nuancen und Kontexte zu berücksichtigen, um ein umfassendes Verständnis zu entwickeln – und dieses für das entsprechende Beratungssetting fruchtbar zu machen.

Literatur: 

  • Moshagen, M., Hilbig, B. E., Zettler, I.: The Dark Core of Personality. In: Psychological Review, Vol 125(5), Oct 2018, 656-688; dx.doi.org/10.1037/rev0000111