INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#4 – Transformative Mediation. Im Gespräch mit Christian Hartwig.

Was Transformative Mediation ausmacht und welche Techniken besonders wichtig sind.

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Christian Hartwig, Mediator und Ausbilder des Bundesverbandes Mediation sowie zertifiziert vom US-amerikanischen Institute for the Study of Conflict Transformation, begründet von R. Bush und J. Folger, erläutert, was Transformative Mediation ausmacht, welche Techniken wichtig sind und ob es Grenzen für diese Vorgehensweise in der Konfliktvermittlung gibt. Vom U.S. amerikanischen „Institute for the Study of Conflict Transformation“ (ISCT) ist er als Transformativer Mediator™ zertifiziert und ist die Ansprechperson des Institutes zur Anwendung und Verbreitung der Methode im deutschsprachigen Raum.

Inhalte:

Transformative Mediation (TM):

Grundannahmen, Zwecke, Ziele, Techniken und Tools

  • Abgrenzung Transformativer Mediation zu problemlösungsorientierter Mediation (inkl. Harvard-Verhandlungskonzept nach Fischer/Ury und Gewaltfreier Kommunikation nach Rosenberg)
  • Lehrbücher: Promise of Mediation von Bush/Folger (1994) u.a.m.

Was macht TM aus?

  • Keine Agenda vorgeben, sondern dem Gespräch der Parteien folgen, d.h. die Landkarte mit allen Themen hochhalten, die sie während des Gesprächs zeichnen und dafür sorge, daß auch nur die Parteien bestimmen, was, wann und wie besprochen wird.
  • Hauptaugenmerk des Mediators liegt auf Wahrnehmen und Anbieten von Gelegenheiten für Empowerment (Selbstbefähigung) und Recognition (Anerkennung) Verschiebungen. Verschiebung kennzeichnen sich durch die steigende Fähigkeit, gute Entscheidungen zu fällen und gegenseitige Anerkennung zu geben.
  • Ziel ist eine Verbesserung der Qualität in der Kommunikation (von destruktiv zu konstruktiv).
  • Vier effektive Interventionstechniken:
  1. Spiegeln (Vollständige Wiedergabe der Aussagen)
  2. Check-in bedeutet, Entscheidungen über den Inhalt (z.B. wie sie etwas gesagt bzw. gemeint habe) als auch über den Gesprächsverlauf (wie geht es jetzt weiter?) sichtbar machen und sicherstellen, daß nur die Parteien diese Entscheidungen fällen. 
  3. Zusammenfassen der Themen in den Uneinigkeit und Einigkeit besteht und Wiedergabe der jeweiligen Parteienaussagen zu den kontroversen Themen.
  4. Herausnehmen, Zurücknehmen (Laufenlassen, Sich-rausnehmen wenn die Interaktion einen konstruktiven Charakter annimmt und die Parteien damit beginnen, auf Informationen des Gegenüber einzugehen, anzuknüpfen, etc.)

Grundannahme der Transformativen Mediation:

Wir mögen uns nicht im Konflikt, lehnen uns und den anderen ab und tun Dinge, die uns eigentlich nicht gefallen. Der Konflikt destabilisiert und belastet uns in unserer Fähigkeit, gute Entscheidungen zu fällen und die Perspektive des Gegenüber einzunehmen. Aber genau das wollen und können wir auch. Eine nicht-direktive Haltung des Vermittlers verbunden mit entsprechenden Interventionen  stärken die Selbstbestimmung und den Dialog und bietet einen geeigneten Raum für die Transformation von Konflikten.

Grenzen der Transformativen Mediation?

Welche Grenzen es für diese Art der Vermittlung in der Praxis gibt?  Die Grenzen werden im Grunde genommen von den Parteien selbstbestimmt festgelegt. Dadurch, daß die Parteien selbst den Inhalt und Verlauf der Sitzungen bestimmen, ist das Ergebnis im höchsten Maße selbstbestimmt. Oftmals enden die Mediationen mit einer gemeinsamen Vereinbarung, doch gerade der erhöhte Grad eines Verständnisses über die unterschiedlichen Sichtweisen hat einen hohen Wert. Selbst wenn noch große Differenzen bestehen oder neue hinzukommen, so sind die Parteien wieder in die Lage, damit konstruktiv umzugehen.