INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#13 – Paraphrasieren gesprächslinguistisch untersucht. Im Gespräch mit Hans Nenoff

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Sascha Weigel geht im Gespräch mit dem Sprechwissenschaftler und Mediator Hans Nenoff dem Paraphrasieren – gesprächslinguistisch – auf den Grund. Sie folgen den Funktionen und Zielen des steten Wiederholens und Verständnisabsicherns durch die Mediator*innen und kommen nicht zuletzt dem Mythos auf die Spur, dass Mediator*innen sehr wohl inhaltlichen Einfluss auf die Konfliktgespräche nehmen. Obschon diese Einflussnahme unterhalb der juristischen Wahrnehmungsschwelle ist und auch nicht die Verantwortlichkeitsverteilung für das Mediationsergebnis grundlegend irritiert, erscheint doch das Mantra von Mediator*innen, dass sie keine Lösungsvorschläge (ein-)brächten, zumindest ergänzungswürdig.

Methode:

Die Ergebnisse sind empirisch mit Hilfe gesprächsanalytischer Methoden gewonnen. Die Analyse folgt der Grundannahme, dass Mediationsgespräche (wie alle anderen Gespräche) Abbild einer strukturierten sozialen Ordnung sind und die Beteiligten diese Ordnung Moment für Moment herstellen. Dementsprechend kann auch die Analyse Moment für Moment die Prinzipien aufdecken.

Ergebnisse:

    • Im Mediationsprozess treten Reformulierungen sehr vielfältig auf (in der Fachliteratur für Mediations- und Gesprächsforschung sind die Termini Paraphrasieren und Verbalisieren geläufiger):
      • als wortwörtliche Wiederholung
      • als ein Hervorheben einzelner inhaltlicher Segmente
      • als ein Umformulieren und Erweitern von Gedanken
    • Paraphrasen erfüllen sehr unterschiedliche Funktionen:
      • wortwörtliche Paraphrasen ermuntern zum Weitersprechen
      • Hervorheben dient der Verständnissicherung und der Präzisierungsarbeit; außerdem ist es ein wichtiges Instrument für die Mediator*in, um den Gesprächsfluss in Gang zu halten
      • Umformulieren dient der inhaltlichen Vertiefung, da die Konfliktperson die Inhalte in der Regel ausführlich elaboriert
  • Grafische Zusammenfassung:
  • In der Abbildung werden die Formen und Funktionen von Reformulierungen im Mediationsprozess dargestellt

Quelle: Nenoff, 2020, 175.

besprochene Literatur:

  • Hans Nenoff: Wortwörtliche Paraphrasen im Mediationsprozess. Ein gesprächsanalytischer Beitrag, in: Kriegel-Schmidt, K. (Hrg.), Mediation als Wissenschaftszweig. Im Spannungsfeld von Fachexpertise und Interdisziplinarität, Nomos-Verlag 2017. (Verlagslink)
    • (Dieser Beitrag illustriert die Ressourcen gesprächsanalytischer Methoden für die Analyse des Mediationsprozesses. Am Beispiel wortwörtlicher Paraphrasen wird dargestellt, wie mit Hilfe der Gesprächsanalyse ein vertieftes Verständnis über Formen und Funktionen von Interventionen aus dem Mediationsprozess gewonnen und für die professionelle Arbeit rückgebunden werden kann. Der Beitrag zeigt, dass wortwörtliche Paraphrasen von den mediierenden Personen systematisch angewandt werden und dabei durchaus eine Reihe nützlicher Funktionen leisten: Sie dienen als Rückmelder, Fortsetzer, Vorbereiter und Fokussierer.)
  • Hans Nenoff: Reformulierungsverfahren im Mediationsprozess. Dissertation. Jena. 2020.
    • [Hierzu gibt es sicher bald einen Link über die Thüringer Landesbibliothek]

Links:

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