INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#110 – Mobbing und Mediation

Wann kommt bei Mobbingvorwürfen Mediation als Konfliktbearbeitungsverfahren zum Zug?

Im Gespräch mit Prof. Dr. Christa Kolodej (Wien)

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Prof. Dr. Christa Kolodej: Lebt in WIEN, lehrt an der Karl Franzens Universität Graz, studierte Psychologie und Soziologie, Fachbuchautorin

Inhalte:

Im Gespräch mit Frau Professorin Kolodej beleuchtet das Gespräch die Frage, inwieweit Mediation ein angemessenes Konfliktbearbeitungsverfahren in Mobbingfällen ist, unter welchen Bedingungen es zum Tragen kommt und worauf Mediator*innen achten müssen. Frau Kolodej arbeitet, forscht und publiziert seit drei Jahrzehnten zum Thema und erläutert im Gespräch die Entwicklungen vor allem in Österreich. Einige Parallelen und Unterschiede zu Deutschland werden ebenfalls angesprochen.

Zu Mobbing generell

Mobbing ist ein ernstes Problem, das viele Menschen in Schulen, Arbeitsplätzen und sogar in ihren eigenen Gemeinden betrifft. Es beinhaltet das absichtliche und dauerhafte Ausüben von Macht und Kontrolle über eine andere Person – durch Worte oder Handlungen. Mobbing kann sowohl von einer einzelnen Person als auch von einer Gruppe ausgeübt werden.

Einige der häufigsten Formen von Mobbing sind verbaler Missbrauch, soziale Ausgrenzung, Belästigung und Bedrohungen. Verbaler Missbrauch beinhaltet beleidigende oder demütigende Worte, soziale Ausgrenzung beinhaltet das Ausschließen einer Person von Gruppenaktivitäten oder das Verbreiten von Gerüchten über sie, Belästigung beinhaltet das Wiederholte Verhalten, das unangenehm oder bedrohlich ist und Bedrohungen beinhalten Drohungen gegen die Sicherheit oder das Wohlbefinden einer Person.

Das Opfer von Mobbing kann sowohl körperliche als auch psychische Auswirkungen haben. Körperliche Symptome können Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme und sogar körperliche Verletzungen umfassen. Psychische Symptome können Angst, Depressionen, Selbstzweifel und sogar Suizid-Gedanken umfassen.

Es ist wichtig zu wissen, dass Mobbing nicht nur Kinder und Jugendliche betrifft, sondern auch Erwachsene an Arbeitsplätzen und sogar in der Gemeinde. Arbeitsplatzmobbing kann Karriere- und finanzielle Auswirkungen haben, während Mobbing in der Gemeinde dazu führen kann, dass Menschen sich unsicher fühlen, sich zu engagieren oder sich zu treffen.

Um Mobbing zu verhindern und zu bekämpfen, ist es wichtig, dass Erwachsene und Führungskräfte sensibilisiert werden und dass sie auf Mobbing reagieren, wenn sie es sehen oder davon erfahren. Schulen, Arbeitsplätze und Gemeinden sollten auch Anti-Mobbing-Richtlinien und -Programme implementieren, um das Bewusstsein zu schärfen und das Verhalten zu ändern.

Die Forschung war nie auf der Suche nach der „Mobbing-Persönlichkeit“!

Literatur:

  • Kolodej, C. (2018): Mobbing, Psychoterror am Arbeitsplatz und in der Schule. Facultas, Wien (3. erweiterte Auflage).
  • Kolodej, C. (2008): Mobbingberatung. Fallbeispiele und Lösungen für BeraterInnen und Betroffene. WUV. Wien.
  • Kolodej, C. (2018): Psychologische Selbsthilfe bei Mobbing. Zuversicht, Vertrauen, Veränderung. Springer, Wiesbaden.
  • Kolodej, C. (2019): Strukturaufstellungen für Konflikte, Mobbing und Mediation. Vom sichtbaren Unsichtbaren, Springer Gabler, Wiesbaden (2. erweiterte Auflage).
  • Kolodej, C. & Smutny, P. (2020): Führungs- und Organisationsverantwortung bei Mobbing. Psychologische und juristische Analysen und Empfehlungen. Springer Gabler Verlag, Wiesbaden.
  • Kolodej, C. & Ertl S. (2022): Mediation mit Stellvertretung und Gewaltfreie Kommunikation. Von den Möglichkeiten des Miteinander. Springer Gabler, Wiesbaden.