INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

##120 – Friedensmediation. Welchen Stellenwert hat Friedensmediation in Kriegszeiten.

Was tun in Kriegszeiten, wenn es nicht realistisch ist, eine Mediation mit dem Ziel zu starten, über Krieg und Frieden zu verhandeln?

Im Gespräch mit Wolfgang Sporrer

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Wolfgang Sporrer:

  • Österreicher, Studium Internationaler Beziehungen an der John-Hopkins-Universität
  • Einst Diplomat in Diensten der OSZE
  • Praxiserfahrener Friedensmediator als Abteilungsleiter für die humanitäre Dimension der OSZE-Mission in Kiew,
  • Politischer Berater der EU-Delegation in Moskau, zuvor eingesetzt in Kroatien, Bosnien, Herzegowina und im Kosovo.
  • Lehrt heute Konfliktmanagement an der Hertie School in Berlin.

Inhalte:

Friedensmediation bezeichnet die von allen Seiten akzeptierte, auf Basis von Freiwilligkeit erfolgende Konfliktvermittlung durch eine Drittpartei in formellen und informellen Verhandlungs- und Dialogprozessen. Die Einsatzmöglichkeiten erstrecken sich von der Konfliktprävention über die Begleitung von Waffenstillstandsverhandlungen bis zur Umsetzung von Abkommen und damit verbundenen politischen Reformprozesse auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen (sog. “Tracks”).

Friedensmediation ist ein wichtiger Ansatz, um Konflikte auf der ganzen Welt zu lösen. Die Methode der Friedensmediation beinhaltet die Einbeziehung von unparteiischen Dritten, die dabei helfen, die Konfliktparteien zu unterstützen, ihre Differenzen zu überwinden und eine friedliche Lösung zu finden.

Man muss sich für die Friedensmediation ein realistisches Ziel setzen. Das ist im Krieg Russland gegen Ukraine aktuell unmöglich. 

Was allerdings ein realistisches Ziel ist, für Zivilisten einen kurzzeitigen lokalen Waffenstillstand für die Aussaat zu organisieren, denn keine der beiden Seiten hat von der unterlassenen Aussaat keinen Kriegsvorteil.

Friedensmediation ist ein Prozess, der darauf abzielt, Konflikte zwischen zwei oder mehr Parteien zu lösen. Der Mediator fungiert dabei als Vermittler zwischen den Parteien, um eine friedliche Lösung zu erreichen. Die Friedensmediation kann auf verschiedenen Ebenen stattfinden, einschließlich internationaler Konflikte, innerstaatlicher Konflikte oder zwischen Individuen und Gruppen. Indem sie die Kommunikation wieder verbalisieren hilft und die Parteien dazu bringt, ihre Standpunkte und Interessen am Verhandlungstisch mitzuteilen, kann sie dazu beitragen, dass sich die Parteien besser verstehen und einen prinzipiell gewaltfreien Umgang ermöglichen. Zum anderen bietet Friedensmediation eine flexible und anpassungsfähige Lösung für komplexe Konflikte. Es gibt keine Standardvorgehensweise oder Standardlösung für alle Konflikte, und die Mediationsmethode ermöglicht es den Parteien, eine auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnittene Lösung zu finden.

Ein weiterer wichtiger Vorteil der Friedensmediation ist, dass sie für die Parteien nahezu kostenfrei durchgeführt werden kann.

Friedensmediation kann auch dazu beitragen, langfristige Stabilität und Frieden zu fördern. Indem sie eine gemeinsame Basis für Zusammenarbeit und Dialog schafft, kann sie dazu beitragen, das Vertrauen zwischen den Parteien aufzubauen und langfristige Beziehungen zu fördern. Dies kann dazu beitragen, dass Konflikte in Zukunft vermieden werden.

Problematisch ist im Kriegsverlauf vor allem, die Mediation und Konfliktverhandlungen zu starten. Hier liegen – wie auch sonst bei der Mediation – die größten Schwierigkeiten in der Praxis. Wolfgang Sporrer zeigt anhand des aktuellen Angriffskrieges Russlands wie es dennoch gelingen könnte.

Motivationen und Motivbündel von Kriegsparteien, (vermittelte) Verhandlungen zu beginnen und beizubehalten:

  1. Motivation, Frieden zu annehmbaren Bedingungen zu erlangen (was Verhandlungs- und Bewegungsbereitschaft beinhaltet).
  2. Motivation, über die Friedenswilligkeit den Kriegsgegner oder Dritte zu täuschen.
  3. Motivation, Zeit zu gewinnen, weil man glaubt, diese Zeit zu benötigen.
  4. Motivation, Informationen zu erlangen, die eben nur am Verhandlungstisch mit dem Kriegsgegner erlangbar sind.

Weitere Links zu Interviews mit Wolfgang Sporrer:

Weitere Podcasts zur Friedensmediation und zum Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine

#93 – Perspektiven auf Russlands Angriffskrieg und die Kränkung von Mediatoren.
#83 – Dialogische Konfliktkultur in Krisengebieten fördern