INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“
#162 – Bilder von Organisationen
Unterschiedliche mentale Vorstellungsbilder von Organisationen nach Gareth Morgan
Im Gespräch mit Christian Rieckmann
Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.
Christian Rieckmann, studierter Pädagoge, seit 30 Jahren Organisationsberater, Coach, Managementtrainer, Facilitator. Bis 2024 Lehrbeauftragter der Universität Kassel für Organisationsberatung.
Inhalte:
Gareth Morgan bietet eine tiefgründige Analyse verschiedener Metaphern und mentaler Bilder, die sich Menschen zur Beschreibung und zum Verständnis von Organisationen machen.
Organisationen werden nicht als physische Entitäten, sondern als Ideenkonstrukte beschrieben, die durch menschliche Kommunikation und Kooperation entstehen und existieren. Sie überschreiten die Grenzen von individuellen Mitgliedern, juristischen Strukturen und physischen Ressourcen. Dabei hebt Morgan hervor, dass Organisationen als kreative Erfindungen des Menschen betrachtet werden können, die eine Vielzahl von Perspektiven und Metaphern erfordern, um ihre Komplexität und Dynamik vollständig zu verstehen.
Gareth Morgan ist nicht zuletzt aufgrund dieser Publikation aus dem Jahr 1986 ein einflussreicher Denker in der Organisationstheorie. Schon zu dieser Zeit beschreibt die Möglichkeiten, Organisationen
- als Maschine,
- als Organismus,
- als Gehirn,
- als Kultur,
- als politisches System,
- als psychisches Gefängnis,
- als fließende und wandelbare Entität, und
- als Machtinstrument.
Jede Metapher beleuchtet bestimmte Aspekte von Organisationen, während andere ausgeblendet werden, was die Bedeutung und Notwendigkeit einer vielseitigen Betrachtungsweise unterstreicht.
Hier seien nur knapp die Inhalte skizziert:
- Maschine: Betont die Effizienz und Strukturierung von Arbeitsprozessen, ignoriert jedoch die Anpassungsfähigkeit und die menschliche Dimension.
- Organismus: Hebt die Anpassungsfähigkeit und Vielfalt von Organisationen hervor, vernachlässigt aber, dass Organisationen soziale Konstrukte sind.
- Gehirn: Fokussiert auf Lernfähigkeit und Selbstorganisation, lässt aber die Begrenzungen durch Machtstrukturen außer Acht.
- Kultur: Erkundet die Bedeutung von Ritualen und Symbolen, übersieht aber die Möglichkeit rationaler Gestaltung.
- Politisches System: Diskutiert die Verarbeitung von Interessen und Machtspielen, verkennt jedoch die inhärente Neutralität von Politik in Organisationen.
- Psychisches Gefängnis: Reflektiert über die selbstbeschränkenden Aspekte von Organisationen, blendet jedoch die Rolle der Organisationen für Wachstum und Entwicklung aus.
- Fluss und Wandel: Betont die ständige Veränderung und Entwicklung, aber unterschätzt die Bedeutung von Stabilität und Tradition.
- Machtinstrument: Beleuchtet die Rolle von Organisationen im Kontext von Macht und Dominanz, ignoriert aber die Möglichkeit positiver Machtanwendung.
Im Gespräch mit Christian Rieckmann wird deutlich, dass keine einzelne Metapher für sich ausreicht, um die Komplexität von Organisationen vollständig zu erfassen. Stattdessen ist ein vielschichtiger Ansatz erforderlich, der verschiedene Perspektiven integriert und gegenüberstellt, um ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise, die Herausforderungen und die Möglichkeiten von Organisationen zu entwickeln. Die mehrschichtige Analyse mit jeder einzelnen Metapher verdeutlicht die Wichtigkeit von Flexibilität und Offenheit im Denken über Organisationen, um effektive Veränderungen und Anpassungen in der Praxis beratend zu ermöglichen.
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