Beitrag: Fall gescheitert, Mission erfüllt? Mediation in Organisationen und Diversity

in: Wo die Mediation lebt. Jahrbuch Mediation 2019/2020

Dr. Sascha Weigel

Auszug aus dem Text:

„…Im weiteren Bearbeitungsprozess waren zwei Punkte in der Prozessarchitektur wichtig. Einerseits war darauf zu achten, dass das Beratungssystem die Komplexität des Klientensystems widerspiegeln würde: Als weißer, männlicher, externer Mediator in einer deutschen Konzerneinheit, die zu über 70% aus Frauen bestand, aber in den Führungsetagen keine 10% weibliches Personal aufweisen konnte, war der Mediation in dieser Konstellation kaum Erfolgsaussichten einzuräumen. Insoweit war eine Co-Mediation naheliegend, weiblich, möglichst auch schwarz.

Zum anderen war bedeutsam, wie die Mediation im konkreten Fall ihren organisationalen Charakter erhält, also organisationsbezogen durchgeführt werden konnte. Das machte es erforderlich, dass die Organisation mit ihren Interessen und Anliegen stets „mit im Raum war“. Auf diesem Wege konnte der Konflikt utilisiert werden, so dass die Organisation anhand und infolge der Konflikteskalation lernen und nachhaltige Veränderungen einleiten konnte. Diese Notwendigkeit passte zum Thema Diskriminierung in Organisationen. Hier besteht regelmäßig die Gefahr, dass der blinde Fleck der Organisation in der Mediation dazu führt, dass die kontextbasierten Konflikttreiber ausgeblendet und die handelnden Personen vereinzelt werden: Die strukturell Diskriminierten werden durch die alleinmachende Mediation genau noch einmal diskriminiert. Die Mediation selbst gerät zum Stabilisator der Organisationsstruktur. Zu diesem alleinmachenden, nicht zum Ausgleich befähigenden Kontext würde konsequenterweise auch der*die Mediator*in zählen…“