INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#227 GddZ

Mediation und Verwaltung

Mediation innerhalb der Verwaltung ist etwas anderes als Mediation mit der Verwaltung.

Im Gespräch mit Greg Bond

Mediator, Moderator, Trainer, Dozent und Übersetzer; Mediator BM®. Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Masterstudiengangs Mediation und Konfliktmanagement an der Europa-Universität Viadrina. Mitglied des Mediatorenpools des Landes Brandenburg. Beirat beim Mediation Centre for Europe. Mitglied von Arbeitsgruppen am Wettbewerb für Internationale Wirtschaftsmediation an der Internationalen Handelskammer, Paris, am Moot Court Bench, Colombo, und ehemals an dem CDRC – Consensual Dispute Resolution Competition, Wien. Seit 1994 an der Technischen Hochschule Wildau, mit den Lehrgebieten Verhandlungsführung und Mediation und interkultureller Kommunikation. Professur für Mediation an der New Vision University Tbilisi.

Kleine Reihe: Felder der Mediation

Inhalt

Kapitel:

0:05 Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit

1:32 Greg Bonds Erfahrungen in der Mediation

4:55 Mediation im öffentlichen Dienst

7:45 Herausforderungen in der Verwaltung

10:49 Systemische Betrachtungen in Konflikten

15:15 Auftragsklärung und Hierarchien

18:45 Geduld und Verfahrensgestaltung

22:51 Freiwilligkeit und Beteiligung

26:05 Ergebnisse und Entscheidungen

33:42 Trends in der Mediation

36:30 Einzelgespräche in der Mediation

39:39 Abschluss und Ausblick auf die Arbeit

Zusammenfassung

In dieser Episode des Podcasts „Gut durch die Zeit“ beleuchte ich die Logik der Mediation im Kontext von Verwaltungsorganisationen. Mit meinem Gast, Greg Bond, einem erfahrenen Mediator mit umfangreicher Erfahrung in der Verwaltung, erörtern wir die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten der Mediation in diesem Bereich. Unsere Diskussion beginnt mit einer Betrachtung der Rolle und der Entwicklung der Mediation in der Verwaltung, einem ursprünglich für die Mediation vorgesehenen Tätigkeitsfeld, das in der Praxis jedoch viele Hürden zu überwinden hatte.

Greg, der ursprünglich aus Großbritannien stammt und in den 80er Jahren nach Deutschland kam, erzählt von seinem Werdegang und seiner Mediationserfahrung. Seine Reise begann in der Lehre und entwickelte sich über eine fundierte Mediationsausbildung an der Europa-Universität Viadrina in die Praktiken des Konfliktmanagements innerhalb öffentlicher Verwaltungen. Wir beleuchten die Komplexität, wie Mediation innerhalb von Hierarchien funktioniert und welchen Einfluss diese Hierarchien auf die Dynamik von Konflikten haben. Greg betont, dass Mediation im öffentlichen Dienst nicht notwendigerweise schwierigere Gespräche mit sich bringt, sondern oft mit spezifischen institutionellen Herausforderungen konfrontiert ist, die sich stark von der Privatwirtschaft unterscheiden.

Ein zentrales Thema ist das Verständnis dafür, dass Mediation in der Verwaltung nicht immer rechtliche Strukturen berücksichtigt. Vielmehr handelt es sich um ein Bemühen um zwischenmenschliche Beziehungen und eine passende Konfliktkultur. Wir diskutieren die verschiedenen Parameter und Herausforderungen, die Mediatoren beachten müssen, wenn sie mit Behörden und Verwaltungsorganisationen arbeiten, insbesondere das Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Führung und den Bedürfnissen der Mitarbeiter.

Wir gehen auch darauf ein, wie der Bildbegriff von „Räumen öffnen“ versus „Wege suchen“ in der Mediation in Verwaltungsorganisationen von Bedeutung ist. Greg teilt seine Beobachtungen, dass das Öffnen von Gesprächsräumen oftmals nicht den erwarteten kreativen Freiraum bietet, während das Suchen nach praktikablen Wegen als geeigneter angesehen wird, um mit Konflikten umzugehen. Dieses Bild eröffnet interessante Perspektiven darauf, wie Mediatoren in der Verwaltung operieren sollten, berücksichtigt jedoch auch, dass Flexibilität und kreative Lösungen innerhalb der stark strukturierten Rahmenbedingungen oft eingeschränkt sind.

Ein weiterer Fokus liegt auf der Auftragsklärung und den wichtigen Einzelgesprächen, die in der Mediationspraxis häufig zu kurz kommen. Greg hebt hervor, wie essenziell diese Einzelgespräche sind, um ein Verständnis für die Beteiligten und deren Motivation zu entwickeln. Diese Dimension wird noch wichtiger, da die Freiwilligkeit in der Mediation oft nicht in dem Maße gegeben ist, wie es wünschenswert wäre. Stattdessen müssen Mediatoren die Realität akzeptieren, dass viele Parteien nicht völlig freiwillig an diesen Prozessen teilnehmen, was deren Engagement und die Qualität der Ergebnisse beeinflussen kann.

Als Abschluss der Episode werfen wir einen Blick auf die Entwicklungen und Trends in der Mediation, insbesondere in der Folge von gesellschaftlichen Veränderungen und der Pandemie. Greg erlebt eine gestiegene Nachfrage nach Mediationsservices in den letzten Jahren, erkennt aber auch, dass diese Wahrnehmung nicht notwendigerweise repräsentativ für den gesamten Bereich ist. Dennoch gibt es Anzeichen, dass das Thema Konfliktkultur in Organisationen immer mehr an Bedeutung gewinnt, was als positives Signal für die Zukunft der Mediation in der Verwaltung gedeutet werden kann.

Insgesamt bietet die Episode wertvolle Einblicke in die Welt der Mediation innerhalb der Verwaltung und gibt Praktikern Anregungen, wie sie sich auf die komplexen Herausforderungen des Feldes vorbereiten können.

Vollständige Transkription

 

[0:00]Die Logik der Mediation, also dieser transformative Ansatz in der Beziehung,
[0:05]
Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit
[0:04]greift für mich hier zu gut. Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konfliktcoaching und Organisationsberatung. Ein Podcast von INKOVEMA. Ich bin Sascha Weigel und begrüße dich zu einer neuen Folge. Und die heutige Folge dreht sich um ein Arbeitsfeld für Mediatoren, ein Anwendungsgebiet von Mediation, dass in den Anfangstagen der Mediation ein explizites Arbeitsfeld war und originär auch für Mediation vorgesehen war und gleichwohl große Schwierigkeiten hatte, sich dort auch durchzusetzen. Denn es handelt sich um das Arbeitsfeld Verwaltung, Mediation mit der Verwaltung, Mediation durch die Verwaltung initiiert. Das sind also schon mal Unterschiede, die dann auch stark besprochen wurden, ob das überhaupt geht. Ich habe selbst dazu in meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter geforscht und bin froh, dass ich heute mit einem Mediator hier sprechen kann, der in dem Arbeitsfeld sehr erfahren ist und über lange Jahre viele Erfahrungen mit Verwaltungen in der Mediation oder auch bei Mediation gemacht hat. Ich begrüße im Podcaststudio bei mir hier Mediator Greg Bond. Hallo.
[1:16]Ja, hallo, guten Tag. Ich habe angekündigt zu sagen, dass Sie als Mediator mit Verwaltung und Zielerfahrung gemacht haben. Sie haben sich dazu auch publizistisch geäußert. Es wird sicherlich nicht die einzige Erfahrung sein, die Sie als Mediator gemacht
[1:32]
Greg Bonds Erfahrungen in der Mediation
[1:29]haben und wahrscheinlich auch nicht die einzige professionelle Arbeitsrichtung. Deshalb zunächst die Frage erstmal, wer Sie sind und was Sie machen und für Mediatoren auch immer die Frage, wie sind Sie denn dazu gekommen? Ja, wie gesagt, mein Name ist Greg, Greg Bond. Ich bin ursprünglich aus Großbritannien, lebe aber seit den 80er Jahren in Deutschland.
[1:51]Und war lange und bin noch in Teilzeit Hochschullehrer, und zwar an der Technischen Hochschule Wildau. Angefangen hat das als Englischlehrer und dann, das ging mehr in Richtung Kommunikation und praktische, anwendungsbezogene Kommunikation, nicht so sehr Kommunikationswissenschaft für Studierende im Bereich Wirtschaftsrecht, Management, Betriebswirtschaft und viel in englische Sprache. Nach einer Weile war das für mich nicht so richtig befriedigend und ich habe mich umgeschaut, wie kann ich da ein bisschen mehr draus machen und habe eine Mediationsausbildung gemacht. Und zwar eine richtig gute, den Master an der Viadrina.
[2:28]Also das auch schon in Deutschland sozusagen nicht die Mediationsausbildung dann noch im Herkunftsland, also in Großbritannien? Nein, im Herkunftsland habe ich Germanistik studiert, auch in Deutschland. Ich bin von Haus aus Germanist und habe sogar eine Doktorarbeit in der Germanistik geschrieben. Ist aber lange her.
[2:46]Und den Master in Mediation an der Europäer Universität Viadrina habe ich 2010 und 2011 gemacht. Wir können gleich zur Mediation sprechen, aber ich will die Situation schon auch nutzen. Wie war denn das für Sie als Britte im Osten Mitte der 80er? Es gab ja nur wenige, die es hierher verschlagen hat, wenn ich mal so sagen darf. Sie sprechen an, dass ich in den 80er Jahren zwei Jahre in Leipzig gelebt habe, noch zu DDR-Zeiten. 85 bis 87. Ich bin als frischgebackener Bachelor-Absolvent, ich hatte meinen Bachelor in England in der Germanistik gemacht, nach Leipzig gekommen, weil ich hatte schon ein Jahr in Hamburg verbracht damals als junger Mann und wollte auch Ostdeutschland kennenlernen und war da als Englischlehrer an der damaligen Karl-Marx-Uni in Leipzig. Und wie das war, fragen Sie, es war spannend, es war aufregend, es war großartig. Ich war jung, Leipzig war bunt und lebendig, nicht im wirklichen Sinne bunt. Also die Straußen waren grau, aber die Menschen waren bunt und interessant. Es war volle Leben, volle Energie. Es ging um etwas, also man hat den Eindruck, dass die Menschen wirklich interessiert waren und bewegt waren. Und ich habe unheimlich viele Kontakte gehabt. Nicht zuletzt, weil ich eben Engländer in Leipzig war und ein bisschen exotisch.
[4:01]Erinnert mich gleich an das Schwarz-Weiß-Video von einem Engländer in New York. Aber in Leipzig war es dann tatsächlich so, dass es grau visuell war und es fühlte sich, das habe ich von vielen auch gehört, schon damals bunt an. Und dann wurde es ja auch ziemlich bunt. War eine tolle Stadt damals und ein paar Jahre später waren dann die Montagsdemos in Leipzig. Da war ich nicht mehr da. Und dann kam die Wende. Und ich war damals noch nach Großbritannien zurückgegangen. Ich dachte damals, ich werde eine Professur für Germanistik in England dann irgendwo fortbekommen. Ist aber nicht geworden, aus guten Gründen. Und ich bin 1990 gleich nach Berlin und nach Deutschland zurückgekommen. Und dann hat sie es sozusagen in die Mediation verschlagen, was in den Kinderschuhen damals noch war, aber mit Aufbruchsstimmung wahrscheinlich, denn das war die Zeit, wo Mediation verheißungsvoll daherkam.
[4:55]
Mediation im öffentlichen Dienst
[4:55]Naja, ich bin erst 20 Jahre danach in die Mediation gekommen, also 2010, 2011.
[5:00]Also da ist eine ganze Zeit verstrichen, bevor ich dazu kam. Also ich war dann, Also nicht Midlife-Crisis, aber schon in dem Alter, in dem ich eine Midlife-Crisis hätte haben können. Da ging es darum, dass ich mich umschaue, was mache ich jetzt? Und da kam die Mediation. Also wir sprechen jetzt von 20 Jahren später. Ja, okay. Die springen wir jetzt mal so einfach hinweg. Und seitdem haben Sie sich auch in schwierige Gespräche mit der Verwaltung begeben, vermitteln Verwaltungen als Medianten und wahrscheinlich auch und als Auftraggeber von Mediation.
[5:36]Ja, das stimmt. Ich fange mit dem Auftraggeber an. Ja, aber ich glaube, das ist die Besonderheit auch. Und da würde mich tatsächlich interessieren, wie Sie es erlebt haben, dass die Verwaltung sich dem geöffnet hat. Ich war in der Technischen Hochschule Bildau. Es gab damals, wir sprechen jetzt von vor 15 Jahren, vielleicht 10 Jahren, und es entwickelt sich. Da fing es an in Deutschland, dass viele Organisationen in der Privatwirtschaft, aber auch in der öffentlichen Verwaltung, in der öffentlichen Hand und der Hochschule, ist ja auch eine Art Verwaltung, dass viele Organisationen angefangen haben.
[6:13]Konfliktmanagementsysteme, Konfliktberatungsstellen einzurichten. Und das habe ich dann an der THW auch angeboten und gemacht. Und seitdem haben wir eine kleine Konfliktberatungsstelle. Also insofern Auftraggeber von Mediation ist ein bisschen größer als es ist, weil wir sind eine kleine Hochschule. Aber wir haben tatsächlich eine interne Konfliktberatung mit einem Angebot an Konfliktcoaching, an Mediation, Moderation. Und gelegentlich wird auch externe Mediation da in Anspruch genommen. Also ich mache das nicht alles selbst.
[6:40]Ich kann mich erinnern, ich habe in den, Nullerjahren, Mitte der Nullerjahre begonnen, mich mit Mediation im Konkreten zu beschäftigen und hatte dann im Rahmen meiner Promotion eben genau Mediation in und mit der Verwaltung als Thema gehabt. Und ein großer Streitpunkt war, diese Idee oder dieses Verständnis zu erarbeiten und zu entwickeln, dass dort nicht das Recht verhandelt wird, dass dort die Behörde sich als Akteur präsentieren kann, ohne sich darin schon vorzeitig zu binden in ihrer Verwaltungsentscheidung. Und es war durchaus problematisch. Ich habe den Eindruck mittlerweile gewonnen, das hat sich erledigt in der Praxis. Wenn Mediation nicht zum Zuge kommt, dann hat das nicht juristische Gründe, sondern die üblichen Vorbehalte gegenüber Mediation. Da kann ich Ihnen auf jeden Fall voll zustimmen. Also in den meisten öffentlichen Organisationen, die Mediation anbieten, ob durch interne Stellen oder extern, geht es nicht um Recht. Es geht nicht um justiziable Tatbestände. Es geht um das Miteinander.
[7:45]
Herausforderungen in der Verwaltung
[7:46]Allerdings, es gibt einen Bereich, wo Mediation und Recht, ich spreche nur von meiner Erfahrung, eine große Rolle spielt. Ich bin auch mittlerweile auch in der Supervision für Mediatoren tätig, also biete auch Fallbesprechungen an und auch für GüterrichterInnen in Deutschland. Und es gibt an manchen Verwaltungsgerichten auch Güterrichterangebote und da habe ich eine Gruppe und die erzählen schon, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, gerade in dem Zusammenhang, die Behörden und Verwaltungen für Mediation zu gewinnen. Weil natürlich die sind schon vor Gericht oder potenziell vor Gericht. Und das ist gar nicht so einfach. Ist aber aus meiner Sicht ein Sonderfall, wenn es um Organisationen geht und Verwaltung und Behörden, die innenbetriebliche Themen haben. Und ja, Verwaltungsgericht ist nicht mehr innenbetrieblich. Da geht es um Verwaltungsakte gegenüber den Bürgern.
[8:34]Aber wenn die innenbetriebliche Themen haben, Und dann geht es selten um rechtliche Gegenstände, ganz selten. Das war in meiner Hochschule auch nie ein Problem, also das war nicht das Thema. Und stellen Sie dann in diesen Fällen Besonderheiten fest im Vergleich zu anderen Organisationen, weil die Behörden oder Verwaltungsorganisationen nicht nur von außen, sondern manchmal auch von innen so ein Duktus pflegen, wir sind eine ganz besondere, wir sind nicht auf Profit aus, sondern wir sind irgendwie an Recht und Gesetz gebunden, Wir sind an Stabilität interessiert und nicht so sehr an Innovation. Ist das ein Vorurteil oder erleben Sie das auch in Mediation, dass da eine Besonderheit besteht? Für Mediatoren wartet. Sprechen Sie jetzt die innerbetriebliche oder innerorganisatorische Konfliktbearbeitung an?
[9:21]Ja, genau. Also Arbeitsplatzkonflikte mit Angestellten des öffentlichen Dienstes oder mit Beamten können das sein. Sie haben gefragt, die vorletzte Frage, ob ich mich mit schwierigen Gesprächen beschäftige. Und ich kann nur sagen, im öffentlichen Dienst, Mediation im öffentlichen Dienst, Ja, manchmal gibt es schwierige Gespräche. Ich mache aber sehr viel Mediation in der Wirtschaft und in anderen Organisationsstiftungen, Vereinen und so weiter. Die Gespräche sind nicht schwieriger im öffentlichen Dienst als woanders. Die sind überall, wo Mediation stattfindet, manchmal schwierig. Also das ist nicht die Besonderheit. Okay, das ist gut festzuhalten. Es gibt keine besonderen Schwierigkeiten. Gibt es Besonderheiten, gerade im Vergleich zu den anderen Organisationen, die Sie feststellen, wo Sie merken, ah ja, doch daran kann man merken, jetzt hat man es mit einer Behörde zu tun? Ich glaube ja, eins ist das stark Hierarchische. Die Hierarchien spielen eine andere Rolle und möglicherweise eine größere Rolle in Verwaltung und Behörden, weil sie sehr fest sind und weil die Mitarbeitenden in diesen Einrichtungen sehr viel von ihren Führungskräften, die höher sind in der Hierarchie, erwarten. Also das ist schon, glaube ich, was Besonderes oder andere Sachen erwarten.
[10:33]Und das andere ist so, es gibt ein paar Parameter, also in den öffentlichen Verhältnissen, die vielleicht dazu führen, dass die ganze Sache etwas weniger flexibel ist.
[10:49]
Systemische Betrachtungen in Konflikten
[10:44]Also was Lösungsoffenheit betrifft, überhaupt Ressourcen sind begrenzt. Also Möglichkeiten, kreativ mit Konflikten umzugehen, sind vielleicht gar nicht so leicht zu finden. Und in der Wirtschaft oder in NGOs oder in Stiftungen, wo ich arbeite, kann es sein manchmal, dass das ein bisschen leichter ist. Und wir haben ja klare Tarifverträge, klare Gehaltsstufen im öffentlichen Dienst, klare Tätigkeitsdarstellungen, also klare Regeln, an die sich alle halten müssen. Und wir haben auch beschränkte Ressourcen. Das ist nicht so, wir haben jetzt einen Arbeitsplatzkonflikt, also verändern wir die Teamkonstellation. Oder wir versetzen jemanden als Lösung. Oder jemand kriegt ein Angebot, woanders in der Einrichtung zu arbeiten. Das ist alles manchmal möglich und manchmal ganz schön schwer, da Bewegung zu finden. Ich habe für mich ein Bild da entwickelt und da würde mich Ihre Meinung interessieren, ob das für Sie auch da anschlussfähig ist. In der Mediation reden wir ja häufig davon, wir wollen Gesprächsräume öffnen und öffnen Gesprächsräume in der Vermittlung. Und was ich gemerkt habe, ist, dass diese Idee, diese Metapher von Räume öffnen.
[11:54]Dass die bei Verwaltungsorganisationen oder den Mitarbeitern viel weniger sind. Was anregend ist, als die Idee, wir suchen Straßen, wir suchen Wege, die dahin führen, wohin wir wollen. Und meine Erklärung, beziehungsweise weshalb das Bild so passt, ist, dass bei Straßen und Wege, das sind die Machbarkeiten, die haben Leitplanken und da kann sozusagen eine Verwaltung damit eher angeschlossen werden und eher was angefangen werden zu sagen, ah ja, da gibt es einen Weg dahin und den können wir beschreiten. Aber eine Öffnung eines Raumes, das ist zu, ich würde jetzt sagen, zu kreativ und zu ungewiss, was man da drinnen will. Ich finde das sehr interessant, das Bild, weil du musst mich jetzt kurz damit beschäftigen, wie ich das auf meine Arbeit beziehen kann. Wir haben Zeit. Also Räume öffnen, ja, dann würde man fragen, wozu? Wenn es nur um Dialog geht, um Austausch, ja, wunderbar. Aber wenn es darum geht, einen Arbeitsplatzkonflikt oder ein systemisches Problem in einer Organisation zu verändern.
[12:55]Dann ist vielleicht das Bild eines Weges passend für die öffentlichen Einrichtungen, weil die Flexibilität nicht immer da ist. Und ich meine nicht die Flexibilität in den Köpfen und auch nicht die Flexibilität bei den Personen. Ich meine die Flexibilität in den Ressourcen für Veränderungen. Die sind vielleicht etwas enger. Das meine ich. Und das meine ich mit dem Bild, der Weg, der muss da sein, der darf nicht geschaffen werden, sondern der muss da sein. Und dann ist er auch erlaubt zu gehen. Und manchmal ist der vielleicht so ein Trampelpfad, den man nicht oft begangen hat oder so. Aber ja, bei dem Raum mit der Frage, wozu, das finde ich sehr passend. Und da erlebe ich Verwaltung auch paradoxerweise sehr effizient. Man kann nicht so einfach einen strategischen Dialog ansetzen, wo man sozusagen noch nicht genau weiß, was das soll. Also wozu? Also was ich auch mache, das hat auch mit Verwaltung und Behörden zu tun, ist, ich moderiere große Veranstaltungen, die Behörden anbieten, an die Öffentlichkeit. Zum Beispiel Flüchtlingsunterkünfte werden gebaut. Da werden die Anwohner eingeladen.
[14:03]Da ist das wozu ziemlich klar. Es geht um Informationskriegen, es geht vielleicht darum, die Anwohner ein Stück weit abzuholen, was manchmal gar nicht so leicht ist. Und dann kann man sagen, hier wird ein Raum geöffnet mit einem bestimmten Zweck. Aber wenn man sagt, ich habe ja einen Konflikt in einem Ministerium zwischen Abteilungsleitung und Referatsleitung oder Referatsleitung und noch eine Ebene unter Teamleitung, ja wozu ein Raum öffnen? Wenn der Lösungsraum eigentlich ziemlich eingeschränkt ist, beschränkt ist auf, sie müssen ja irgendwie zurechtkommen miteinander. Dann geht es darum, wie sie zurechtkommen miteinander. Diese Foren, die Sie angesprochen haben, die sind ja auch tatsächlich der Verwaltung abgerungen worden, dass man das für sinnvoll erachtet. Ich denke da vor allem an das Bau- und Planungsrecht, wo das ganz ähnlich in den letzten 20 Jahren sich entwickelt hat, dass da eigentlich Mediationsräume, Vermittlungsgespräche angeboten werden, weil man Stuttgart 21 sagt, in dem Zusammenhang vieles gemerkt hat. Man kann nicht nur darauf pochen, dass man hier den juristischen Weg durchschritten hat und das ist alles rechtens. Die Bürger kommen erst, wenn die Bäume gefällt werden und das kann nach der letzten Gerichtsentscheidung sein, aber sie werden nicht so einfach wieder weggehen. Aber dieses Wozu finde ich total wichtig und zwar bei der Auftragsklärung.
[15:15]
Auftragsklärung und Hierarchien
[15:15]Das ist mein Anliegen bei der Auftragsklärung, wenn ich eingeladen werde, eine Mediation oder Moderation anzubieten im öffentlichen Dienst ist, wozu? Was wollen Sie damit erreichen und welche Ressourcen haben Sie? Also nicht Ressourcen konkret, wie die Lösung, auch Zeitressourcen, Prozessressourcen. Und reichen die, um das Wozu überhaupt zu erreichen?
[15:36]Und das ist sehr unterschiedlich. Aber deswegen, also ich kann mit Ihrem Bild eines Raumes schon was anfangen, aber es gibt Räume unterschiedlicher Größe. Ja, das ist auch ein schönes Bild in dem Zusammenhang. Vielleicht nehme ich das Stichwort nochmal auf Auftragsklärung mit der Verwaltung. Wenn also die Verwaltung anfragt, wir brauchen ein Verfahren, vielleicht Mediation. Sie sind die Auftraggeber und gleichzeitig auch Beteiligte. Welche… Erfahrungen machen Sie in diesem Zusammenhang und würden sagen, darauf muss man unbedingt Acht geben, dass man da nicht aufs Glatteis kommt. Man muss unbedingt mit den Entscheidungsträngern sprechen. Das unterscheidet sich nicht groß von Mediation an allen Arbeitsplätzen, wo es Entscheidungsträger gibt und Menschen, über die entschieden wird. Also man muss mit denjenigen sprechen, die Entscheidung treffen, auch wenn sie nicht unbedingt in dieser Mediation teilnehmen müssen. Auch oft müssen sie das, aber man muss erst mal hoch ansetzen und gucken, wozu wollen sie jetzt externe Unterstützung, was ist ihre Vorstellung und da muss man die Parameter darklären, verschiedene Parameter, bevor man dann vielleicht den nächsten Schritt und wieder im Modus Vorgespräch möglicherweise, gar nicht möglich, wir fangen ein gemeinsames Verfahren an, dann spricht man mit den betroffenen Parteien.
[16:53]Also wenn es ein Team ist, vielleicht nicht mit jedem Team Mitglied einzeln, Aber manchmal mache ich das auch. Aber mit Sicherheit, mit der Führungskraft, die ja in der Mediation sein wird und den Vertretern des Teams oder wenn es keine Teammediation mit den beiden oder drei Menschen, die dann am Verfahren beteiligt sein werden. Man muss die Hierarchien beachten in der Auftragsklärung. Das ist sehr wichtig. Und das heißt für Mediatoren auch, man muss sie kennen, also man muss Grundverständnis von Verwaltung und ihrer Organisation haben. Was kommt noch auf Mediatoren zu, die vielleicht jetzt hier zugehört haben bis hierher und auf dem Sprung sind zu sagen, ja, das ist genau mein Arbeitsfeld. Ich will mit Mediation in Verwaltungen zu tun haben, kann mir nichts Besseres vorstellen. Was sollten diese Mediatoren mitbringen? Das ist jetzt, Herr Weigel, zwei Fragen. Was kommt auf Sie zu und was sollen Sie mitbringen?
[17:49]Das muss zueinander passen. Da treffen sich beide Fragen. Ich fange mit, was kommt auf Sie zu, wenn ich darf. Was auf Sie zukommt, ist oft verhärtete Konflikte. Konflikte, die leider etwas länger da sind. Also die Eskalation ist manchmal da, aber auch die Dauer. Und dann kommt auf sie zu, dass die Behörde oder die Einrichtung anfragt und sagt, es ist dringend und dann dauert es, bis der Auftrag zustande kommt. Also das ist nicht so, dass man dann gleich die Woche darauf anfangen kann. Also es kommt da auf die zu, dass man, und jetzt kehre ich das um, was müssen Sie mitbringen? Geduld.
[18:28]Sehr gut, ja genau. Und Beharrlichkeit. Also nicht Beharrlichkeit im Sinne, ich löse das Problem für Sie und ich bleibe dran, wenn Sie das wünschen. Mit mir können Sie rechnen, auch wenn es eine längere Frage wird, ja.
[18:45]
Geduld und Verfahrensgestaltung
[18:42]Was auch auf sie zukommen könnte, sind Prozesse mit verschiedenen Elementen. Also in der Mediationsausbildung übt man in der Regel Szenarien. Wir haben zwei, maximal drei Parteien im Raum und die sind immer im Raum. Und dann geht man diese schönen fünf Phasen durch oder sechs Phasen, je nachdem, wie man das gelernt hat. Und alle machen mit. Und alle machen mit, genau. Genau. Und was ich dann in der organisatorischen Mediation, Arbeitsplatzmediation erlebe, auch in der betrieblichen und vor allem in der öffentlichen Verwaltung ist, es ist ein Prozess mit verschiedenen Elementen, wo manchmal einige dabei sind, manchmal wieder andere. Manchmal ist eine höhere Ebene der Hierarchie einbezogen, dann wiederum nicht. Dann gibt es Einzelgespräche, Vorgespräche. Wenn man mit Teams arbeitet, manchmal gibt es Delegierte aus dem Team, die dann mit der Führung verhandeln. Und das alles muss man nicht begleiten, sondern mitgestalten. Ein Gespür dafür, wie man einen Prozess gestaltet und was man anbietet. Weil die Kunden kommen ja und wollen diese Expertise. Die wollen nicht, dass ich sage, okay, dann setzen wir uns zusammen. Das reicht nicht. Wir wollen jemanden, der einen Prozessvorschlag macht.
[19:53]Hey du, der diesen Podcast hier hört, schnapp dir jetzt dein Smartphone und hinterlass ein Feedback, eine Sternebewertung, damit auch andere diesen Podcast hören können. Und jetzt kann es mit dem Podcast weitergehen.
[20:11]Das hat schon was mit dem Selbstverständnis zu tun, ich gebe Rat, ich gebe Verfahrensrat, ich denke auch mit und gebe Empfehlungen ab. Da sehe ich schon manchmal die Grenze, die einige Mediatoren dann denken, überschreiten zu müssen und unprofessionell zu werden. Aber genau das braucht es eigentlich. Naja, wir geben auf jeden Fall Fallempfehlungen ab und das ist das, was wir mitbringen sollen. Und das sind Empfehlungen auf der Verfahrensebene.
[20:40]Also ich empfehle jetzt, gehe ich zurück zu meinem Auftraggeber, das ist möglicherweise die Personalabteilung. Und ich empfehle jetzt Gespräche mit denen und denen. Und jetzt gehen wir aus dieser Konstellation raus in eine andere. Und dann gehen wir zurück in die erste, nachdem das Erfolg ist. Also es braucht diese Verfahrensexpertise und auch Verfahrensempfehlungen. Aber manchmal braucht es auch oder es hilft auch, wenn das wollen auch die AuftraggeberInnen, es hilft auch manchmal Empfehlungen zu machen auf der substanziellen Sachebene, wenn man so will, auf der Ebene des Konflikts. Und das ist auch ein Teil der Auftragsklärung. Also was erwarten Sie?
[21:16]Begleitung, Moderation, Mediation oder ein Stück weit Organisationsberatung. Das muss man fragen am Anfang. Ich überlege, wenn ich die Frage stelle. Sehen Sie da eine Aufgabenstellung für die Mediatoren? Schafft es sich, sich da nochmal zu verorten, ob sie das leisten wollen und können? Oder nehmen Sie auch eine Entwicklung wahr oder einen Trend, dass das zunehmend nicht mehr so problematisch ist, wie das vielleicht in der Literatur und der reinen Lehre von Mediation manchmal diskutiert wurde? Was dann auch, und das betrifft nicht nur Mediation, sondern auch Organisationsentwickler, die dann solche Phänomene wie, da wechseln Personen und dann kommen die nicht und so, sofort deuten und pathologisieren, dass die nicht wollen und dass das hier nicht ernsthaft gemacht ist. Das verstehe ich jetzt nicht. Pathologisieren, wie meinen die das? Wenn jetzt zum Beispiel eine Arbeitsgruppe sagt, wir wollen das klären und dann ist in der zweiten Veranstaltung zwei Leute nicht da und da kommt ein dritter hinzu und der hat einen anderen Termin, dass man das nicht gleich persönlich nimmt im Sinne von, der nimmt die Mediation nicht ernst, sondern das ist einfach die Arbeitslogik von Verwaltungen, dass dort vieles auch Zuständigkeiten regelt. Wenn wir als MediatorInnen solche Sachen persönlich nehmen würden, dann könnten wir den Job auch aufgeben.
[22:36]Also es ist so, dass natürlich haben die Teilnehmenden, die Parteien das Recht auf Freiwilligkeit. Also das klingt jetzt paradox, weil sie natürlich in Verwaltung gar nicht so freiwillig da sind.
[22:51]
Freiwilligkeit und Beteiligung
[22:47]Es kann sein, dass es empfohlen wird von der Leitung und dann gehen sie hin. Der Auftakt ist nicht immer 100 Prozent freiwillig. Aber alles, was die im Verfahren machen, jeder Schritt, alles, was die beitragen zum Gespräch, ist freiwillig. Und wenn sie dann nicht wiederkommen, ist das so. Und das habe ich auch erlebt in Teamberatungen in diesen Formaten. Dann gibt es eine Teamberatung, dann gibt es jemanden, der den ganzen Tag nichts sagt. Das ist in Ordnung.
[23:15]Das ist vollkommen in Ordnung, weil Freiwilligkeit geht vor. Ich weiß nicht, wie wir jetzt darauf gekommen sind. Ich würde es nicht pathologisieren genauso. Ich gucke, was da ist und gehe davon aus, dass die Menschen, die da sind, gute Gründe haben, so zu handeln, wie sie handeln. Zu weinen, und das erlebe ich schon, und das nicht nur unter Mediatoren, dass wenn jetzt ein Auftrag erteilt wurde, wir wollen das klären, und dann erleben die Berater, Mediatoren, dass einzelne Personen halt noch anderes zu tun haben und meinetwegen bei der zweiten Sitzung nicht da sind. Und man gleicht das sozusagen in die eigene Mediatorenlogik. Ja, also wenn das jetzt nicht ernst genommen wird, die Termine, dann ist das hier ein Spiel oder dann zeigt das die ganze Problematik. Und dann wird sozusagen aus der Perspektive der Beratung das gedeutet. Und das ist dann nicht anschlussfähig an die Logik der Organisation.
[24:10]Ja, das mag sein, aber das ist mir zu bewertend. Das mag durchaus sein, dass das nicht passt. Aber dann gibt es Gründe dafür, dass es nicht passt. Und ich würde es nicht so bewerten im Sinne von, die wollen es nicht, die sind nicht richtig dabei. Die Mediation, das Verfahren, das sie da durchführen, ist ein kleiner Teil ihres Arbeitsalltags. Es ist nicht das Mögliche, das erst mal zu verstehen und zu respektieren. Also sie sagen, sie melden sich wieder und dann melden sie sich nicht. Also da bin ich voll bei diesen Prinzipien der Mediation und dem Prinzip Eigenverantwortung. Das ist so.
[24:46]Und ich meine, darauf müssen sich Mediatoren auch in diesem Feld einstellen, dass es nicht so ist, wie vielleicht gedacht oder gewünscht. Die wollen eine Mediation und die machen das dann wie Lehrbuchmedianten, sondern das ist schon sehr praktikabel, wird das gehandhabt. Das ist ein Baustein im Kalender. Es sind flexible Prozesse, es sind Prozesse, die am Anfang anders anvisiert sind, als sie am Ende aussehen. Und diese Flexibilität haben wir. Das heißt nicht, dass wir nicht dranbleiben, aber wir bleiben insofern dran, wie die Parteien und Beteiligten das wünschen. Sie haben das klassische Verfahren wie in der Mediationsausbildung angesprochen und also da komme ich noch zum Ende, zum Ergebnis eines solchen Prozesses, eines solchen Verfahrens und das Ergebnis ist sehr unterschiedlich. Also es kann sein, dass das Ergebnis wirklich eine Vereinbarung ist, sogar schriftlich und alle geben sich die Hand und sagen, wir haben was erreicht. Es kann sein, dass die Mediation nicht ohne Ergebnis, aber nicht mit einem solchen konkreten Ergebnis einfach beendet wird. Aber immer, finde ich, führt es zu Entscheidungen.
[25:57]Entscheidungen, die die Menschen, die beteiligt sind, entweder für sich persönlich
[26:05]
Ergebnisse und Entscheidungen
[25:59]treffen oder die Organisation als System trifft oder die Abteilung in der Organisation trifft. Es führt zu Entscheidungen. Und das unterscheidet solche Prozesse stark von dem Bild, das ich in meiner Mediationsausbildung mitbekommen habe. Ich glaube, viele angehende Mediatoren auch mitbekommen ist, dass Mediation führt zu Vereinbarungen auf der Sachebene. Das erlebe ich nicht immer so. Das ist sowohl eine juristische Frage, die aber auch ganz praktisch dann auch bedeutsam wurde in mehreren Fällen, die ich begleitet habe, dass die Behördenentscheider, die Entscheidungsträgerpersonen in der Mediation klar machen mussten und gesagt haben, also hier können wir diese Entscheidung nicht juristisch festzurren, sondern ich muss das ja in dem Gremium, in dem Parlament oder in dieser Entscheidungsrunde. Dort wird das dann juristisch entschieden, aber ich kann hier mich drauf sozusagen verständigen und ihnen Gewissheit geben, ich werde mit diesem Ergebnis in diese Runde gehen und ich werde diese Empfehlung dort dem Gremium oder dem Parlament unterbreiten. Aber das Mediationsforum ist kein justiziables Forum, also das sind keine Verantwortungsträger. Die Entscheidung ist sozusagen noch nicht justiziabel gemacht, aber so eine Art Verpflichtung.
[27:19]Verpflichtungserklärung? Auf jeden Fall. Ich kann mich an einen Fall erinnern, wo es ging um eine Behördenleitung und einen langjährigen Mitarbeiter. Ich habe mehrere Fälle gehabt im öffentlichen Dienst und das ist vielleicht auch eine Besonderheit, wo Kündigungsversuche erfolglos waren.
[27:34]Auch vor Gericht erfolglos. Die Menschen haben sich eingeklagt oder haben ihre Stelle zu Recht vor Gericht behalten.
[27:42]Und dann fragt sich die Einrichtung, was machen wir jetzt? Sie können sich vorstellen, die Arbeitsbeziehung ist dadurch nicht besonders verbessert. Im Gegenteil, da hatte ich einen Fall, also tatsächlich so, nach einer sehr emotionalen Sitzung einigten sie sich darauf, dass es eine Abfindung geben muss und dass die Person dann freiwillig geht. Aber das konnten sie nicht festmachen, das musste mit dem Ministerium dann geklärt werden, wie das gemacht wird.
[28:10]Also das ist genauso, wie Sie sagen, es war ein Versprechen, eine Vereinbarung, aber die Umsetzung, da braucht es dann eine andere Stelle. Ja, und da kommt dann das Vertrauen in diese Vereinbarung zum Tragen und es ist sehr riskant für die Parteien, sich darauf einzulassen, auch weil sie manchmal durch Verzögerungen, durch langwierige Prozesse verfestigt gelernt haben, dem kann ich nicht vertrauen. Erst recht, wenn Behördenmitarbeiter einfach ausgetauscht werden, weil es einfach in der Logik von Mandaten liegt, dass sie nur auf Zeit gegeben sind und wir ja nicht immer nur mit Wochenmediation hier zu tun haben, sondern manchmal mit Jahren. Ja, manchmal mit Jahren, tatsächlich auf jeden Fall mit Monaten. Und dann gibt es vielleicht das Angebot, naja, also das Thema, das ich manchmal in solchen Mediationen hatte, war Führungskraft, Mitarbeiter, Führungskraft, mittlere Führungskraft. Es ist mir lange versprochen worden, dass meine Tätigtheitsdarstellung betrachtet wird und dass ich eine höhere Gehaltsstufe bekomme. Dass ich aufsteige. Und die Führungskraft sagt, ja, ich habe mich immer dafür eingesetzt, immer dafür eingesetzt, was vielleicht oder wahrscheinlich stimmt.
[29:17]Aber entscheidend tut sie das nicht. Das entscheidet dann eine andere Stelle und die andere Stelle in die Mediationsräume wäre eine Variante. Aber in dem Fall ist es so, dass vielleicht in der Mediation dieses Versprechen wiederholt wird und dann wird es immer noch nicht umgesetzt. Und dann ist die Enttäuschung und die Verbitterung umso größer. Ja, das ist gerade erst im aktuellen Fall genauso. Und die Logik der Organisation ist erkennbar und das ist höchst frustrierend. Das gehört auch mit dazu, sozusagen zur Mediation, ein sehr personalisiertes Verfahren, wo Menschen zusammengeführt werden, die nach bestem Wissen und Gewissen und ehrlicher Absicht, wenn es gut kommt, dort agieren. Reagieren, aber die Logik der Organisation manchmal konträr dazu steht und alle dastehen und sagen, das habe ich jetzt so nicht gewollt. Ja, genau. Aber man muss damit leben, dass man als Gesicht der Organisation dann auch den Frust abbekommt. Aber das ist so, wenn die kommen und die sagen, wir haben jetzt einen Beziehungskonflikt in Abteilung X, dann frage ich immer für mich schon in der Auftragsklärung, was noch? Und was ist am System? Und dann muss man, also ich glaube, das brauchen auch Mediatoren in diesem Feld und besonders im öffentlichen Dienst systemisch rangehen.
[30:35]Welche Punkte im System sind wichtig für Entscheidungen? Wie werden Entscheidungen getroffen? Wer entscheidet? Wo sind die Limits? Wo ist das eingeschränkt? Und welche Möglichkeiten haben die Menschen in dem System? Es ist nie ein Beziehungskonflikt. Das wird manchmal so ausgetragen. Und oft ist es so Kritik an Führungsstilen. Das ist nicht zu vernachlässigen. Gibt es natürlich berechtigt. Aber es ist nicht nur. Das finde ich einen klugen Gedanken, weil ja die Logik von Mediatoren häufig andersrum ist. Es wird immer ein Sachkonflikt vorgetragen, aber wir fragen dann immer auf die Beziehungsebene hin. Aber in Behörden ist es genau, also nicht genau andersrum, aber es ist eine ganz wichtige Frage, was noch? Die Logik der Mediation, also dieser transformative Ansatz in der Beziehung, greift für mich hier zu kurz. Also ich könnte das an dem Beispiel, aber ich will das eher sogar generalisiert sagen, dass das Das Personalisieren der Konflikte, dass man also sagt, das ist diese Sachbearbeiterin oder diese Vorgesetzte, das macht das Ganze überhaupt erst erträglich. Also wenn man sonst ohnmächtig einer Organisation gegenüber stünde und vielleicht sogar Mitglied als Beamter ist.
[31:43]Was einfach psychologisch noch schwerer zu ertragen wäre, wie so eine Asterix-Situation, wo man nicht nur als Besucher ein Formular haben will, sondern man stellt sich dann vor, man ist Mitarbeiter dieser Organisation. Ja, das weiß ich nicht. Das geht sehr weit. Das klingt fast wie eine sehr harsche Kritik des gesamten öffentlichen Verwaltungs. Das möchte ich nicht. Deswegen möchte ich auch sagen, ich habe in dieser Arbeit in der öffentlichen Verwaltung.
[32:09]Sehr viele Führungskräfte, die erlebt, die bei der Auftragsklärung im Verfahren also wirklich aufrichtig bemüht sind, Lösungen zu finden, Wege zu gehen, konstruktiv sind. Also das habe ich auch oft erlebt, innerhalb des Systems, in dem sie ja arbeiten, wo es tatsächlich nicht jede Freiheit geben kann. Ich wollte diese Aussage gar nicht nur und ausschließlich auf Behördenorganisationen gemünzt haben, sondern wollte das Spannungsfeld von Mensch und Organisation in Konzernen und in Großorganisationen generell, dass es schwer erträglich ist, diese Paradoxien, Widersprüchlichkeiten.
[32:44]Unverständlichkeiten, die man als Mensch erlebt in und mit Organisation, dass ein Ausweg ist zu sagen, das ist jetzt diese Person und mit der habe ich einen Konflikt, weil ansonsten müsste ich verrückt werden. An Organisationen. Das war eher sozusagen ein Aspekt von Grundsatzkritik der Moderne gegenüber. Ja, kann ich mitgehen. Da fällt mir der Begriff Kultur ein. Und zwar Organisationskultur. Und auch führen solche Mediationsverfahren dazu, dass manche Beteiligte merken, das ist nicht meine Kultur. Fast dasselbe, was Sie sagen. Man macht es an eine Person fest und das ist fast leichter, als das System zu betrachten. Aber es ist tatsächlich so, dass ich erlebt habe, dass manche aus der Wirtschaft in die Verwaltung gegangen sind. Dann gibt es Konflikte, dann komme ich als Mediator und erlebe, dass sie mit der Kultur in der Verwaltung hadern.
[33:42]
Trends in der Mediation
[33:39]Und insofern Mediation als Entscheidungshilfe. Passe ich hierhin, ist das meins. Nachdem wir jetzt sozusagen den Abschluss oder das Ende auch von Mediation betrachtet haben, vielleicht einen Ausblick oder auch eine Einschätzung, wie Sie so die letzten Jahre erlebt haben, gibt es Trends und Entwicklungen, die Sie auch für die Mediation feststellen konnten, wo Sie sagen, da hat sich was getan, da hat sich was verändert.
[34:02]Sei es natürlich durch die Pandemie, sei es durch die großpolitische Wetterlage, Hat da Mediation einen besseren Stand in schwierigeren Zeiten als vielleicht noch vor der Pandemie und die Jahrzehnte vorher, wo sie gute Zeiten hatte, aber in schlechten Stand und in den Kinderschuhen sozusagen noch verharrte? Also das ist eine schwierige Frage für mich, da ich eben nicht empirisch forsche und das auch nicht vorhabe, kann ich dazu nicht wirklich qualifiziert sprechen, weil es überlagert sich mit meiner persönlichen Geschichte.
[34:36]Und ich erlebe seit 15 Jahren, dass ich immer mehr Mediation bekomme und immer mehr Aufträge bekomme und immer interessantere Aufträge. Aber ob das wirklich repräsentativ ist, kann ich nicht sagen. Also das wäre total gewagt. Vielleicht hat sich das mehr etabliert, aber vielleicht ist es nur, dass ich einfach mehr reingewachsen bin. Also das ist schwer zu sagen. Was ich aber sagen kann, ist, dass mehr Organisationen jetzt überlegen im Sinne…
[35:02]Eines umfassenden Gesundheitsmanagements und so weiter, wie sie mit Konflikten umgehen und ob sie dieses Thema Konfliktkultur offen adressieren sollen und ob sie sogar Konfliktberatungsstellen, Konfliktmanagementsysteme einrichten sollen. Das ist im Kommen, ja. Das trifft auch auf meine Erfahrung zu und ich finde das sehr wohltuend, dass sie differenzieren zwischen der eigenen Aufstiegs- und Einstiegsgeschichte in Mediation und das aber nicht generalisieren und denken, das ist, ja, das finde ich einfach super, weil wir, glaube ich, da als Mediatoren darauf achten müssen. Herr Bond, vielen Dank für dieses Gespräch. Und wenn wir einen Punkt, der für Mediation in und mit Verwaltungsorganisationen wichtig ist, überhaupt noch nicht angesprochen haben, weil ich ihn einfach nicht im Blick hatte oder wir nicht bisher gestriffen haben, dann ist jetzt nochmal eine gute Gelegenheit, weil wir dann nämlich so zum Abschluss unseres Gesprächs kommen. Also einen Punkt würde ich nennen, auch wenn es ein Detail ist und nicht jetzt eine Zusammenfassung und so, der gründende Abschluss. Sie hatten ja vorab zwei, drei Fragen geschickt. Nicht alle Fragen, die Sie gestellt haben, sondern zwei, drei so grobe Richtlinien. Und eine war, was kam nicht in der Mediationsausbildung vor, was wichtig ist. Und da habe ich eine Antwort drauf. Einzelgespräche.
[36:22]Einzelgespräche kommen zu kurz in der Ausbildung und sind für die Verwaltung
[36:30]
Einzelgespräche in der Mediation
[36:25]enorm wichtig. Sie sind für die innerbetriebliche Mediation aus meiner Erfahrung enorm wichtig. Ich verwende sie viel als Vorgespräch, aber im Verfahren. Und da könnten Mediationsausbildungen mehr machen. Und die Einzelgespräche, ich gehe jetzt so von Organisationsmediation aus, nicht nur mit dem Auftraggeber, sondern auch mit den Parteien, die schon so identifiziert wurden von den Kollegen und sagen, hier die, die müssen miteinander reden. Sie wissen ja, ich habe einen internationalen Hintergrund, komme aus Großbritannien, habe auch viel mit internationalen Mediationen mich beschäftigt, bin auch international unterwegs und Einzelgespräche waren in der deutschen Mediationslandschaft lange so ein Randthema, bis hin zu verpönt und nicht gewollt mit der Philosophie, wir müssen alle immer alles erfahren.
[37:12]Und international ist es natürlich gang und gäbe, dass man mit den Parteien getrennt spricht. Das fände ich viel an. Das finde ich ein interessantes, wichtiges Detail für mich, auch eine interessante Beobachtung. Tatsächlich bin ich ein Freund und Befürworter der Gespräche im großen Forum. In Organisationen ist es aber getrennt von der Auftraggeberperson. Die kriegt natürlich zunächst wirklich ein erstes Gespräch und will das auch häufig. Und es stimmt, oder ich kann das mit den Erfahrungen aus Behörden.
[37:43]Abklein, zumindest was mir gerade so in den Kopf kommt, dass dort zunächst Einzelgespräche gewollt sind, viel eher gewollt als in anderen Runden und anderen Organisationsformen. Das war mir bisher noch gar nicht so deutlich, aber das stimmt, die wollen zunächst am liebsten erstmal einzeln sprechen, was häufig mit der Dauer der Konflikte zu tun hat, die über Jahre manchmal gingen. Hat auch mit etwas anderem zu tun. Und wenn es ein Einzelgespräch als Vorgespräch ist, hat es damit zu tun, nicht mit der flapsigen Idee, die wollen erstmal den Mediator kennenlernen und wissen, ob sie mit ihm arbeiten können, sondern sie möchten auch schauen, ob der Mediator versteht, was das bedeutet, Führungsverantwortung in diesem System zu haben. Oder ob er versteht, was das bedeutet, Probleme mit der Hierarchie in diesem System zu haben. Weil sehr häufig geht es um hierarchische Verhältnisse. Das wollen wir erstmal abtasten. Das ist schon eine Art Prüfungs- und Aufnahmegespräch. Vielen Dank. Ja, ich danke auch. Das war ein wichtiges und wirklich lehrreiches Detail. Und ein schöner Plädoyer, auch das ernster zu nehmen. Ich werde das in meinen Ausbildungen umsetzen. Das lasse ich Ihnen an dieser Stelle. Und das habe ich jetzt gar nicht vorgeschleimt.
[38:57]Ich habe so ein, zwei Hintergedanken jetzt noch, die waren gerade frisch, weil ich mit Organisationsmediation gerade eine Ausbildung abgeschlossen habe. Und da haben wir auch Einzelgespräche geübt. Aber das nochmal bezogen, also für die Konfliktparteien, für die Medianten, für die einzelnen Personen, die in Streit stehen, das macht mir viel Sinn. Daher kann ich unumwunden dieses Versprechen hier abgeben. und die Zuhörer und Zuhörerinnen, die sich dann den nächsten Kurs antun wollen, die wissen, was auf sie zukommt. Okay, dann kommt das auch noch rein. Ja, sehr schön. Herr Bond, ich danke Ihnen für diesen Einblick in Ihre Erfahrungen und wünsche
[39:39]
Abschluss und Ausblick auf die Arbeit
[39:34]Ihnen alles Gute für die weitere Arbeit in und mit Verwaltungsorganisationen. Vielen Dank, Herr Weigel, für die Einladung. Ich wünsche Ihnen mit dieser Podcast-Reihe alles Gute und auch mit Ihren Mediationsausbildungen. Greg Bond.
[39:50]Verwaltungserfahrene Mediator, aber natürlich nicht nur, sondern in Organisationen und Großgruppenveranstaltungen sehr erfahren. Mit ihm konnte ich über diese Erfahrungen sprechen und herausarbeiten, was Mediation in und mit und auch durch Verwaltungsorganisationen initiiert, bedeutet, was auf Mediatoren zukommt und wie man sich, und worauf man sich da vorbereiten sollte und vorbereitet sein sollte. Wenn dir diese Episode und der Podcast insgesamt gefallen hat, aber auch wenn es dir nicht gefallen hat, hinterlass doch ein Feedback auf Apple Podcast oder Google Business. Das hilft a, dass andere diesen Podcast finden, die das bisher noch nicht konnten und b, dass ich mich auch nochmal einsteuern kann aufgrund des Feedbacks. Was braucht es hier und in welchen Richtungen sollte sich dieser Podcast weiterentwickeln? Für den Moment bedanke ich mich, dass du hier mit dabei warst und verabschiede mich.
[40:49]Music.