INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“
#214 GddZ
Vision eines bundeseinheitlichen Justizportals
Ein Gesamtkonzept für eine moderne, gesamtgesellschaftliche Streit- und Konfliktbearbeitung?
Im Gespräch mit der Präsidentin des OLG Celle Stefanie Otte
Stefanie Otte ist seit Juli 2018 Präsidentin des OLG Celle. Sie war von 2013 bis 2015 in dem Niedersächsischen Justizministerium als Leiterin des Personalreferats und stellvertretende Abteilungsleiterin der Zentralabteilung tätig. 2015 wurde sie zur Staatssekretärin ernannt und leitete den E-Justice-Rat bis 2017. Erst kürzlich leitete sie die bundesweite Arbeitsgemeinschaft zum Einsatz künstlicher Intelligenz und algorithmischer Systeme in der Justiz.
Gut durch die Zeit.
Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Inhalt
Kapitel:
Inhaltliche Zusammenfassung
In dieser Episode des Podcasts „Gut durch die Zeit“ diskutiere ich mit Frau Stefanie Otte, der Präsidentin des Oberlandesgerichts Celle, über die aktuelle Justizpolitik und die Herausforderungen der gerichtlichen sowie außergerichtlichen Streitbeilegung. Wir befinden uns diesmal nicht im Studio, sondern im beeindruckenden Gebäude des Oberlandesgerichts Celle, was den Gesprächen eine besondere Dimension verleiht :-).
Frau Otte hat einen faszinierenden Vorschlag für ein bundeseinheitliches Online-Justizportal entwickelt. Wir sprechen darüber, wie dieses Portal nicht nur eine digitale Schnittstelle für Bürgerinnen und Bürger darstellen kann, sondern auch die Akzeptanz der Justiz im Allgemeinen fördern soll. In einer Zeit, in der digitale Sichtbarkeit zunehmend wichtig wird, betont sie die Notwendigkeit, dass die Justiz in einer modernen, digitalisierten Gesellschaft präsent ist. Dies beinhaltet Fragen zur Modernisierung der Justiz und wie ein solches Portal die Informationsbereitstellung über Rechte und Pflichten verbessern könnte.
Ein zentrales Anliegen von Frau Otte ist es, die Akzeptanz der Gerichte bei der Bevölkerung zu steigern. Dabei wird die Problematik des Rückgangs der Klageeingänge thematisiert; weniger Klagen könnten ein Zeichen für ein tiefere Problematik in der Wahrnehmung der Justiz sein. Sie argumentiert, dass zwar nicht jeder Konflikt vor Gericht gelöst werden muss, dennoch die Justiz eine fundamentale Rolle im Rechtsstaat spielt. Das vorgeschlagene Online-Portal soll dazu beitragen, Bürgerinnen und Bürgern bereits im Vorfeld deren Möglichkeiten aufzuzeigen, nicht erst im letzten Moment, wenn der Gang zum Gericht unausweichlich erscheint.
Wir diskutieren weiter, wie das geplante Portal verschiedene Stufen der Konfliktbeilegung integriert — von Informationsabrufen bis hin zu konkreten Handlungsanweisungen über alternative Streitbeilegungsverfahren. Frau Otte betont die Notwendigkeit, Mediation und gerichtliche Verfahren nicht als konkurrierende, sondern als sich ergänzende Systeme zu betrachten. Ihre Überzeugung ist, dass ein dialogischer Austausch zwischen den Disziplinen zu besseren Lösungen führt.
Ein weiterer Punkt, den wir ansprechen, ist die Rolle der Mediatoren und die Chance, den rechtlichen Zugang im digitalen Raum zu verbessern. Frau Ottes Vision ist es, ein umfassendes Netzwerk zu schaffen, das Bürgern nicht nur den Zugang zu gerichtlichen Lösungen ermöglicht, sondern auch alternative Wege der Konfliktlösung aufzeigt — seien es Mediation, Schlichtungen oder andere Verfahren.
Wir schließen mit der Überlegung, dass eine solch weitreichende Initiative einen umfassenden Dialog zwischen allen Beteiligten erfordert. Dies beinhaltet Rückmeldungen ehemaliger Justizmitglieder, Mediatoren und Bürger, um ein Portal zu gestalten, das den tatsächlichen Bedürfnissen der Gesellschaft gerecht wird. Frau Otter ruft alle Interessierten auf, sich aktiv an dieser Diskussion zu beteiligen und ihre Perspektiven einzubringen. So können wir gemeinsam an einem übergreifenden Verständnis von Justiz und Konfliktlösung arbeiten, das für alle Beteiligten von Nutzen ist.
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