INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#242 GddZ

Mediation in Schulen

Wie kommt denn Mediation im Kontext Schule überhaupt zustande?

Im Gespräch mit Kerstin Lück

Mediatorin und Trainerin für Konfliktmanagement, studierte Germanistik, Psychologie und Religionswissenschaften. Seit 1995 ist sie als Mediatorin tätig, seit 2005 selbstständig und bildet seit 2005 auch andere Personen in Mediation (vor allem für den Kontext Schule) aus.

Kleine Reihe: Mediationsfelder

Inhalt

Kapitel:

0:05 – Herzlich willkommen zum Podcast
5:58 – Herausforderungen in der Schulmediation
10:05 – Konfliktlinien zwischen Eltern und Lehrkräften
13:43 – Bedarf an Mediation bei Erwachsenenkonflikten
17:20 – Mobbing und seine Herausforderungen
19:34 – Vorurteile zwischen Eltern und Lehrern
22:48 – Positive Erlebnisse in der Mediation
28:30 – Kinderkonflikte und ihre Lösungen
33:16 – Der Friedensteppich als Konfliktlösung
40:49 – Interkulturelle Konflikte in Schulen
45:27 – Schulkonflikte und ihre Ursachen
47:08 – Ausblick auf zukünftige Initiativen

ausführliche Zusammenfassung

In dieser Episode des Podcasts „Gut durch die Zeit“ stehen die Herausforderungen und Chancen der Mediation im schulischen Kontext im Fokus. Als Gastgeber spricht Sascha Weigel mit der erfahrenen Mediatorin Kerstin Lück, die über 30 Jahre Erfahrung in der Mediation mitbringt. Die Diskussion beleuchtet das oft konfliktreiche Umfeld Schule, in dem das Verhältnis zwischen Lehrkräften, Eltern und Schülern eine zentrale Rolle spielt. Kerstin bringt nicht nur ihre praktischen Erfahrungen ein, sondern auch ihre Erkenntnisse aus der Forschung und Publikationen zu diesem Thema.

Kerstin erläutert, wie sich die Schulmediation von anderen Bereichen unterscheidet, und beschreibt die spezifischen Konfliktlinien, die in Schulen vorherrschen. Sie hebt hervor, dass Konflikte oft im Verborgenen stattfinden, seien es Spannungen zwischen Eltern und Lehrkräften oder interne Differenzen zwischen Kolleginnen und Kollegen. Ein zentrales Anliegen ist es für sie, dass Schulen ernsthafte Mechanismen zur Konfliktlösung implementieren, die nicht nur auf die Schüler fokussiert sind, sondern auch die Bedürfnisse der Erwachsenen in der Schule reflektieren.

Ein besonderer Aspekt, den die beiden besprechen, ist die Rolle der Eltern im Konfliktgeschehen. Kerstin thematisiert die Stressfaktoren, die Eltern und Lehrkräfte beim Austausch belasten, und beleuchtet, wie Vorurteile und Missverständnisse die Kommunikation erschweren. Gleichzeitig erkennt sie die Notwendigkeit, dass Schulen den Eltern mehr Einblicke in den Schulalltag geben und sie stärker in Entscheidungsprozesse einbeziehen sollten. Diese Herausforderungen vertiefen sich zusätzlich, wenn interkulturelle Aspekte ins Spiel kommen, denn die Diversität der Schülerschaft bringt oft eigene Konflikte mit sich, die – wie von Kerstin beschrieben – nicht immer angesprochen werden.

Kerstin betont, dass es wichtig ist, Räume für diesen Austausch zu schaffen, um Schülern und Eltern zu ermöglichen, ihre Probleme offen zu diskutieren und Lösungen zu finden. Dabei spielt auch die Ausbildung von SchülermediatorInnen eine zentrale Rolle, um ein Bewusstsein für Konfliktlösungsprozesse zu schaffen. Ein interessantes Tool, das sie vorstellt, ist der „Friedensteppich“, der den Schülern helfen soll, ihre Konflikte eigenständig zu lösen, ohne dabei auf Erwachsene angewiesen zu sein.

Abschließend gibt es einen Ausblick auf die Möglichkeiten, wie die Mediation in Schulen institutionalisiert werden könnte, um sowohl Lehrer als auch Schüler langfristig zu unterstützen. Kerstin ist überzeugt davon, dass eine gesetzliche Verankerung von Mediation im schulischen Alltag ein bedeutender Schritt in die richtige Richtung wäre. Der Podcast bietet somit einen umfassenden Einblick in die dynamischen Herausforderungen der Mediation im schulischen Bereich und regt zum Nachdenken über neue Ansätze an.

Vollständige Transkription

(KI-generiert)

 

[0:00]Aus Mediatorinnen-Sicht bei den Erwachsenenkonflikten sehe ich einen erhöhten
[0:05]
Herzlich Willkommen zum Podcast
[0:03]Bedarf, aber gar keinen Zugriff. Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit, der Podcast rund um Mediation, Konfliktcoaching und Organisationsberatung, ein Podcast von InfoFib. Ich bin Sascha Weigel und begrüße dich zu einer neuen Folge. Und unsere heutige Folge soll ein Arbeitsfeld von Mediatorinnen und Konfliktberaterinnen vorstellen, das wir bisher hier in den Episoden, soweit ich mich erinnere, bei diesen 240 Episoden noch gar nicht angesprochen habe. Nämlich das Konfliktfeld und für manche mag das ja sogar ein Schlachtfeld sein, Schule. Die Schule in all ihrer Vielfalt und weil das ein ganz besonderes Arbeitsfeld ist, habe ich eine ganz besondere Kollegin eingeladen, die in dem Arbeitsfeld nicht nur Erfahrung gesammelt hat, sondern auch Erfahrung publiziert hat und sozusagen auch den Bereich, was müssen andere Beraterinnen.
[0:59]Teamentwickler, Mediatorinnen wissen, wenn sie in diesem Feld tätig sind. Im Podcaststudio bei mir hier herzlich willkommen Kerstin Lück. Hallo Kerstin. Ja, hallo Sascha, danke für deine Einladung. Kerstin, wenn man googelt, was ja immer noch auch in Zeiten von KI durchaus eine probate Methode ist, sich in ein Arbeitsfeld einzuarbeiten und man das Thema Mediation in Schulen anschaut, dann dauert das nicht lange, dass man auf deinen Namen stößt, der dann auch nicht mehr weggeht. Der kommt dann immer wieder auch, weil du mit dem Arbeitsfeld, ich würde schon fast sagen, verwachsen bist. Aber eigentlich habe ich gar keine Ahnung, wer du bist und was du bisher gemacht hast, außerhalb oder auch innerhalb von Schulen. Vielleicht zu Beginn, was macht dich aus als Mediatorin und welche Erfahrungen, nicht im Detail, aber vielleicht so in der Gesamtschau mit Schulen, bringst du denn mit?
[1:54]Was macht mich aus als Mediatorin? Da würde ich sagen, dass ich auch nach 30 Jahren Mediationserfahrung immer noch sehr viel Humor behalte im Feld Schule. Das ist für viele von meinen KollegInnen gar nicht so ein beliebtes Feld. Wenn wir zum Beispiel an die Lehrkräftefortbildung denken, dann beklagen viele, dass es da häufig harsche Konfrontationen gibt mit besserwissenden Lehrkräften, auch in ihrem Spezialfeld Mediation oder, ich sage ja auch manchmal gerne, gelingende Kommunikation, Konfliktmanagement. Und ich kann sehen, wie anstrengend das ist für Lehrkräfte. Ich lebe auch in einer WG und da waren schon viele Lehrkräfte in meiner WG, die ich auch privat kennenlernen durfte. Und insofern ist das für mich immer eine beidseitige Perspektive. Außerdem bin ich auch Mutter und habe eine Tochter durch die Schule gebracht und auch durchs Bildungssystem, wozu ja auch die Universität gehört und kann also da auch nochmal aus dieser Perspektive auf Schule drauf gucken und habe mich da durchaus auch mal wählen lassen, in bestimmte Funktionen, nicht nur Elternvertretung, sondern auch an bestimmten Konfliktgremien teilzunehmen.
[3:05]Insofern ist das Feld Schule wirklich reichhaltig an Konflikten und meine Besonderheit ist da nach wie vor mit Humor und mit großem Methodenreichtum in die Schulen auch reinzugehen, um zu gucken, was passt für diese eine Schule, an der ich jetzt gerade arbeite. Ich sage immer gerne, jede Schule hat ihre eigene Kultur, nicht nur ausgehend von der Schulleitung, sondern auch von den Lehrkräften bis hin zu den Kindern, die dann, solange wie sie dort sind, die Schule mitgestalten. Und insofern macht mich das aus. Also ich werde auch nicht müde dafür zu werden, sich an Schule zu engagieren, weil wir können alle lange beklagen, was es da alles nicht gibt oder wo die Defizite sind, aber als Mediatorin bin ich Berufsoptimistin und sehe auch immer die Möglichkeiten, die es in dem gesteckten Rahmen gibt und die gestaltet werden wollen. Vielleicht so als Mutter gefragt, die ein Kind durch die Schule gebracht hat, zu mir als Vater, dessen Sohn vier ist, der eine, der andere ist zehn, trifft es noch zu, dass man sagen kann, bei vier, fünfjährigen, die sind aus dem Gröbsten raus? Oder würdest du sagen, mit der Schule geht das harte Elternleben erst richtig los? Vor dem Hintergrund, was Schule für Emotionalitäten mit sich bringt, wenn man mal einfach nur die gesellschaftliche Diskussion um Schule anschaut.
[4:24]Vor allen Dingen, wenn ich mich daran erinnere, geht die Abnabelung los in eine Welt, die Eltern nicht mehr kontrollieren können, auch wenn das vorher schon tendenziell nicht der Fall ist, weil die Kinder in Kitas sind. Oft ist es bei Schule nochmal mehr so.
[4:38]An vielen Schulen steht ja dieses Schild hier, hier können die Eltern ihre Kinder loslassen und in das Schultor gehen lassen. Hier dürfen sie draußen bleiben, das ist immer nett formuliert. Und das ist ja schon mal die erste Kränkung für viele Eltern und ich habe da auch ein bestimmtes Jahr gebraucht, um mich daran zu gewöhnen. Und selbst nachher auf dem Gymnasium gab es Lehrkräfte, die Eltern eingeladen haben, aber dann kam es doch irgendwie nicht zustande oder man wollte nur das Elternkuchen backen. Also die Präsenz von Eltern und die Mitwirkung, auch die gut gemeinte, ist häufig sehr, sehr beschnitten. Und das finde ich tatsächlich nicht einfach. Also Kinder in einer Institution zu lassen, wo das intransparent ist, wo man die Gremienarbeit über Elternvertretung und so nicht genau durchschaut, was geht eigentlich und was geht nicht. Das wünsche ich mir immer noch anders, aber habe meine Spielräume, soweit ich das konnte, genutzt und gelernt, damit umzugehen und meiner Tochter dann auch zuzutrauen, damit klarzukommen. Da sind wir sozusagen auch mittendrin in den Herausforderungen, Anfängen vielleicht auch von Konfliktsituationen, dass das ganz unterschiedliche, also nicht nur Kulturen pro Schule, also Schulgebäude haben kann.
[5:58]
Herausforderungen in der Schulmediation
[5:58]Sondern dass auch eine Vielfalt von Einflussfaktoren eine Rolle spielen, die gar nicht innerhalb der Schule sind, sondern die möglicherweise eben auch außen vor gelassen werden. Einen voran sicherlich die Eltern. Mit wem muss man denn rechnen, wenn man mit Konflikten arbeitet in Schulen? Mit welchen Personen, mit welchen Personengruppen? Da kommen wir schon in ein Feld, was unglaublich divers ist. Also wenn wir mit den Eltern anfangen, dann ist das natürlich eine Hauptkonfliktlinie zwischen Eltern und Lehrkräften. Die Konflikte zwischen Eltern und Kindern spielen auch mit rein in Schule. Vor allen Dingen, wenn Eltern getrennt sind, was sich nach meiner Erfahrung auch in den ersten zwei, drei Klassen in der Schule auch immer häufiger natürlich, oder es ist einfach Standard, dass die Eltern sich dann in der Grundschulzeit auch meistens trennen und dann spielen diese Konflikte auch mit rein, belasten natürlich auch die Kinder und werden von Schule vor allen Dingen anhand der Leistungen gemessen. Das ist eine Konfliktlinie, die ist so ein bisschen unterirdisch. Also die liegt unter vielen Konflikten, die Schule mit den Kindern hat und die Schule auch mit den Eltern hat. Das ist so ein Thema.
[7:04]Worauf man sich auch einstellen kann, ist, dass an Schule eben pädagogische Fachkräfte arbeiten, die selbst untereinander sehr viele Konflikte haben. Manchmal sogar mehr untereinander als mit den SchülerInnen. Zum Beispiel, wenn wir an Grundschulen, an die Erziehenden denken, die an Ganztagsschulen zum Beispiel sehr vernetzt, sehr rhythmisiert, so ist das Fachwort Arbeiten, und natürlich einen unterschiedlichen gesellschaftlichen Status haben. Eine Erzieherin, auch wenn sie an einer Fachhochschule war, verdient immer noch weniger und ist weniger angesehen als Lehrkräfte. Denken wir an Schulsozialarbeitende, dann sind die auch oft in der Minderheit alleine für viele SchülerInnen zuständig und auch im Kollegium alleine, haben häufig einen anderen Arbeitgeber. Also da sind zum Beispiel sehr viele Konfliktlinien. Und dann hat Schule natürlich auch die Aufgabe, laut Schulgesetz der verschiedenen Bundesländer für einen friedlichen Umgang zu sorgen. Das wird sehr, sehr unterschiedlich ernst genommen, sage ich mal. Manche Schulen machen da sehr viel, haben vielleicht auch die Not, Gewaltprävention durchzusetzen und darin enthalten ist dann oft auch Mediation in Form von Schülermediatoren. Und Mediatoren. Manche Schulen sagen aber, ach, das ist bei uns eine Querschnittsaufgabe und alle achten da irgendwie so ein bisschen drauf. Und erst wenn richtig was Schlimmes passiert, dann sind die Fragen und die Not groß und dann kommen die Anfragen sehr ad hoc.
[8:27]Zum Beispiel an Konflikthaus, ein Verein mit vielen Mediatoren aus vielen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, wo ich seit 2007 im Vorstand bin, den mitgegründet habe und wo wir eben sehr viel Konfliktarbeit an Schulen leisten, unterschiedliche Formate. Ausbildung von Schülermediatoren gehört dazu. Und wenn eine Schule das möchte und das macht, dann ist das auch etwas, was eine große Wirkung auf die Gesamtschulkultur zum Thema Streit und Konflikt hat und auch auf die Gewaltprävention natürlich Auswirkungen hat.
[8:59]Das heißt, da ist die Schule als Organisation in der Verantwortung, diese Friedlichkeit mit verschiedenen Maßnahmen durchzuführen. Und dann wäre das auch etwas, wo Mediation zustande kommt, weil jemand in der Schulverfassung, in der Vereinbarung drin hat, bei Streitigkeiten, bei Unklarheiten wird ein solches Verfahren gewählt. Oder wie kommt das zustande, dass sozusagen bei so unterschiedlichen Berufsgruppen und auch Nicht-Schulmitglieder, zum Beispiel die Eltern oder vielleicht auch andere, die Zulieferer von Essen oder dergleichen, dass die in eine Mediation kommen können oder das anfragen? Also ist das überhaupt typisch oder gibt es…
[9:42]Wenn wir über Schulmediation reden, letztlich nur ganz ausgewählte Konfliktbereiche, die dann Mediation ermöglichen. Ja, das ist eine gute Frage, weil tatsächlich haben wir ein Hauptaufkommen von Konflikten aus Außensicht und auch aus Schulinnensicht, also wenn ich jetzt Lehrkraft bin oder Schulleitung,
[10:05]
Konfliktlinien zwischen Eltern und Lehrkräften
[10:04]bei den Schülern verortet. Und das, was ich jetzt erzählt habe, dass das Kollegium intern auch viel, viel mehr Konflikte hat, das ermöglicht erst der Blick von außen und nur, wenn es ganz eskaliert ist, also für Kollegen und Kolleginnen, die neuen Eskalationsstufen, also wenn wir schon im Bereich 7 und 8 sind, dann holen sich schulpädagogische Kräfte auch Hilfe von außen, beziehungsweise sind sie in Berlin zum Beispiel dann erstmal an das sogenannte Sibuts verwiesen, das Beratungs- und Unterstützungszentrum, wo die Schulpsychologie sitzt und die Sonderpädagogik. Und dort sollen Mediationen angefragt werden für die sogenannten Erwachsenenkonflikte.
[10:41]Viel stärker im Fokus sind die Konflikte unter Kindern und dort sind entweder bei kleinen Konflikten SchülermediatorInnen gefragt oder aber auch ein Modell, was es in allen Bundesländern gibt, die sogenannten Senior Partner in School. Das sind ehrenamtliche SeniorInnen, die an Schulen einmal in der Woche Mediationen anbieten, aber nur ausschließlich für die SchülerInnen-Konflikte. Die bilde ich auch aus. Insofern bin ich da immer sehr nah dran, auch aus dieser Perspektive als Trainerin, was in Schulen so für Konflikte Mainstream sind, sage ich jetzt mal, unter den Kindern. Und was die Senioren und bearbeitet werden und was aber auch an die SeniorInnen angetragen wird, was ihnen angetragen wird, was sie sonst noch alles bearbeiten sollen, wofür sie kein Mandat haben, kann man so sagen. Wenn ich das pointiere oder überziehe vielleicht auch, heißt das, als Mediator in Schulen zu arbeiten, hat doch eher diesen pädagogischen Blick auf die Jüngeren zur Folge und dort werden dann, also der pädagogische Anspruch, der dann da einhergeht.
[11:44]Die heißen Eskalierten, also die Konflikte, wo man sagen würde, also das wäre nicht schlecht, wenn wir die bearbeiten, weil dann könnten wir auch ganz anders nochmal loslegen. Die kommen gar nicht so einfach in eine Mediation hinein, außer sie sind so eskaliert, dass dann selbst… Schon längst eingeweihte sagen, jetzt müsste man was machen? So könnte man es pointiert sagen. Außerdem ist für die SchülerInnen und wäre jetzt ideal gesprochen, für die SchülerInnen ist natürlich auch viel schöner, wenn sie mal mit einer Lehrkraft in eine Mediation gingen oder wenn sie mitbekommen würden, dass die Lehrkräfte untereinander auch Mediation machen, weil sie bekommen ja die Streitigkeiten mit, wenn eine sogenannte doppelt gesteckte Lehrkraft mit einer erziehenden Person zusammen Unterricht machen und die streiten sich, weil die erziehende Person macht nicht das, was die Lehrkraft will und führt nicht einfach nur aus, weil sie ein eigenes pädagogisches Konzept hat, dann kriegen sie ja mit, dass die streiten und dass sie vielleicht auch nicht mehr miteinander reden, was auch schon vorgekommen ist. Und insofern wäre es schön, wenn diese Art der Konfliktbearbeitung für die Schülerinnen auch sichtbar die Erwachsenen mit nutzen würden. Das ist aber eher selten der Fall und vielleicht ist es an der Stelle auch erlaubt zu sagen, dass ich eine Handreichung für den Berliner Senat zur Schulmediation geschrieben habe, wo ich das auch beklage.
[13:04]Das ist im kostenfreien Download unter diesem Titel Handreichung Schulmediation gut zu finden. Vielleicht kann man das auch unten verlinken in dem Podcast. Weil dort mache ich ganz deutlich klar, dass in Berlin und Brandenburg zumindest, in Hamburg ist eine große Ausnahme, die Erwachsenenkonflikte nicht so einfach bearbeitet werden. Also eine Schulleitung muss sagen, so jetzt reicht es mir aber mit euch beiden, jetzt geht mal zum SIBUZ. Und dann ist auch noch die große Frage, ob das SIBUZ dafür Kapazität hat oder ausgebildete MediatorInnen. Das ist auch nicht unbedingt die Regel. Und insofern sind wir jetzt aus MediatorInnen-Sicht, bei den Erwachsenenkonflikten
[13:43]
Bedarf an Mediation bei Erwachsenenkonflikten
[13:41]sehe ich einen erhöhten Bedarf, aber gar keinen Zugriff. Die müssen quasi von mir oder von Konflikthaus gehört haben, manche Siebutze in Berlin leiten auch an mich weiter, aber sie müssen dann ein Budget auf und da schmerzt es dann schon die Schulleitung, wenn sie sagt, ach, jetzt muss ich ihr dafür auch noch Geld ausgeben, da gibt es keine Budgets auf Bezirksebene oder im Schulamtsebene, die einfach vorrätig sind. Ich meine, das ist letztlich jetzt mein Vorurteil, weil ich relativ selten in Schulen damit zu tun habe. Aber wenn ich von Schulmediation gelesen und gehört habe, hatte das häufig diesen, ich sage mal, Charakter von erweitertem Unterricht.
[14:17]Dass Kinder und Schüler praktisch anhand von Konflikten jetzt lernen konnten, mit Konflikten umzugehen. Ich muss mal nachfragen, das verstehe ich gerade nicht im Rahmen des sozialen Lernens oder wo lernen SchülerInnen das deiner Meinung nach? Wenn zum Beispiel eine Ausbildung angeboten wurde, Schülerlotsen, also wenn so Programme, wo Schülermediatoren, also das waren so dann häufig Fälle, wo ich, sagen wir mal, das Wort Schulmediation vernommen habe und ganz selten, aber das ist sozusagen das, was mich jetzt sozusagen eher, also nicht verwundert, die doch sehr heißen und arken Konflikte im Kollegium oder auch in den Elternbeiräten, Elternreden, die dann so aufploppen, die auch immer wieder besprochen werden, wenn die Eltern dann mit ihren Freunden wieder zusammen sind und dann müssen sie wieder zum Elternabend gehen. Also, dass die gar nicht angegangen werden oder dass da von Schulmediatoren ganz selten reden, weil die das tatsächlich gar nicht in der Schulmediation haben.
[15:19]Genau, das kommt dort nicht vor. Um das auch besser zu verstehen, habe ich einen Freund begleiten wollen in einem Konflikt mit einer Lehrerin, wo es um seinen Sohn ging, der angeblich mit Karin getoben haben soll. Ein Elternteil, genau. Und da bin ich quasi nicht als Mediatorin mitgegangen, sondern als Unterstützerin. Und da habe ich eine krasse Erfahrung gemacht, die würde jetzt hier ein bisschen zu weit führen, glaube ich, um die zu erläutern. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass Schule, in dem Fall ein Berliner Gymnasium, kein gutes Konfliktmanagement hat, um Fälle zu deeskalieren. Die haben quasi mehr oder weniger gesagt, ich darf gar nichts sagen. Also ich darf nur still begleiten. Da kam ich mir vor wie im letzten Jahrhundert. Kannst du dir vorstellen, wenn dir als Mediator jemand sagt, du darfst dabei sein, aber nur Hand auflegen, nichts sagen. Das ist etwas, was ich gar nicht akzeptiert habe. Genau. Wie eine Mediation sonst auch.
[16:12]Genau, nie was gesagt. Und das Zweite war, dass sie relativ schnell empfohlen haben, dass der Vater, den ich begleitet habe, einen Rechtsanwalt mitbringen soll. Also es gibt quasi zwischen einem Rechtsstrahl. Die Konfliktgegner haben gesagt, nehmen Sie sich einen Anwalt. Ja, die haben gesagt, ich dürfe nichts sagen, aber ihr könnt einen Rechtsanwalt mitbringen. Da habe ich so gedacht, da fehlt doch einfach ganz viel, auch schon im schulischen Konzept von, wie mit so klassischen Konflikten, Eltern sind nicht einverstanden mit der Benotung ihrer Schüler und das ist relevant, weil es kurz vorm Abi ist. Das kann doch nicht wahr sein. Ich war wirklich erschüttert darüber. Und das zeigt mir aber meines Erachtens, dass da noch wirklich viel fehlt und dass sehr viel Fokus eben auf den Schülern und Schülerinnen liegt. Und da möchte ich aber auch noch eine Ausnahme benennen, womit Schule nach wie vor nicht umgehen kann, sind Mobbingvorfälle. Also Vorfälle, wo auch wir in der Mediationsszene sagen, wenn Mobbing festgestellt wird, dann kann man keine Mediation mehr machen.
[17:20]
Mobbing und seine Herausforderungen
[17:15]Dann muss sowas maximal Täter-Opfer-Ausgleich oder Tatausgleich heißt es in der Schule. Aber auf jeden Fall gibt es dann keine Mediation mehr.
[17:24]Auch dieses Feld ist komplett unbeackert. Also hochgradig eskalierte Konflikte. Ich habe jetzt gerade wieder eine Anfrage gehabt, wir sollen feuerwehrartig in irgendeine Schule gehen, da findet Mobbing statt und kaum haben wir Kontakt aufgenommen, hat die Mutter diesen Sohn schon von der Schule genommen. Das ist eben eine Belohnung für die Mobbingbetreibenden, wenn das passiert. Das machen aber Eltern, weil sie eben kein Zutrauen in die Schulen haben, die nicht gut aufgestellt sind, Mobbing zu begrenzen. Achso, die Eltern des Kindes, das Mobbing begangen haben sollen. Des betroffenen Kindes.
[17:57]Nee, des betroffenen Kindes. Nee, des betroffenen Kind. Neben das Kind, ja. Also ich mag nicht so gerne Mobbing-Opfer sagen, deshalb reden wir eher von Mobbing-Betroffenen. Und insofern gibt es einerseits dieses Feld der Erwachsenenkonflikte, was wenig bearbeitet ist. Und auf der anderen Seite gibt es die Kinder, die sich wirklich und auch deren Eltern dann wirklich ausgeliefert fühlen. Ein System, was darauf keine Antwort hat. Nun sind Lehrer ja auch engagierte Personen, die einen Beruf ergriffen haben, bei dem sie sich mit aller Motivation einbringen können oder wollten oder vielleicht auch nur dachten, dass sie es können oder dass es erwartet wird von ihnen.
[18:41]Also ist das etwas, das dann einfach weggeht und das nicht mehr da ist und man sozusagen verwaltet wird und dann wird halt gesagt, nehmen Sie sich einen Rechtsanwalt, mehr kann ich jetzt auch nicht tun. Also ist es eher so eine Frage, wir machen Schule und hier sind wir die hoheitliche Pädagogik. Sie als Elternteil können das zu Hause machen, aber hier in der Schule läuft es so, wie wir wollen. Was sind sozusagen auch die Vorurteile der Person, wenn sie zum Beispiel die Eltern fernhalten wollen oder sagen, da gebe ich mich gar nicht damit ab? Vielleicht so dieses Stichwort von Helikoptereltern und so. Mit wie vielen Vorurteilen hat man es auch zu tun in diesem Beruf als Mediatorin, dass Abziehbilder aufeinandergeklebt werden von Lehrer, sind demotiviert, sind nicht interessiert, gehen nicht individuell darauf ein und bei Eltern sofort, die sind überengagiert.
[19:34]
Vorurteile zwischen Eltern und Lehrern
[19:31]Jetzt wollen die auch noch in die Schule kommen und die Hausarbeit selber mitschreiben. Sind das Themen, die dann freigelegt werden oder angesprochen werden müssen oder kommt es überhaupt nicht mehr dazu?
[19:42]Also ich glaube, dass diese Vorurteile sehr stark wirken und auch auf beiden Seiten große Ängste auslösen. Also ich weiß von den Berufsanfängern, also kurz nach dem Referendariat, also wenn dann die ersten Elternabende anstehen von jungen Lehrkräften.
[19:59]Dass die wahnsinnig Angst vor diesen Elternabenden haben. Auch von etwas, also jüngere Lehrkräfte, die noch nicht so vielleicht zwei, drei Jahre im Schulsystem sind, dass die eben gerade, weil sie sich super engagieren, weil sie alles richtig machen wollen, dass sie gerade vor den Elternabenden Angst haben, weil da eben wenig wertgeschätzt wird. Das ist natürlich auch die Kultur, die wir in Deutschland haben, erst zu meckern oder hauptsächlich zu meckern und nicht zu wertschätzen, auch nicht das Bemühen zu sehen. Auf der anderen Seite ist für Eltern, wie wir anfangs schon gesprochen haben, Schule so eine Blackbox, dass man nicht richtig Informationen kriegt, dass man die Bewertungskriterien nicht versteht.
[20:33]Dass auch Eltern oft nicht mitgenommen werden, also wenn dann nur so benutzt werden, um einen Kuchen zu backen oder irgendeinen Stand, um eine Klassenfahrt zu finanzieren oder irgendwas noch im Elternförderverein, da sind Eltern so gewünscht. Aber mit ihren ganzen Ressourcen, zum Beispiel auch um Einblick in die Berufsbilder der Eltern zu bekommen, gibt es manche Schulen, die da auch die Eltern mit einbeziehen und einladen, solche Tage der offenen Berufe zu machen. Das ist aber eher die Ausnahme. Also insofern kann ich bestätigen, es herrschen Vorurteile vor und die machen natürlich solche Elterngesprächsabende auch sehr anstrengend. Nicht nur, weil eine Lehrkraft da immer in der Minderheit ist und wenn es schlecht eskaliert läuft, auf so eine Art Inquisition stattfindet, habe ich selber erlebt und natürlich immer versucht zu verhindern. Oder wenn Einzelgespräche stattfinden, dass Lehrkräfte auch mit den kuriosesten Vorstellungen von Eltern konfrontiert sind. Natürlich mit den Bildern und den geheimen Aufträgen, was soll das Kind mal werden. Also dann sind die…
[21:34]Auf einer ISS, einer integrierten Sekundarschule und sollen aber Ärzte werden, weil die Eltern sich das so vorstellen, das Kind hat aber gar kein Interesse. Oder ich kann auch berichten, dass bei den Schülermediationsausbildungen Kinder reingeschickt werden, die da gar keine Lust zu haben, weil der Vater Bürgermeister ist und das ist aus seiner Sicht gut, tut dem Kind gut, wenn er mal was über Konflikte lernt. Das ist aber völlig falsch, sondern er müsste ins soziale Lernen erstmal gehen und außerdem ist seine Motivation gar nicht da. Also Eltern sind auch schon sehr, sehr schwierig, gerade in der Grundschule, wo alle zusammenkommen, für die Lehrkräfte zu handeln. Also ja, es handelt sich um sehr viele Vorurteile, um sehr viel Angst auf beiden Seiten und um wenig gute Strategie. Also ich persönlich in meiner Rolle als Mutter habe als allererstes diese Elternabende moderiert und das dann auch versucht rotieren zu lassen, weil die ganz schwer nur gehandelt werden können von den Lehrkräften. Vielleicht gucken wir uns auch noch ein paar Lichteseiten an.
[22:29]Was sind denn Momente, wo man als Mediatorin oder Mediator doch irgendwie zu seiner Schulmediation eingeladen wurde und man denkt, plötzlich wirklich auch eigene Vorurteile korrigiert sieht oder auch einfach
[22:48]
Positive Erlebnisse in der Mediation
[22:46]was Gelingendes erlebt. Worauf muss man sich da gefasst machen in der Schule, wo alle so pädagogisch hoch aufgeladen sind? Und ich will das schon auch problematisch benennen, es geht immer irgendwie so gerade ums jüngste Gericht bei der letzten Schule heute. Und das ist so zukunftsentscheidend, dass alle sind irgendwie sehr angespannt und sehr motiviert. Was kann man auch Schönes erleben?
[23:11]Hey du, der den Podcast gerade hört. Wir bringen jede Woche eine neue Folge in diesem Podcast. Auch dir zum Anhören und brauchen deine Unterstützung. Nimm dein Smartphone, hinterlass eine Sternebewertung und einen Kommentar, wie dir der Podcast gefällt und mach andere dadurch aufmerksam auf diesen Podcast hier. Vielen Dank und jetzt geht’s weiter mit dem Podcast.
[23:37]Ja, das ist ein wichtiger Rahmen, den du da setzt, weil es ist nicht nur aufgeladen und angespannt, sondern es sind alle auch wahnsinnig gestresst. Also das Erste, worauf ich mich einstelle, ist, mit diesem Stress umzugehen und in der Mediation einen ruhigen Ort erstmal zu schaffen, wo man durchatmen kann, wo man auch selber als Konfliktpartei und ich auch als Mediatorin in Kontakt bleibe oder in Kontakt komme zu meinen Gefühlen und Bedürfnissen. Also das ist mein allererstes, was ich versuche, da die nie außerhalb der Schule stattfindet. Ich gehe immer in Schule, was natürlich viel besser wäre, wenn ich außerhalb der Schule mediieren könnte. Ich glaube, das ist die absolute Ausnahme, dass das gelungen ist. Ich bin immer in irgendeinem Raum der Schule. Und den mir dann freizuhalten von diesem Stress und zu sagen, wie viel Zeit haben wir. Bitte gehen Sie nicht früher, machen Sie Ihr Handy aus. Lassen Sie uns hier einmal durchatmen und schauen, wie wir auf einen guten Weg kommen, auf einen guten Lösungsweg. Das ist schon mal das Erste. und ich denke jetzt gerade als allererstes an einen Konflikt zwischen einer Lehrkraft und zwei Eltern.
[24:41]Die auch getrennt waren, die sich beschwerten über die Art und Weise, wie ihr Sohn behandelt wurde. Und da stellte ich ganz schnell fest, und das war dann auch schön zu sehen, wie sich einiges löste gegenüber der Lehrkraft, dass die Eltern vor allen Dingen miteinander einen Konflikt hatten und versucht haben, den über die Schule auszutragen. Die haben sich nicht richtig informiert gefühlt, hatten die Erwartung, dass sie alles doppelt bekommen, weil sie ja getrennt leben und das Kind im Wechselmodell war. Als sie verstanden haben, dass die Lehrkraft das nicht leisten kann, das frage ich dann einfach so, wie viele getrennte Eltern gibt es das? Was würde das für sie Lehrkraft bedeuten, wenn sie dem Wunsch der Eltern folgen? Alle Zettel doppelt und immer doppelt in die Hausabgabenbücher. Das war einfach nicht zu leisten, das haben die plötzlich verstanden. Und dann haben sie sich zueinander, also einander zugewandt und fingen an, auch dann mit ein bisschen Vermittlung von mir, aber dann war quasi die Lehrkraft aus dem Fokus, darüber zu reden, wie sie das verschlanken könnten, wie sie für eine bessere Kommunikation, ohne das Kind zu belasten, ohne die Schule zu belasten, wie sie das hinbekommen könnten. Und da waren sie dann plötzlich gut im Gespräch und dann habe ich das aber auch verkürzt, weil da waren wir dann quasi in einer Art anderen Mediation, in einer Art Trennungsmediation, Kind im Blick behalten. Das ist ein anderer Modus dann.
[25:56]Und dann haben wir uns aber ganz freundlich und sehr wertschätzend voneinander verabschiedet und ich habe ihnen noch alles Gute gewünscht für die Gespräche, die sie dann planten, auch mit dem Sohn. Das war keine harte Arbeit jetzt als Mediatorin, da gibt es andere Fälle, sondern das war sehr schnell verstanden, wo der Haken war und wo die Problematik eigentlich lag, wo die Konfliktursachen waren und wie entlastet und wie gewohnt.
[26:22]Zufrieden, die da alle rausgegangen sind. Und ich habe dann im Nachhinein, das kriegt man ja auch nicht immer, dann noch eine Dankes-Mail von der Lehrkraft, wie gut sich das entwickelt hat. Das hat mich doch sehr erfreut. Und ich dachte, ja, wenn eine Schule diesen Raum gibt und das ja auch bezahlt hat, in dem Moment hat die Schulleitung das bezahlt, dann ist so viel möglich. Und dann ist so viel Begegnung auch möglich und so viel lösen das Gespräch. Ja, und manchmal auch das Problem richtig definieren oder an der richtigen Wurzel angepasst. Man muss es noch gar nicht weg sein, aber es gibt eine Wendung in der Bearbeitung.
[26:56]Und auch in der Sicht auf das Kind hat sich auch was gelöst, dass der eben nichts dafür kann, wenn die Eltern sich so streiten. Sascha, darf ich noch einen Fall von Kindern selber, wenn Kinder untereinander Streit haben? Weil das ist quasi das andere berührende Beispiel, wo ich im Rahmen von den Trainings in Schulen, also wir machen Mobbing-Präventionstraining von Konflikthaus bieten wir an oder auch soziales Lernen. Ich bin jetzt an einer Grundschule in einem Außenbezirk, auch mit vielen sozialen Problemen in Berlin und bin in einer vierten Klasse.
[27:28]Und dann sage ich am Anfang immer so quasi auch, um mich vorzustellen. Und ich weiß, dass ihr viele Konflikte untereinander habt, die die Älteren, die Erwachsenen nicht kennen. Auch eure Klassenlehrerin, die anwesend war, zeige ich sozusagen, von denen wir nichts wissen, die euch aber echt belasten. Für diesen Fall, dass ihr weiter eure Konflikte habt und die Erwachsenen nicht darüber informieren wollt, aber sie lösen wollt, gibt es hier eine ganz besondere Gelegenheit. Und ich habe euch den Friedensteppich mitgebracht, dessen Erfinderin ich bin. Und den könnt ihr einfach benutzen. Und den könnt ihr immer zu zweit rausgehen und das versuchen zu klären. Ich habe den dann einmal vorgestellt mit meiner Kollegin. Dann haben sie verstanden, wie das geht. Und dann trugen sich mehrere in so eine Tanzkarte ein. Die Konflikte miteinander. Da war die Lehrkraft schon echt überrascht, was da alles los ist in ihrer Klasse. Wir machten weiter das Training. Die kamen immer wieder rein und hatten das gut gelöst und waren auch ganz zufrieden. Und dann kamen zwei Mädchen und sagten, nee, aber wir wollen den Konflikt vor
[28:30]
Kinderkonflikte und ihre Lösungen
[28:29]der ganzen Klasse lösen. Und da habe ich natürlich so wegen Vertraulichkeit und so die Augen verdreht und dachte, was wird das jetzt? Und habe die beide nochmal intensiv gefragt, ob alle auch zuhören dürfen.
[28:41]Und haben sie gesagt, ja, die Klasse weiß sowieso davon, wir sind eigentlich Freundinnen, aber seit zwei Jahren reden wir nicht mehr miteinander. Oh je. Und dann wurde der Friedensteppich, der ist so vier Meter mal 78, also so ein ziemlich langer Weg, den die dann aufeinander zugehen in den Mediationsschritten und sich dann in der Mitte, aber auch ein Versöhnungsfeld dann auch versöhnen können und meistens auch tun, weil das Feld ja auch da ist. Hattest also einen großen Aufforderungscharakter. Und dann sind die aufeinander zugegangen, haben sich gegenseitig eigentlich, ich würde mal sagen, zwei, drei Missverständnisse aufgeklärt. Irgendein Hintenrumgespräch, was die besten Freundinnen verletzt hat, eine der beiden verletzt hat. Dann wurde sich tränenreich versöhnt in der Mitte. Die Klasse hat applaudiert, also wirklich eine Minute lang die begeistert, beklatscht. Und danach immer mal wieder, dann haben die weiter das Training gemacht und die kamen dann in der nächsten Pause zu mir und haben gesagt, es wäre so schön, sie wären wieder befreundet. Und das hat so mein Herz berührt, weil ich dachte, ja und ohne diese Gelegenheit zu geben, wäre das nicht passiert.
[29:48]Und seitdem mache ich natürlich mit meiner Firma für den Friedensteppich auch Werbung dafür, den Kindern was zuzutrauen, den Kindern die Gelegenheit geben, diesen Teppich kennenzulernen und dann eben auch diese Räume zu schaffen, wo sie das ausprobieren können. Ja, und auch für sich, das kann ich rudimentär bestätigen, aber dass sie viele Konflikte haben, die sie für sich und mit sich ausmachen und verursachen.
[30:12]Und wo sie keinen Weg rausfinden. Keine Ahnung haben. Ja, wo sie nicht wissen, wie das gehen soll. Und sie wollen eben nicht immer zu den Erwachsenen, zur Schulsozialarbeit, zu den Erzieherinnen gehen. Sie haben ab vierte, also vierte Klasse war relativ früh, aber fünfte, sechste auf jeden Fall, siebte, achte in der Pubertät. Die wollen die Erwachsene nicht reingucken lassen. Und manchmal sind die Schülermediaturen in der Oberschule gar nicht mehr vorhanden. Die sind vor allen Dingen an Grundschulen tätig. Oder dann trauen sie denen das nicht zu. Also wir brauchen noch viel mehr Tools, die so mediationsförmig sind, wo die Kinder das selber spielerisch oder auch ganz ernst sich erarbeiten können. Und ich bin froh, dass mir das so eingefallen ist, dass ich nicht immer nur die Mediation so in den Vordergrund stelle, sondern einfach dieses Handwerkszeug auch gelernt werden könnte. Also ich finde beide Situationen also regen zum Nachdenken an. Das eine, die wollen keine Person dabei haben, also keine Mediatoren, kein Schulsozialarbeiter, keine Lehrerin oder sind zumindest vorher nicht hingegangen, obwohl es zwei Jahre geknirscht hat. Und was ja doch bedeutsam ist für unsere Rolle als Mediatorin, also dass das schon eine hohe Hürde ist.
[31:18]Aber auf der anderen Seite mit dem Teppich, und ich habe das noch nie gehört, ich kenne den gar nicht, aber den werden wir mal bestimmt auch mit verlinken können, also dass da Felder sind, die ausgefüllt werden können. Und das kann man sozusagen selber machen. Und die beteiligten zumindest, die beiden Mädels, dass die das vor der Klasse machen wollten. Also wo zwar Dritte anwesend sind, aber die waren eigentlich nicht Dritte im Sinne von, die durften agieren, sondern sie durften zuschauen, um das zu bezeugen. Und das ist ja auch wiederum etwas, was Mediaturen in ihrer Rolle wichtig macht, dass sie Zeuge sind.
[31:53]Aber wenn sie so aktiv sind, dass sie sehr steuern, eben eher selten zum Zug kommen. Ist das hier vielleicht nur ein Zufall oder aber zumindest anregenswert, darüber nachzudenken, darüber, was wir als Mediatorin für einen Eindruck haben, der ja sich für die Beteiligten ganz anders ausnimmt, als was wir gerne hätten. Wir sagen ja immer, wir sind nur dafür da, das Gespräch zu führen, wir stellen ein paar Fragen und so, und könnt uns ansprechen und so und es kommt aber eher seltener dazu für die ganze Menge an Konflikten, die da sind.
[32:25]Da finde ich das eine bemerkenswerte Geschichte, dass die das vor der Klasse machen wollten. Was hast du für einen Eindruck, dass die das wollen? Ja, ich finde es auch schön, dass du das mit dem Bezeugen nochmal so betonst. Und tatsächlich war das auch so, es sollte von allen bezeugt werden, dass sie jetzt diesen Streit beigelegt haben. Und du kennst ja auch als Mediator diese verschiedenen Konfliktfälle, wo wir manchmal einfach dadurch, dass wir ernsthaft uns widmen, dass wir diesen Raum eröffnen. Und dann kommen die rein und sagen, ja, wir haben uns schon auf der Treppe unterhalten. Also bei mir müssen sie irgendwie in den vierten Stock steigen und manche wollen keinen Fahrstuhl nehmen. Und dann kommen sie ganz gelöst rein und sagen, wir haben uns schon auf die Themen geeinigt, die wir heute bei ihnen besprechen wollen und sind so ganz guter Dinge. Das ist natürlich toll, weil dann wollen sie ihnen genau das,
[33:16]
Der Friedensteppich als Konfliktlösung
[33:12]was du sagst, dann soll ich das nochmal bezeugen, dass sie sich darüber dann gut geeinigt haben. Aber das sind dann eher Freundinnen zum Beispiel, die sich auch zerstritten haben oder KollegInnen oder mal ein Paar, was getrennt war und wieder jetzt einen Weg gefunden hat, bei mir miteinander zu sprechen.
[33:29]Das sind dann eher, würde ich sagen, ist es ein Drittel der Fälle, wo das passiert. Bei den anderen, da sind wir schon sehr, sehr wichtig. Und in der Begleitung von Konflikten auf dem Friedensteppich, zum Beispiel für die SeniorInnen in Berlin, die haben alle einen Friedensteppich in der Tasche, mit dem sie in die Schulen gehen. Die sagen auch, dass die Kinder schon auch Begleitung brauchen. Die wollen auf den Friedensteppich, wollen es eigentlich alleine, sagen dann aber, aber bleibt noch dabei. Und dann ist die Aufgabe, das, was wir in der Mediation ja auch machen, dass sie ausreden lassen, Schritt für Schritt sagen, okay, du bist jetzt auf dem Feld, wozu bist du bereit? Das ist dann kurz vor der Lösungsfindung auf dem Friedensteppich.
[34:07]Da kannst du keine Wünsche mehr äußern. Die Wünsche waren ein Schritt vorher. Wenn du noch Wünsche äußern musst, dann musst du einen Schritt zurückgehen, dann geht der andere aber auch zurück. Das heißt, dieses Aufpassen, in welcher Phase sind wir, was ist da verlangt. Ich kann mir nicht nur was wünschen, ich muss auch zu was bereit sein.
[34:24]Das ist für die meisten dann doch eine Hilfe, mit dem Ausreden lassen sowieso, mit dem Nacheinander sprechen. Wir sind nicht überflüssig. Der Friedensteppich ist entstanden, einfach in der Akzeptanz der Realität. Es ist nicht immer ein Dritter da und ich brauche manchmal ein schnelles Handwerkszeug, weil die Dinge sich sonst verfestigen, wenn ich sie nicht bearbeite. Und da ist für Kinder in den Schulen, aber auch in den Bildungseinrichtungen, das einfach ein super guter Zwischenschritt. Und pädagogisch gedacht, lernen Sie darüber, je öfter Sie das sehen und machen, lernen Sie ja auch, dass es wichtig ist, über Gefühle zu reden, zum Beispiel über eine Bereitschaft zu reden, dass ich mir nicht nur was wünschen kann, was der andere macht, sondern auch selber zu etwas bereit sein muss, wenn ich mich versöhnen will. Ich habe noch eine Frage zu dem, was du gesagt hast, weil das bemerkenswert war zum Arbeitsort und dann noch eine Schilderung, kein konkreter Fall, aber eine Situation eher so typisiert, die in der Schulmediation vielleicht auch dir schon mal untergekommen ist und was da hilfreich sein kann. Aber zunächst zum Ort war ich das bemerkenswert, dass du sagst, ja, die auch völlig klar ist, dass das auch Grenzen hat, einfach ich muss immer in der Schule arbeiten, also diese Organisation.
[35:34]Und das hätte ich mir auch so gedacht, dass ich dann in die Schulgebäude gehe zur Mediation als Mediator, während viele andere Organisationen, auch Verwaltungsorganisationen, solche Mediationen doch eher außerhalb stattfinden lassen wollen, manchmal nicht können. Wenn der Mediator eigene Räume hat, dann lieber immer dort. Wie kommt denn das, dass es in der Schule eher nicht so ist? Ich glaube, das liegt daran, dass alle so eben in diesem Stress sind und jetzt ist ein Konflikt, auch wenn er mit Mediation gelöst werden kann und die Mediation anberaumt ist, ist es trotzdem etwas, was eine zusätzliche Zeit ist. Und vielleicht muss man einfach auch zur Kenntnis nehmen, dass Schule als Arbeitsort, weder du noch ich, wir würden jemals gerne in einem Lehrerzimmer arbeiten. Das ist häufig ein wuseliger, unruhiger Ort, wo man manchmal sogar um seinen Tisch kämpfen muss. Das heißt, die meisten Lehrkräfte sind voll ambivalent, die wollen eigentlich alles in der Schule erledigen, nehmen aber dann doch viel mit nach Hause und machen es in Ruhe dort, weil sie in der Schule selber nicht arbeiten können. Das heißt, diese Orte sind…
[36:38]Unter Stress. Auch die Kinder wollen in die Pause, die wollen raus aus der Schule. Und trotzdem soll es dann noch an der Schule stattfinden, damit man dann schnell alles hinter sich lassen kann und weg kann. Ich bin also in einem Klassenraum meistens, der schon frei ist von SchülerInnen und habe zum Beispiel die Tafel dann als Visualisierungsmöglichkeit. Flipcharts muss man immer suchen an Schulen oder Whiteboard mag ich nicht so gerne in der Mediation benutzen. Die gibt es jetzt auch in allen Klassen. Und dann muss ich zum Beispiel auch aufpassen, dass ich die Tafel hinterher wische, um die Vertraulichkeit herzustellen und all solche Sachen. Also die Erklärung ist, der Stress verlässt bei der Anberaumung der Mediation, der verlässt die Schule nicht. Und deswegen, um das noch ranzupressen an die eigene Anwesenheit von der Lehrkraft jetzt und auch die Eltern kommen dann in die Schule, aber die Lehrkraft macht das dann in den schulischen Räumen. Die schulinternen Fortbildungen und auch die Schulmediation im Kollegium, die ich gemacht habe, haben alle in der Schule stattgefunden.
[37:36]Einfach aus Zeit, sich den Weg zu ersparen, sich die Zeit zu ersparen, die das bedeutet, ja, das würde ich sagen, ist der Grund. Also merkwürdig daher, weil ja auch andere Organisationsmitglieder, also in anderen Organisationen immer diesen Stress auch benennen und auch manchmal vor sich her tragen. Ja, als wenn die Schule dieser Ort von Lernen und Versöhnen und von Bearbeitung auch irgendwie alles in sich trägt und haben soll. Wobei es wahrscheinlich stressfreier wäre und auch, gelingender, wirklich andere Räume zu nehmen. Also erst recht, bei dir, du hast eigene Räume, dass die dann zu dir kommen würden. Aber tatsächlich könnte ich es mir schwer vorstellen, auch bei Lehrern und Schülern oder Schule, dass das dann dort stattfindet, außerhalb der Schule. Das ist schon ein sehr aufgeladener Ort, finde ich.
[38:24]Definitiv, ja. Noch eine Frage. Und du bist in Berlin, bist du Berlinerin eigentlich? Ich bin Berlinerin, aber ich arbeite in Berlin und Brandenburg, auch viel in Potsdam und habe also da auch immer diesen Vergleich von den zwei Bundesländern, die auch unterschiedliche Räume herstellen. Und dann ist das Land Brandenburg auch nochmal eine ganz andere Nummer. Also die Schulen auf dem Land haben auch nochmal andere gesellschaftliche Bedingungen, würde ich sagen. Aber ich frage wegen Berlin und ich habe mal in Berlin gelebt und es war so eine Aufgabe von uns damals als Studenten, dass wir Original-Berlinerinnen kennenzulernen, herausfinden, weil es waren immer alle von woanders her. Also die Zugezogenen, das war an der Universität natürlich nicht ungewöhnlich, aber auch sonst waren immer sehr viel Zugezogenen. Es ist eine sehr interkulturelle Stadt. Auf jeden Fall.
[39:09]Auch an den Schulen ist das wahrscheinlich Thema und das war so eine letzte Frage dazu, diese nicht nur interkulturellen Probleme, sondern auch oder Zusammenkünfte, die dann zu Problemen führen, weil man verschiedene Interpretationen von den Verhaltensweisen anderer mit sich bringt, dass Konflikte dort wahrscheinlicher sind oder zumindest auch in dem Aufklären von Missverständnissen problematischer sind. Und dass in dem Falle dann die Eltern auch diese Interkulturalität mitbringen. Häufig in der Elternschaft selbst, also dass das bilinguale Ehen sind, die vielleicht dann auch die Kinder bilingual erziehen oder sogar mit Dreisprachen. Und dass das dann alles in der Schule zusammenkommt, diese Gemengenlage. Wie soll ich sagen?
[40:03]Du meinst, wie spielt das in die Konflikte mit rein? Ja, und sozusagen, dass das Thema Interkulturalität, was wir in der Mediation ja als eigenes Arbeitsfeld haben, unabhängig von Schule, jetzt dort zusammentrifft. Und welche Bedeutung hat das für dich als Schulmediatorin, wenn ich mal auch davon ausgehe, dass das Lehrerkollegium.
[40:28]Auch mittlerweile interkulturell besetzt ist. Das ist ein spannendes Thema. Zumal ich weiß, durch die Schulvorstellung bei den Seniorpartnern in Berlin, 80 bis 90 Prozent der Schülerschaft, Migrationshintergrund, Migrationsgeschichte hat,
[40:49]
Interkulturelle Konflikte in Schulen
[40:46]tatsächlich in den Grundschulen da alles Mögliche zusammenkommt. Und ich würde sagen, also das sage ich jetzt auch als Religionswissenschaftlerin, ein Konflikt ist noch kein interkultureller Konflikt, Nicht nur, weil da zwei Kulturen auf den Stühlen sitzen.
[41:01]Sondern das ist auch eine Einheit, die ich in der Ausbildung immer mache. Und ich finde es auch wichtig, dass es dazu eine eigene Fachgruppe gibt beim Bundesverband. Für mich ist erst ein Konflikt interkulturell, wenn eine kulturelle Prägung für Missverständnisse oder für starke Zerwürfnisse, Werteunterschiede sorgt, wo es im Alltag wirkliche Verwerfungen gibt. Und ich gucke dann immer in die Praxis, weil ich arbeite gerne mit einem Kulturmodell, wo es letztendlich um die Praxis geht, nicht um das, wie die Werte gelebt werden, ist wichtiger, als wie die Werte gesprochen werden oder gedacht werden. Und wenn zum Beispiel Kinder Gummibärchen mitbringen für ein Frühstücksbuffet oder was Süßes mitbringen oder was anderes herstellen und dann vorher die Lehrkraft nicht thematisiert, um welche Essensvorschriften es gibt im muslimischen, jüdischen oder wo auch immer Bereich, muss auch gar nicht religiös sein, sondern kann einfach Allergien und was noch immer. Also wenn das nicht ausgetauscht wird, dann gibt es sehr schnell Ablehnung und dann essen die einen Gummibärchen mit Gelatine mal als Beispiel und die anderen finden es wirklich eklig. Das gibt dann eine Ablehnung der Person statt einfach einen Austausch darüber, welche unterschiedlichen Geschmäcker und Essensvorschriften es gibt und was die vielleicht auch für einen religiösen Hintergrund haben.
[42:26]Ich bedauere das sehr. Meines Erachtens müsste es in den Grundschulen mehr interkulturelles Lernen geben. Und ein gemeinsames Fach, auch meinetwegen gemeinsamen Religionsunterricht, dadurch, dass es dann sehr schnell so aufgespalten wird in die verschiedenen Religionen, fehlt das. Und das ist im sozialen Lernen auch nicht immer Thema, wo das auch hinpassen könnte.
[42:48]Das heißt, wir haben eine große Diversität in den Grundschulen und damit einhergehen auch die Möglichkeit zu vielen, vielen, vielen Konflikten, von denen manche dann wiederum auch interkulturell sind. Also wenn die Kinder sagen, ihr und wir, also diese Grenze machen oder es von den Eltern aus Freundschaftsverbote gibt, dann dürfen die Kinder nicht mit kurdischen MitschülerInnen spielen auf dem Hof. Dann ist das natürlich hart für die Kinder und da, finde ich, ist die Schule gefragt. Da können wir in der Mediation, kommen wir da häufig wirklich nur an ganz praktische, im Praktischen liegende Lösungen. Aber wir ändern ja nichts an den Hintergrund, an den Ursachen dieser Konflikte. Und da müssen wir vorsichtig sein, dass wir uns da nicht so weit reinhängen. Ich stelle mir das auch wahnsinnig schwer vor, auch für die Schule selbst, also dort den Raum offen zu halten und das in das Lernprogramm mit aufzunehmen, also weil das ja auch die Schule in ihrem Selbstverständnis auch betrifft. Worauf legen wir Wert, was Kinder lernen sollen oder wie sie das lernen und die Vielfalt der Möglichkeiten, ja auch so eine Schule sich irgendwie entscheidet und ja selbst eine kulturelle Einrichtung auch ist. Und das anhand eines ausgebrochenen Konfliktes oder bearbeiteten Konfliktes auseinanderzutröseln, scheint mir wirklich eine schier unbewältigbare Aufgabe fast zu sein.
[44:12]Also wo man auch dieses jetzt das auch noch. Genau und so wird das erlebt. Jetzt auch noch palästinensisch-israelische Konflikte in der Klasse bearbeiten oder den Hass auf Israel hier als Lehrkraft auch noch zu thematisieren. Und aus meiner Sicht ist es aber Aufgabe von Schule, diese Konflikte der Welt, die in den Schulen in Berlin vorhanden sind, unweigerlich vorhanden sind, Weil die Kinder ja auch Medien konsumieren und von den Eltern einiges und den Freundesgruppen einiges mitbekommen. Eher zu sagen, wir haben hier einen Raum, in dem darüber gesprochen werden kann und Lehrkräfte moderieren diesen Raum. Sie müssen natürlich im Rahmen des Grundgesetzes und der Menschenrechte natürlich die gewaltvollen Spitzen begrenzen, aber den Raum erstmal zu öffnen und das können viele Lehrkräfte nicht. Und dadurch, dass dieser Austausch nicht in Schule stattfindet, dafür, dass es da kein Fach für gibt, wo das stattfinden kann.
[45:09]Entstehen natürlich wahnsinnig viele Konflikte. Und ich sage mal, das sind die Hofpausenkonflikte oder die Konflikte, die dann in den Nachmittagsbereich reinreichen, weil die Lehrer natürlich, wenn sie das halbwegs autoritär führen, dann finden die nicht statt in Schule und werden rausgedrängt auf den Nachhauseweg
[45:27]
Schulkonflikte und ihre Ursachen
[45:26]oder eben in die Pausenzeiten. Und die Hofpausenkonflikte sind auch dann, manche sind dann wirklich, wirklich, wirklich heftig eskadiert bis hin zur Gewalt. Kerstin, da wir am Ende der Sendung sind für heute und ich sage jetzt für heute, weil wir glaube ich mehr Felder aufgerissen haben oder angesprochen haben als schon abgearbeitet, werde ich das mal so auf eine nächste Möglichkeit dann verschieben zur Vertiefung. Aber für den Moment mich erstmal bedanken für die Einblicke, die du mir und uns in Mediation in Schulen gegeben hast und damit auch in die Konflikte, die dort vorherrschen. Vielen Dank.
[46:04]Ja, danke schön, Sascha. Vielleicht kann man auch noch Mut machen, sich diesem Thema mehr zu widmen. Also ich hoffe, dass es rübergekommen, dass es so viele Konflikte gibt, die bearbeitet werden müssen, dass es nicht leicht ist, da als Mediatoren reinzukommen, aber wir über Konflikthaus ganz gute Möglichkeiten inzwischen haben. Und ja, ich möchte eigentlich den Mediatoren und Mediatoren mehr Mut machen, das auch tatsächlich zu versuchen, da auch in Form von Vereinsarbeit oder Angeboten reinzukommen. Als Elternteil kommt man nicht so gut rein, das weiß ich auch. Da ist man, ja, also du als Vater jetzt. Das ist deutlich geworden. Ja, das würde mich freuen.
[46:42]Und ansonsten, ich bin bereit, noch eine zweite Runde zu machen, weil ich weiß nicht, ob dir das bekannt ist, aber in Berlin gibt es ja den Klassenrat im Schulgesetz, weil das, finde ich, sehr erfolgreich gelungen ist, ihn zu verankern. Da habe ich mir gedacht, warum nicht auch Schulmediation ins Schulgesetz, warum nicht Schülermediatoren an jeder Schule. Und da bin ich gerade dabei, eine Initiative zu starten, um das auszuloten, ob das geht.
[47:08]
Ausblick auf zukünftige Initiativen
[47:08]Das könnte vielleicht nochmal ein spannendes Thema sein. Du bist ja auch Jurist und kennst dich aus, weißt, wie schwierig so Gesetzgebungsverfahren sind und das wäre vielleicht spannend für eine zweite Runde. Ja, da können wir auch gerne so ein Für und Wider und vielleicht auch zwei, drei Personen, wo einfach die Problematik von den Perspektiven her benannt ist. Gerne. Das halten wir mal sozusagen als Idee fest. Für den Moment aber bedanke ich mich. Ich werde dir mitteilen, wenn die Sendung raus ist, sodass du die verlinken kannst. Ich werde das Konflikthaus verlinken und auch den Teppich. Wenn du konkrete Links verlinkt haben willst, dann schick mir die doch einfach zu, gleich mit dem Foto. Dann kann ich die mit aufnehmen. Mache ich.
[47:52]Es hat mir viel Spaß gemacht. Vielen Dank auch für deine klugen Fragen. Das fand ich wirklich sehr schön zu sprechen. Ah, gerne. Ja, ebenso. Gute Zeit. Gut, mach’s gut. Danke dir. Schönen Urlaub noch. Tschüss. Danke. Ja, Mediatorin Kerstin Lück, Expertin für Konflikte an und in Schulen, Mediationen im Kontext von Schule und auch Beraterin von Schulen und Politik im Rahmen dieser ganzen Aufgabenstellung. Ich habe mit ihr Viele verschiedene Themen angesprochen, die im Kontext von Konflikten und Konfliktbearbeitung in Schulen aufkommen und einen Einblick bekommen, wie die Herausforderungen für Mediatorinnen, aber auch für die anderen, für die Konfliktbeteiligten beschaffen sind. Wenn dir die Sendung gefallen hat und der Podcast dir generell zusagt, dann hinterlasst auch ein Feedback und eine Sternebewertung und sag deinen Kolleginnen und Kollegen Bescheid, dass hier zu diesen Themen im Podcast. Ich bedanke mich, dass du mit dabei warst.