Zitate und Aphorismen

Im Angesicht eines Konfliktes zwischen anderen Konfliktparteien sind Neutralität und Allparteilichkeit kein Wert an sich.

Inwieweit Neutralität und Allparteilichkeit einen Wert für den Frieden und die allgemeine Sicherheit darstellen, hängt maßgebend von den konkreten Umständen ab.

Konflikte zwischen Zweien ändern die Beziehungsverhältnisse auch mit den Umstehenden. Auch im Angesicht von Konfliktparteien kann nicht nicht kommuniziert werden: Konflikte provozieren und zwingen zur Stellungnahme – und müssen das auch im Namen des Friedens und Befriedens. Zuweilen lassen die Umstände Neutralität erlauben, etwa, wenn der Konflikt noch nicht arg eskaliert ist, die Parteien also gleichberechtigt erscheinen und agieren. Doch diese „sozialen Freiräume der Umstehenden“ nehmen ab – und zwar abhängig von zwei Faktoren:

• Eskalationsgrad: Je mehr der Konflikt eskaliert, die Parteien oder zumindest eine Partei versucht, ihren Lösungsansatz auch gegen den Willen der anderen Seite durchzusetzen und insoweit einseitiger, zwingender und letztlich ungerechter zu agieren.
• Vernetzungs- und Einbindungsgrad: Je mehr die Umstehenden mit den Konfliktparteien vernetzt sind, desto mehr sind sie eingebunden und durch die Konfliktdynamik und -eskalation provoziert.

Dass Mediatoren sich einer Neutralität und Allparteilichkeit rühmen, ist – und das will ich hier deutlich sagen – kein Ausdruck einer inneren Haltung oder mediativen Professionalisierung, auch wenn das Einige denken und wünschen mögen. Es ist das funktionierende Recht einer weitestgehend befriedeten Gesellschaft, das den Luxus der Neutralität im Angesicht eines Konflikts ermöglicht (und späterhin für die Kulturtechnik der professionalisierten Mediation zur Verfügung stellt“). Der Rest ist „Leck mich!“-Stimmung…

„Mediative“ Neutralität und Allparteilichkeit sind Ausdruck einer vertraglichen Absprache mit den Konfliktparteien! Sie sind Ausdruck eines professionellen Arbeitsbündnisses und vertragsrechtlich bedingt, temporär und rechtlich bzw. sozial akzeptiert: Mediatoren dürfen sich neutral und allparteilich verhalten, um ihren besonderen Auftrag zu erfüllen, den sie mit den Konfliktparteien geschlossen haben.

Das Mediationsgesetz benennt das auch deutlich: Mediatoren sind unabhängig, neutral und jeder Seite in der Mediation verpflichtet. Mediator ist man aber nicht von Natur aus oder qua Ausbildung, sondern qua Vertrag, namentlich eines Mediatorenvertrags, der mit den Konfliktparteien geschlossen wird, die ihrerseits dadurch zu Medianten werden.

Was bedeutet diese vertragliche Einbettung von Mediation für die vermittelnde Drittperson: Es gibt keinen Mediator ohne Mediation, keinen Mediatorvertrag ohne zugrundeliegende Mediationsvereinbarung der Konfliktparteien.

Mediator taugt nicht als Identität für Identitätssuchende!

Mediator ist eine Professionsrolle in der Konfliktbearbeitung, aber kein individuelles Wesensmerkmal eines Menschen, sondern eher schon eine Potenz, die jedem innewohnt, aber eben nur vertraglich abgerufen werden kann. 

Um dieses vertragsorientierte Verständnis von Mediation und insbesondere von Neutralität und Allparteilichkeit zu verdeutlichen, werden im Folgenden zehn Zitate und Aphorismen zusammengestellt.