INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#207 GddZ

Der Fragekompass für die Mediation.

Ziele und Techniken für das Fragen in der Mediation

Im Gespräch mit Bernhard Böhm

Bernhard Böhm, Rechtsanwalt und Mediator, Studierte in Gießen und Leipzig Rechtswissenschaften, seit Ende der 1990er Jahre Mediator und Ausbilder für Mediation. Experte für Mediationen in Organisationen.

Gut durch die Zeit.

Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Inhalt

Zusammenfassung

In dieser Episode des Podcasts „Gut durch die Zeit“ steht das Thema Fragetechniken im Mittelpunkt. Sascha Weigel spricht mit Bernhard Böhm, einem erfahrenen Mediator und Organisationsberater, der umfangreiche Kenntnisse und Erfahrungen im Umgang mit Fragen in der Mediation und darüber hinaus hat. Ihre Diskussion setzt den Fokus darauf, wie qualitativ hochwertige Fragen formuliert werden können und welche Rolle sie in der Mediation, beim Konfliktcoaching und in der Organisationsberatung spielen.

Bernhard erklärt, dass Fragen für ihn mehr sind als nur eine Technik; sie repräsentieren eine Haltung der Neugier und des Interesses an Menschen und deren Situationen. Er teilt seine Erfahrungen, die er während seiner Masterarbeit zum Thema Mediation und Fragetechnik gesammelt hat, und hebt hervor, dass die Fähigkeit, wirkungsvolle Fragen zu stellen, oft von der eigenen Haltung abhängt. Ein zentraler Punkt ihrer Diskussion ist, dass Fragen, die zum Nachdenken anregen, oft die wertvollsten sind. Bernhard betont, dass Fragen nicht nur dazu dienen, Informationen zu erhalten, sondern auch, um Beziehungen zu klären und Prozessabläufe transparent zu machen.

Im Laufe des Gesprächs wird der Fragekompass vorgestellt, ein Werkzeug, das Bernhard entwickelt hat, um die vielfältigen Ziele und Formate von Fragen strukturiert zu erfassen. Dieser Kompass umfasst verschiedene Fragestellungen, die in unterschiedlichen Phasen der Mediation und Beratung angewendet werden können. Bernhard erläutert die sechs zentralen Ziele, die er mit dem Fragekompass definiert hat, und gibt Einblicke, wie diese in der Praxis angewendet werden können, um die Ziele der Medianten besser zu verstehen und zu erreichen.

Darüber hinaus thematisieren die Gesprächspartner die Herausforderungen und Möglichkeiten, die sich aus dem Stellen von Fragen ergeben. Es wird erörtert, wie entscheidend es ist, die richtige Frage zur richtigen Zeit zu stellen und dabei das Gesamtziel der Mediation im Blick zu behalten. Bernhard beschreibt die Bedeutung des aktiven Zuhörens und dessen Einfluss auf die Qualität der Fragen, die letztendlich gestellt werden. Die Verbindung zwischen Fragetechniken und den individuellen Bedürfnissen und Perspektiven der Konfliktparteien steht dabei im Mittelpunkt.

Das Gespräch schließt mit der Reflexion darüber, wie Fragen das Lernen und die Transformation innerhalb der Mediation unterstützen können.
Bernhard betont, dass neben der inhaltlichen Klärung auch die Entwicklung von erlernten Mustern wichtig ist, um langfristige Ergebnisse zu erzielen. Trotz aller Schwierigkeiten, die Fragen mit sich bringen können, wird deutlich, dass sie ein zentrales Element für eine erfolgreiche Mediation sind.

 

Vollständiges Transkript

[0:03]
Einführung in Fragetechniken
[0:00]Und ich persönlich mache mir gar nicht so sehr dann die Gedanken über eine konkrete Frage. Wenn ich das Ziel im Blick halte, kommt die meistens von ganz alleine. Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation.
[0:10]Music. Ein Podcast von INKOVEMA. Ich bin Sascha Weigel und begrüße dich zu einer neuen Folge. Heute geht es explizit vielleicht gar nicht so sehr um Mediation, sondern um eine Technik, die auch bei der Organisationsberatung und im Coaching wichtig wird, nämlich Fragetechniken. Heute soll das Fragezeichen hier im Vordergrund stehen. Und dafür habe ich mir einen ganz erfahrenen Mediator und Organisationsberater mit ins Podcaststudio geholt, der nicht nur zum Thema Fragen schon vor langer Zeit auch publiziert hat und auch in Mediationshandbüchern seine Konzepte und Modelle vorgestellt hat zum Fragen, sondern der auch als Praktiker und Ausbilder tätig ist. Herzlich willkommen hier im Studio, Bernhard Böhm.
[0:12]Konfliktcoaching und Organisationsberatung.
[1:02]Vielen Dank für die Einladung, Sascha. Herzlich willkommen von meiner Seite auch. Ja, Bernd, du bist ja auch Mediator und Leipziger auch. Also wir sind hier zwar virtuell im virtuellen Podcaststudio, aber kennen uns auch hier so aus der Hood, wie man so sagen könnte.
[1:17]Was verbindet dich sozusagen mit diesem Thema Fragetechniken professionell? Warum hast du dir so ein ganz explizites Thema auch rausgesucht, wo du auch in mehreren Publikationen dazu die Dinge ausformuliert hast?
[1:30]Und wenn ich das richtig noch in Erinnerung habe, du sagtest auch mal mir, du hast da frühzeitig, ich glaube, deine Masterarbeit mit verfasst. Also was verbindet dich damit? Das stimmt, ja. Ich habe meine Masterarbeit zum Thema Mediation und Fragetechnik geschrieben, weil ich schon damals gemerkt habe, dass die Frage wirklich auch ein wirksames und sehr mächtiges Instrument ist. Ich aber auch ganz persönlich manchmal etwas sprachlos war und mir nicht die richtige Frage eingefallen ist. Und ich dann dachte, ich muss mich dem Thema mal etwas näher widmen und habe dann meine Masterarbeit über das Thema die Fragen des Mediators oder auch der Mediatorin geschrieben. Seitdem hat mich es nicht mehr losgelassen, weil die Frage eben sehr,
[2:11]
Der persönliche Zugang zur Fragetechnik
[2:09]sehr viel auch ermöglicht und eröffnet auch jenseits der Mediation. Und das war so der persönliche Zugang. Wenn du sagst, damals, das klingt auch genauso, wie es ist. Es ist schon einige Zeit her. Das klingt jetzt gar so alt, aber es ist tatsächlich, wenn ich jetzt zurückgucke, bald 20 Jahre her. Also ich habe, so wie du, auch Jura studiert und dann nach dem ersten Examen schon die Mediation entdeckt und nach dem zweiten dann noch einen Master gemacht. Insofern liegt das schon ein paar Jahre her. Aber ich finde, man entdeckt immer noch was Neues. Wo hast du Jura studiert? Oder wann war das? Ich habe zuerst in Gießen, dann in Leipzig und habe 1999 mein erstes Examen gemacht. Dann Mediationsausbildung, schon als Mediator gearbeitet und noch ein wenig gewartet mit meinem zweiten Examen. Also insofern dann, glaube ich, 2003 abgeschlossen.
[2:53]Ah ja, so ein paar Jährchen davor. 2003 habe ich mir ein erstes Examen gemacht, genau. Spannendes Thema, 2003 und dann, Ja, bei der Mediation auch später noch ein bisschen, aber… Genau, ich bin dann ins Referendariat und Mediation war damals so schon das erste, ich glaube, die ersten Seminare an der Uni kamen in der Zeit raus. Professor Berger hat das im Zivilrecht mitgemacht. Aber ich kam über die Transaktionsanalyse in diese Beratungsthematik und habe dann erst später, 2006, im Kontext meiner Promotion Mediation bearbeitet. Das war ein bisschen später. Weil du vorhin ja gerade das Fragezeichen erwähnt hast. Ich stelle mal eine Frage an der Stelle. Hast du eine Idee, wann das Fragezeichen den Einzug gehalten hat? Also tatsächlich als Satzzeichen? Das kann ich nicht sagen, aber ich bin ein großer Fan von Austin Powers. Und Austin Powers‘ Onkel hat das Fragezeichen erfunden. Das habe ich noch fest in Erinnerung, der Mann, der das Fragezeichen erfunden hat. Ja, das stimmt. Aber nee, Spaß beiseite. Ich weiß nicht, wann ist das Fragezeichen? Also in seiner heutigen Funktion tatsächlich geht das schon zurück bis auf das 16. Jahrhundert. Und das finde ich ganz spannend. Und man kann sich eigentlich einen Satz auch ohne Frage, Fragesatz ohne Fragezeichen
[4:06]
Die Geschichte des Fragezeichens
[4:05]auch schwer vorstellen. Das setzt doch nochmal so einen Punkt oder ein Ausrufezeichen, auch wenn es ein Fragezeichen ist, am Satzende. Das scheint ja gar nicht so lange her zu sein. Also 16. Jahrhundert, da haben die ja schon 16 Jahrhunderte mal ohne verbracht.
[4:19]Wahrscheinlich haben unsere Vorfahren schon lange Zeit auch ohne Fragezeichen auskommen können. Genau, aber so, ich meine, die Renaissance war die Zeit der Wissenschaftsentwicklung, dass die Wissenschaft modern wurde und dann ist es vielleicht auch ganz passend, dass das Fragezeichen in dieser Zeit erfunden wurde, was ja Ausdruck des Wissenschaftsgeistes ist. Aber vielleicht gab es da diese Zusammenhänge, aber es ist mir bisher noch nicht untergekommen. Was bedeutet für dich Fragen? Also Fragen als Mediator ist ein großes Thema, aber auch in den anderen Beratungskontexten, in denen du tätig bist. Was heißt das für dich, Fragen zu stellen und Fragen zu formulieren? Persönlich finde ich, ist Fragen erstmal eine Haltung, eine Neugier, ein Interesse an Personen, an Beziehungen, an Gegenständen, an Situationen. Mehr als nur eine reine Technik. Ohne Interesse, glaube ich,
[5:09]
Die Haltung des Fragestellens
[5:08]kann man sich in Fragen auch nicht antrainieren. Also insofern hat das für mich erstmal diese Bedeutung, dass man ja auch wirklich wissen will, auch wirklich eine Antwort haben möchte, nicht nur eine Frage stellt, weil man es…
[5:19]Man denkt, man müsste jetzt eine stellen als Mediator. Insofern viel mehr als nur reines Handwerk, glaube ich. Das auch allerdings. Tja, da gehen wir gleich die Fragen aus, merke ich. Also eine gute Anschlussfrage, das finde ich ja auch immer eine wohlüberlegte Sache. Und wenn du auf die Haltung sofort rekurrierst, dann sind wir so mittendrin in einem Thema, das Mediatoren ganz, ganz wichtig finden, dass die Haltung stimmen muss. Was gehört denn für dich da zu einer gut formulierten Frage, wenn wir mal die Technik, das Handwerk verbinden mit dem, was du als neugierige Haltung zugrunde legst? Fragen ist natürlich auch Handwerk und auch Technik, nicht nur Haltung. Das braucht es auch. Deine Frage zieht sich darauf ab, wie muss eine Frage formuliert sein, damit sie gut ist? Wann bist du zufrieden mit deinen Fragen? Kann man das so abstrakt losgelöst von der Situation beschreiben? Ist das etwas, was so darstellbar ist?
[6:10]Ja, wann bin ich zufrieden mit meiner Frage? Das hängt natürlich ein Stück weit vom Kontext der Situation ab. Ich würde sagen, eine gute Frage ist eigentlich die, wo ich nicht gleich eine Antwort bekomme. Also wenn ich mit einer Frage so einen Impuls setze, dass mein Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin zunächst mal nachdenken muss, dass es irritiert vielleicht auch ist, über den Impuls auch nochmal reflektieren muss, einfach auch zum Nachdenken angeregt wird. Das finde ich eigentlich so das Spannende. Also eine Frage, wo ich eine offensichtliche Antwort bekomme und die auch leicht fällt, sind meistens nicht so die ganz interessanten Fragen. Die müssen zwar auch gestellt werden und die braucht es. Ich finde, eine Frage darf auch einfach mal stehen bleiben, auch mal unbeantwortet bleiben, weil man vielleicht, ja.
[6:51]
Die Kunst der guten Fragen
[6:51]Noch Zeit braucht. Und das finde ich eigentlich sind so die interessanten Fragen, wie es dir da so geht im Kontext. Für mich war der Moment erhellend, wo ich merkte, dass ich mit Fragen mehr informiere und preisgebe von mir, als dass es mir darum geht, Wissen zu bekommen oder Informationen zu bekommen. Also dieser Aspekt von, ich stelle eine Frage, damit ich das weiß und damit ich da was erfahre, das ist etwas, was einleuchtend ist und wo man auch denkt, ja, das macht mich aus als neugieriger Mensch und ist wichtig, aber in Mediationen und in Beratungen habe ich doch diesen Aspekt viel stärker dann in den Fokus bekommen, dass ich, eine Ahnung, die ich mitbringe, ein Interesse an dem anderen, wo ich mir Gedanken mache, wo ich mir überlege, technisch gesagt eine Hypothese bilde, dass ich die halt transportiere in der Frage und sie auch überprüfe und da ist für mich sozusagen dieses, interessanter Element in dieser.
[7:55]Interventionstechnik, Fragestellung, bringe ich meine These auf eine Art und Weise rüber, dass der andere nicht in Abwehr gehen muss, dass er sich nicht bloßgestellt fühlt, dass er nicht in Widerstand geht, psychologisch gesprochen, sondern dass er frei nachdenken kann, reinfühlen kann und sagen kann, das ist eine interessante Frage und dann kommt eine Antwort. Das ist ein Moment, in dem immer deutlich Ich würde, dass wir mit Fragen, wir Mediatoren mit Fragen viel mehr informieren, was wir wichtig finden.
[8:27]Als dass uns die Antwort interessiert. Der interessante Aspekt, den du beschreibst gerade, sind ja zwei Dinge. Das eine ist ja, ich sage natürlich mit einer Frage auch etwas über mich aus und meine Hypothese. Andererseits geht es gar nicht so darum, dass wir als Mediatoren Informationen bekommen, sondern ja auch mit der Frage eher beim anderen was bewirken möchten. Deine Ausführung hat mich nochmal zum Nachdenken gebracht, weil das werde ich auch häufiger gestellt. Kann ich denn überhaupt absichtslos fragen? Also wenn ich jetzt kritisch wäre oder pointiert, könnte ich ja sagen, naja, du verpackst einfach eine Aussage geschickt in eine Frage, dass es der andere nicht merkt. Und wo ich ihm auch offen lasse, den Antwortraum sozusagen auszufüllen. Also das macht die gute Frage aus, dass ich den anderen nicht dränge zu einer aus meiner Perspektive vermeintlich richtigen Antwort, sondern dass er die Freiheit hat. Und dann ist es aber doch eine Form von sanfter Beratung, dass wir damit deutlich machen, wir halten das für wichtig, darüber jetzt nachzudenken, damit du dein Problem, dein Konflikt zu einer Lösung führen kannst. Diesen Aspekt des Ratschlages, der ja nicht so plump daherkommt, du sollst, der wird ja meistens unterschätzt und am liebsten weggemacht. Aber wir sind da ganz… Ganz stark involviert und haben da auch einen Unterschied zu leisten als honorierfähige Leistung.
[9:47]Und deshalb können wir nicht einfach absichtslos fragen. Also wer das probiert, kann das ja tun, aber ich weiß nicht, was er davon hat. Ja, ich glaube, es wird uns auch gar nicht gelingen. Ich denke, wir haben einfach Bilder und Hypothesen aller Haltung. Ich finde, da sollte man auch ehrlich sein. Ja, genau. Und die Absicht, dass der andere eine Lösung für sich bauen kann, für die er auch die Verantwortung
[10:08]
Absichtslos Fragen stellen?
[10:06]übernehmen muss, das finde ich ja, ist ja der Grund für die Leistung. Also deshalb beauftragt er uns ja auch, was wir halt nicht tun sollen, ist ihn zu überfallen und in die Ecke zu drängen mit unseren Fragen oder unseren Ratschlägen. Und daher würde ich sagen, eine gute Frage ermöglicht Antworträume, die eben ausgefüllt werden müssen. Diese Räume anzusteuern, das ist mit der Frage praktisch auch eine Informierung. Das halten wir für wichtig, darüber nachzudenken. zu denken. Ich steuere so ein bisschen in das Greifbare rein. Ich habe ja diesen Aufsatz von dir da gelesen, wo du den Fragekompass, den du wahrscheinlich schon auch in der Masterarbeit entwickelt hast, aber ich habe noch mal in einem späteren Handbuch professionelle Mediation.
[10:47]Entdeckt, was das Ganze noch mal griffiger macht und auch gut auf einer Landkarte bringt, was wir mit Fragen alles anstellen müssen, dürfen und in der Mediation glücklicherweise auch können. Ja, das stimmt. Also das war auch mein Gedanke bei dem Kompass. Damals in der Masterarbeit habe ich auch gemerkt, naja, es gibt unzählig viele, Kategorisierungen von Fragen und da verliert man ganz schnell den Überblick. Gespaßene, offene Fragen, rhetorische Fragen, Suggestivfragen, Fragen, die ich nur Sonntags stelle, Fragen, die ich nur dem oder jenen stellen darf. Fragen, die ich nur Sonntags stelle.
[11:20]Die Sonntagsfrage, genau, die Sonntagsfrage zum Beispiel. Also ich finde, man verliert da schnell den Überblick. Mit dem Kompass kann man sich halt den Vorwurf aufsetzen, es ist sehr reduziert, aber ich habe versucht, so sechs Frageziele herauszuarbeiten, mit mit dem man auch arbeiten kann und dann eher das Ziel im Blick zu halten, als eine ganz konkrete Fragestellung. Ja, und das fand ich das Charmante daran. Also daher, ich habe auch einige natürlich Kategorisierungen und Tabellen und dergleichen zu Fragen entdeckt und selber entwickelt. Aber die charmante Variante, das Ziel im Blick zu behalten und die Ziele, die wir haben in der Mediation, manchmal in einzelnen Phasen, manchmal übergeordnet, Das fand ich im Frage Kompass wirklich ganz gut abgebildet und sehr brauchbar für die Mediation. Da schließt sich die Frage für mich an, ist es von deiner Seite her ausschließlich für Mediation gedacht, diese Landkarte? Oder hast du mittlerweile auch dann Erfahrungen gemacht in anderen Settings, wo du sagst, das hilft mir genauso, weil das ganz ähnliches Terrain mit sich bringt?
[12:22]Auf jeden Fall. Ich finde, man kann mit diesem Kompass, das sind ja in diesen sechs Feldern, wunderbar arbeiten in Workshop-Situationen, in Situationen, wo es darum geht, eher präventiv auch Erwartungen zu klären. In der Zusammenarbeit zum Beispiel oder auch in der Gleitegrad auch Organisationen im Zusammenwachsen. Also auch da kann man wunderbar mit diesem Kompass arbeiten oder eben auch in
[12:47]
Der Fragekompass in der Mediation
[12:44]Einzelsettings, in Coaching-Situationen darauf zurückgreifen. Das ist natürlich ausgehend von der Mediation entwickelt worden, aber eigentlich ein Modell, glaube ich, mit dem man auch gut in anderen Situationen arbeiten kann. Lass uns mal, ganz direktiv gesprochen, lass uns mal die sechs Ziele ansprechen. Was ist sozusagen abgebildet im Fragekomment? Ich mache die Grafik dann mit in die Shownotes, aber dass wir kurz wissen, welche Ziele werden in dem Kompass abgebildet? Das erste Ziel ist, den Prozess zu klären. Da geht es also um die Zusammenarbeit und die Art und Weise der Konfliktlehrung. Das ist nicht nur etwas, was am Anfang der Mediation steht, sondern wir klären ja eigentlich laufend den Prozess und das Miteinander. Das steht zwar an erster Stelle jetzt im Kompass, aber der Kompass ist jetzt nicht so im Sinne einer Kausalkette zu verstehen. Man kann da also immer wieder auch draufgreifen. Das ist so das erste Feld. Und ich glaube, es ist auch wichtig, immer wieder auch zu gucken, wie ist denn so das Arbeitsbündnis? Das ist so das erste Feld. Und ist in den Coaching und Organisationsberatung und anderen Settings.
[13:44]Selbst als Anwalt muss man den Prozess durchaus mal klären und ansprechen, was der Mandant sich da auch denkt und was er eigentlich will. Absolut, genau. Also ich glaube, diese Auftragswährung haben wir alle wahrscheinlich als Mediatoren auch die Erfahrung gemacht, ganz, ganz wichtiger.
[14:03]
Die sechs Ziele des Fragekompasses
[13:58]Zentraler Baustein, letztendlich auch so die Grundlage für Vertrauen und die Zusammenarbeit. Das wäre der erste Baustein, wenn ich es mal so durchgehe. Das zweite Ziel ist, den Konflikt und den Sachverhalt zu verstehen. Man könnte sagen, das bewegt sich eher so auf der Sachebene, greift ein Stück weit zu kurz. Also hier versuche ich eher so Teiligten so in ihrer Lebenswirklichkeit abzuholen und zu schauen, in welcher Welt bewegen sie sich. Das heißt, da schließen sich dann Fragen an, die so Schritt für Schritt das Ziel näher bringen. Man könnte sagen, das sind eher noch Verstehensfragen. Was ist eigentlich los? Das sind auch häufig Fragen, die nicht so sehr, wie kann man sagen, vielleicht auch aus Perspektive des Befragten gar nicht so anspruchsvoll zunächst sind. Wer ist beteiligt? Wer weiß davon? Richtig, genau. Also das sind eigentlich noch nicht unbedingt die Fragen, wo ich viel nachdenken muss, sondern das sind eher Fragen, auf die ich mich auch sehr schnell einlassen kann. Ich glaube, das ist auch nochmal richtig. Also man sollte, das ist meine Erfahrung, zumindest nicht gleich mit den sehr anspruchsvollen, reflexiven Fragen einsteigen, sondern eher mal so, es braucht ein Ankommen, warm werden, Vertrauensaufbau. Das würde auch beim Konflikt verstehen noch nicht bedeuten, ich erhelle den jetzt mit den Fragen zu sehr, sondern es geht erst mal darum.
[15:10]So ein bisschen das Terrain abzustecken. Noch nicht in die Tiefe zu gehen, um den Konflikt in seiner Vielgestaltigkeit nachzuvollziehen, sondern erst mal nur so einen Rahmen zu finden. Das, was wir so manchmal als Konflikterhellung haben, das hast du in einem anderen Kompassbereich untergebracht. Genau, also hier geht es wirklich darum.
[15:29]Beteiligten so in ihrer Wirklichkeit zu erreichen und abzuholen und die Informationen zusammenzutragen, die ich vielleicht auch sonst noch brauche. Also mal so als Beispiel, wo stehen sie heute, wie erleben sie die Zusammenarbeit, wo treten Konflikte auf, wie stellt sich die Organisation momentan auf? Solche Fragen, dass man mal ein Beispiel auch hat, die passen eigentlich in dieses Feld. Das ist so das zweite Feld. Vielleicht noch eine kleine Ergänzung zur Frage nach Wendepunkten, finde ich auch noch ganz interessant. Passt auch in dieses Feld. Also wo gab es Wendepunkte? Was war früher anders? Wo hat sich was entwickelt? Ich versuche in der Regel ja nicht, den Konflikt so in seiner Chronologie komplett zu erfassen. Also das braucht es meistens auch nicht. Ich denke, da muss man vor allen Dingen in diesem Feld aufpassen, dass es nicht so investigative Fragen sind. Das hat ja schnell so Verhörcharakter. Und auch dann so einen Druck, da baue ich auch Druck auf mit Fragen. Also ich immer so das Wort Frage quetsche, da muss man eben auch aufpassen. Weil das sind so Fragen, die dienen dazu, schnell mal jemanden in eine verlegene Situation zu bringen. Das wäre so der Punkt, dass wir die Offenheit belasten, dass da Antworten gerne gegeben werden und nicht es zu bloßstellend ist. Das dritte Feld, das zielt darauf ab, Ressourcen und Bedürfnisse zu erkennen. Und das ist für mich so das Herzstück der Mediation.
[16:42]
Bedürfnisse und Ressourcen erkennen
[16:42]Andere würde sagen, vielleicht so Interessensphase, aber auch das ist jetzt nicht nur auf eine Phase in der Mediation beschränkt, sondern ich glaube, es zieht sich ja so durch den Mediationsprozess auch an vielen Stellen. Jetzt wirklich auch drauf zu gucken, kann ich mit den Fragen einerseits ein Stück weit Reflexion erreichen und Verstehen erreichen? Und ich mache ja die Erfahrung, vielleicht hast du sie auch gemacht wahrscheinlich, dass es häufig auch darum geht, sich auch mal ein Stück weit selbst zu verstehen. Also was ist denn eigentlich das, was mich so in einem Konflikt antreibt und triggert? Was sind denn die Dinge, die mir wichtig sind? Ja, genau, was wichtig ist. Auch die Motivation nachzuvollziehen und…
[17:17]Ja, das ist manchmal auch für die Beteiligten erhellend zu wissen, ja, stimmt, darum geht es mir. Das heißt, da ist der Punkt sozusagen, Bedürfnisse und Interessen unterzubringen, als Kern, der Kollege Tilman Metzger sagt ja so, die Biomediation, Bedürfnisse und Interessenorientierung, wäre das sozusagen, dort Klarheit zu finden. Okay, aber das ist noch nicht die letzte Phase, sondern du hast noch das vierte Feld, unterschiedliche Perspektiven. Genau, also das ist noch nicht das letzte Feld, aber wenn wir gleich zum nächsten gehen. Vielleicht noch ein Satz, es geht nicht nur um Bedürfnisinteressen, sondern es geht ja auch darum, überhaupt Potenziale zu erkennen und damit letztendlich Verhaltensoptionen auch zu erweitern. Das entspricht sozusagen der Grundidee. Das heißt, wenn wir die Bedürfnisse, Interessen hinter den Positionen verstehen, das ist ja die Grundlogik von Mediatoren für viele jedenfalls, dann eröffnen sich potenziale Bereiche des Verhandelns. Dann kann man übers Verhandeln kommen. Wenn man also nicht nur die einzelne festgefahrene Positionen sieht, sondern die dahinterliegenden, dem in Dienst stehenden Bedürfnissen.
[18:19]Bedürfnis würde ich aber noch so sehen, also das wäre das eine, das Bedürfnis. Es geht aber auch darum, Potenziale, das können ja zum Beispiel Fähigkeiten sein, Fertigkeiten, können auch Beziehungen sein oder anderes zu erkennen. Ist etwas anderes als ein reines Bedürfnis. Ich verstehe so, das wird daraus abgeleitet. Oder erfragt, ja. Man kann das nachvollziehen, das ist nicht ganz, sozusagen meine Denke, man kann die Logik dahinter verstehen. Okay, ja, und wie wäre deine Denke? Ich sehe nicht so sehr den Schlüssel darin, dass diese Vorstellung hinter den Positionen, gibt es dann einen Raum für Verhandlungen, dass der per se, also dass der logischerweise dort sein muss, sondern da denke ich, das