INKOVEMA-Podcast „Gut durch die Zeit“

#118 – Das Mediationsparadox

Zur guten Presse der Mediation und den Anlaufschwierigkeiten der Mediationspraxis

Im Gespräch mit Dr. Justus Heck

Gut durch die Zeit. Der Podcast rund um Mediation, Konflikt-Coaching und Organisationsberatung.

Dr. Justus Heck, Soziologe und Experte für Mediationen und Dritte in der Konfliktbearbeitung. Von Januar 2020 bis 2022 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld, Seine Dissertation „Das Mediationsparadox“ ist 2022 publiziert worden.

Inhalte:

Das Mediationsparadox:

Mediation als Verfahren zur Konfliktbearbeitung gilt allgemein hin als preiswert, schnell, wenig aufwendig, erfolgreich und autonomiewahrend, da die Mediationsperson keine Entscheidungskompetenz in der Sache hat. Gleichwohl wird dieses Verfahren Mediation nicht in dem zu erwartenden Maße von Konfliktparteien beansprucht und beauftragt. Ausgebildete Mediator*innen, die dieses Verfahren anbieten, erhalten kaum nennenswerte Aufträge.

Mediation hat eine gute Presse, also auch Nichtmediator*innen sprechen in höchsten Tönen von der Mediation, so dass man feststellen muss, dass sich die Idee „Mediation“ weithin verbreitet.

Die gute Presse zur Mediation = Verbreitung der Idee Mediation:

  • Akademisierung der Mediation in Ausbildung, Erforschung und Theoretisierung
  • Entwicklung von Interessenvertretungen und Verbänden
  • Förderung der Idee durch den Gesetzgeber
  • Förderung der Idee durch staatliche Programme
  • Förderung durch Stiftungen
  • Förderung durch eine gute Presse (im tatsächlichen Sinne)

Negativfolie der guten Presse zur Mediation

  • Justizkritik
  • Gerichtskritik
  • Kritik am Rechtssystem

Zum Streit, inwiefern Mediation ein (Diffusions-) Flop oder ein (Diffusions-) Erfolg ist.

Hintergrundfrage: Ist der Maßstab der Bewertung von Mediation die Verbreitung der Idee oder die Überführung der Idee in die Konfliktbearbeitungspraxis?

Hürden für die Mediationsidee bei der Überführung in die Konfliktbearbeitungspraxis

  • Fremdheit: Eine unbekannte dritte Person, deren Aufgabe eher kontraintuitiv ist, soll Beobachtungs- und Einflussmöglichkeiten gewährt werden.
  • Reputationslos: Die dritte Person kann nicht allein durch ihre Mediationsprofessionalisierung Reputation zugesprochen werden.
  • Privater Geldeinsatz/Honorarleistung

Reputationsquellen: 

  • Eigene Mediationspraxis
  • Soziale Bekanntheit /Autorität
  • Alter
  • Felderfahrung
  • Empfehlungen Dritter

Diese Gründe führen dazu, dass die aktuelle Praxis gekennzeichnet ist von einem gewissen „Matthäus-Effekt“ (Wer hat, dem wird gegeben.).

Der Mediationsmarkt ist von einem Matthäus-Effekt gekennzeichnet:

Wer hat, dem wird gegeben“