INKOVEMA-Podcast „Episoden der Mediation“
#10 EdM – Konflikteskalation I – Das vierstufige Modell der sprachlichen Eskalation in Konflikten nach Heinz Messmer
Von der Konfliktepisode über die Widerspruchskommunikation zur Anschuldigungs- und Drohkommunikation
Episoden der Mediation. Der Podcast zu den praktischen Fragen zur Mediation und des Konfliktmanagements.
Herzlich Willkommen zu den EdM,
dem Lehrstream von INKOVEMA zu den praktischen Fragen der Mediation und des Konfliktmanagements.
Hier werden Praxissituationen der Mediation, aber auch von Coachings und Konfliktberatungen erläutert, reflektiert und eingeordnet.
Das ist Folge 10 – Konflikteskalation I – Das vierstufige Modell sprachlicher Eskalation nach Heinz Messmer. Es zeigt die Eskalation auf, die von einer Konfliktepisode über die Widerspruchskommunikation sich hin zur Anschuldigungs- und Drohkommunikation entwickelt.
Das Modell der Konflikteskalation nach Heinz Messmer orientiert sich am systemtheoretischen Verständnis von Konflikten. Konflikte sind nach Luhmann Widerspruchskommunikation. Das bedeutet vor allem, dass der Widerspruch, den A gegenüber B „hat“, kommuniziert(worden) sein muss. Nur kommunizierte Widersprüche sind Widerspruchskommunikation und damit Konflikte. Bloße Gedanken und Gefühle, die aber noch keinen Eingang in die Kommunikation gefunden haben, gehören noch gewissermaßen noch nicht zur kommunikativen Realität.
Die vier Stufen der Konfliktkommunikation nach Messmer lauten:
1. Konfliktepisode (=einmalige Widerspruchskommunikation, noch kein stabiler Konflikt)
2. Sachkonflikt (=stabile Widerspruchskommunikation, themenbezogene Unvereinbarkeiten werden kommuniziert)
3. Beziehungskonflikt (=Anschuldigungskommunikation, Verantwortungsattributionen, Schuldzuschreibungen)
4. Machtkonflikt (=Drohkommunikation, eigene Machtansprüche durchsetzen, Feindbilder, Abschlussintentionen – „es reicht jetzt!“)
Problematisch ist das Modell hinsichtlich seiner sequenziellen Darstellung eskalierender Konflikte, obschon tatsächlich Konfliktparteien die Merkmale ihrer frühen Kommunikation auch späterhin fortführen. Auch zerstrittenste Parteien können jederzeit sachlich über bestimmte Differenzen kommunizieren und ein kommunikativer Vorstoß in „eskalierendes Gelände“ mag ein Ausrutscher und eine Torheit sein, die nicht nochmal vorkommen wird. Oder direkt: Es gibt Ohrfeigen in Familien, die sind kein Vorbote eines tödlichen Familiendramas, sondern schon selbst das ganze Drama, das sich zuweilen noch Jahre später in emotionaler Verbundenheit erzählt wird. Das gehört zur Paradoxie von Konflikten.
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