Das ist streng getrennt, das sind unterschiedliche Herangehensweisen. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel, dass man in beiden Bereichen genau beobachten muss. Man muss auch bei juristischer Arbeit einen Sachverhalt genau beobachten und darf nicht oberflächlich arbeiten. Das ist beim Fotografieren auch so.
Natürlich ist der „Kreativitätsanteil“ hier höher, aber ich muss sagen, es ist ein Vorurteil, dass Juristen nicht kreativ arbeiten. Das stimmt nicht.
Was ist Ihr Lieblingsbild?
Das Bild „Gute Stimmung Schulbus“. Die Geschichte spielt in Kuba – in Matanzas -2010.
Wir sind durch die Straßen gegangen – meine Frau, unser Sohn und ich – und wir haben diesen Bus gesehen. Auf dem Bus stand, dass er eine Spende der US-amerikanischen Pastoren für den Frieden war. Da bin ich aufmerksam geworden und bin auf den Bus zugegangen. Als dann diese Jungs und Mädchen die Kamera gesehen haben, haben sie aus vollem Herzen gelacht und gewinkt. Und diese Stimmung einzufangen – das ist mir gelungen. Das gelingt ja nicht immer. Da zehre ich heute noch davon. Immer wenn ich das Bild sehe, habe ich gute Laune.
Reagieren Menschen offen, wenn Sie von Ihnen fotografiert werden?
Ja, die Erfahrung habe ich gemacht. Es gibt natürlich auch – berechtigterweise – Situationen, in denen jemand sagt, nein, er will nicht fotografiert werden. Dass wirklich aggressiv reagiert wird, habe ich nur äußerst selten erlebt. Es gibt eher positive Reaktionen, weil ich offen fotografiere und nicht versteckt. Dann kann ich auch angesprochen werden und eine Kommunikationssituation entstehen lassen.
Ihre Fotos sind zufällige Begegnungen – kurze Momente. Blieben die Begegnungen immer kurz?
Es gab Kontakte, es gab Unterhaltungen. Und in einigen Fällen habe ich auch einen Abzug des Fotos geschickt. Auch nach Kuba. Gerade letzte Woche habe ich in Halle einem Mädchen, das ich fotografiert hatte, das Foto vorbei gebracht. Aber oft bleibt es beim einmaligen Kontakt. Nur die Straßensituation. Dann ist man wieder weg, hat sie aber festgehalten.
Hätten Sie gern mehr Zeit?
Ich würde gern dokumentarische Projekte machen, in denen ich auch mit den Leuten, die ich fotografiere, länger und intensiver zusammen bin. Das habe ich mir für die Zukunft vorgenommen.
Fotografieren Sie lieber Menschen als Sehenswürdigkeiten?
Ja, das ist so. Ich mache auch Landschaftsfotografie, fotografiere auch Sehenswürdigkeiten. Aber wenn ich Architektur fotografiere, dann suche ich den besonderen Blick und nicht das, was auf Postkarten ist. Da gibt es auch interessante Momente, die man festhalten kann.