INKOVEMA Podcast „Well through time“
#237 GddZ
(angeordnete) Familienmediation
Mediation als angeordnete Kindesschutzmaßnahme bei verstrittenen Eltern
Im Gespräch mit Rechtsanwaltsmediatorin Carola Reetz
Fachanwältin SAV Familienrecht, Mediatorin SAV, Coach, Systemische Supervisorin; aAls Anwältin und Mediatorin tätig bei e-advokatur; als Coach und Supervisorin tätig bei Intrinsiq GmbH
Kleine Reihe: Mediationsfelder
Angeordnete Mediation nach dem Schweizer Zivilgesetzbuch
- Rollenklärung: Gericht, KESB, Beistände oder weitere Fachstellen einerseits – das Mediationsteam andererseits.
- Art. 272 ZGB – Kindeswohl
- Art. 273 ZGB – Persönlicher Verkehr
- Art. 307 ZGB – Weisungen an Eltern, auch Pflichtmediation
- Art. 314 Abs. 2 ZGB – Anordnung in geeigneten, finanzierten Fällen
Kommt es zum Abbruch der Mediation, wird die zuweisende Stelle informiert. Über weitere Schritte entscheidet KESB oder Gericht. Die Mediatoren haben keine Kontroll-, Gutachter- oder Weisungsfunktion. Unterhaltsfragen sind in der Regel nicht Gegenstand einer Angeordneten Mediation.
2. Weisung und Finanzierung: Erstellung der Weisung, Regelung der Kostenübernahme.
3. Übernahmebestätigung durch Mediator*innen
4. Erstkontakt mit den Eltern
5. Koordination: Abstimmung mit weiteren beteiligten Fachpersonen
6. Mediationssitzungen (mit Eltern, ggf. mit Kindern).
7. Abschluss: Vereinbarung oder Teilvereinbarung, oder Mitteilung über Abbruch an KESB/Gericht.
8. Schlussbericht: Bericht an die zuweisende Behörde mit Kopie an die Eltern.
Contents
Chapter:
0:07 Herzlich willkommen zum Podcast
1:16 Einführung in die Familienmediation
2:39 Der Weg zur Mediation
5:05 Herausforderungen in der Mediation
7:36 Spannungsfeld der Kundenwünsche
8:54 Die Rolle der Fachkompetenz
11:25 Begleitberatung in der Mediation
13:31 Die Bedeutung von Kompetenz
15:09 Umgang mit Übergriffen in der Mediation
18:14 Vorgespräche und ihre Wichtigkeit
21:03 Unterschiede in der Mediation
24:01 Psychosoziale Begleitung während der Mediation
26:43 Anordnete Mediation in der Schweiz
30:05 Herausforderungen in der angeordneten Mediation
32:16 Freiwilligkeit in der Mediation
34:35 Ansätze zur Kinderzentrierung
38:06 Mediation und gesellschaftliche Rahmenbedingungen
47:21 Abschluss und Ausblick auf die nächste Episode
inhaltliche Zusammenfassung:
In dieser Episode habe ich mit Carola Reetz, einer erfahrenen Mediatorin und Rechtsanwältin aus der Schweiz, über das Thema Familienmediation gesprochen. Wir haben uns darauf konzentriert, wie sich die Mediationslandschaft in der Schweiz entwickelt hat, insbesondere im Hinblick auf die gesetzliche Regelung der angeordneten Mediation bei kindesbetreffenden Familienstreitigkeiten. Carola hat interessante Einblicke in die Unterschiede zwischen der Mediationskultur in der Schweiz und den angrenzenden Ländern gegeben, insbesondere bezüglich der Verpflichtung zur Mediation, die in einigen anderen EU-Staaten bereits praktiziert wird.
Carola beschreibt ihren Werdegang und wie ihre anfängliche Tätigkeit als Anwältin sie zur Mediation geführt hat. Sie betont dabei die Herausforderungen, die mit dem Familienrecht verbunden sind, und erklärt, dass viele Konflikte besser außerhalb des Gerichtssaals gelöst werden können. Das Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Klienten und der tatsächlichen Rolle der Mediatorin wird während unseres Gesprächs ausführlich thematisiert. Carola hebt hervor, wie wichtig es ist, den Medianten die Unterschiede zwischen Mediation und juristischer Beratung zu vermitteln, um Missverständnisse zu vermeiden.
Wir haben auch die komplexen Dynamiken der Mediationssitzungen betrachtet, insbesondere wenn es um hochstreitige Paare geht. Carola erläutert, wie sie als Mediatorin versucht, den Teilnehmern einen Raum zu geben, in dem sie ihre Konflikte offen ansprechen können, während sie gleichzeitig die Balance zwischen Unterstützung und professionellem Abstand wahrt. Ihre Praxis zeigt die Notwendigkeit auf, manchmal auch die Grenzen der eigenen Rolle zu erkennen, wenn Klienten mehr rechtliche Beratung erwarten, als eine Mediatorin leisten kann.
Ein bedeutender Punkt in unserer Diskussion war das Konzept der angeordneten Mediation in der Schweiz. Carola erklärt die Mechanismen, durch die diese Form der Mediation zustande kommt, und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Sie beschreibt, wie angeordnete Mediation eine wichtige Ressource sein kann, gerade wenn es darum geht, die Bedürfnisse von Kindern in Scheidungssituationen in den Mittelpunkt zu rücken. Ihre persönlichen Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg von Mediation oft auf Geduld und sorgfältige Planung der Sitzungen basiert.
Zusätzlich sprachen wir darüber, wie wichtig es ist, die emotionalen und psychologischen Bedürfnisse der Medianten in den Prozess einzubeziehen. Carola betont, dass manchmal eine begleitende psychologische Betreuung wertvoll sein kann, um den Klienten durch die schwierigen Umbrüche in ihrem Leben zu helfen. Ihre Sichtweise auf diese ganzheitliche Herangehensweise an Konflikte und ihre Lösung ist ein entscheidender Aspekt ihrer Arbeit.
Abschließend stellt sich die Frage, wie die Mediationspraxis in der Schweiz durch kulturelle und strukturelle Unterschiede geprägt wird. Carola reflektiert darüber, wie die politische Landschaft und die speziellen Verfahren der Entscheidungsfindung in der Schweiz eine konsensorientierte Haltung fördern, die sich auch auf die Art und Weise auswirkt, wie Mediation hier wahrgenommen und praktiziert wird. Die Episode bietet wertvolle Einblicke in die praktischen und theoretischen Aspekte der Familienmediation und zeigt, wie sich rechtliche Rahmenbedingungen auf den Prozess auswirken können.
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