INKOVEMA Podcast „Well through time“

#237 GddZ

(angeordnete) Familienmediation

Mediation als angeordnete Kindesschutzmaßnahme bei verstrittenen Eltern

Im Gespräch mit Rechtsanwaltsmediatorin Carola Reetz

Fachanwältin SAV Familienrecht, Mediatorin SAV, Coach, Systemische Supervisorin; aAls Anwältin und Mediatorin tätig bei e-advokatur; als Coach und Supervisorin tätig bei Intrinsiq GmbH

Kleine Reihe: Mediationsfelder

Angeordnete Mediation nach dem Schweizer Zivilgesetzbuch

Goal
Die Angeordnete Mediation richtet sich an getrennt lebende Eltern, die in erhebliche und oftmals langandauernde Konflikte verwickelt sind. Ziel ist es, die Kooperationsfähigkeit der Eltern wiederherzustellen. Destruktive Muster sollen durch klare Regeln für ein konstruktives Verhandeln und Handeln ersetzt werden, damit die Eltern dauerhaft zum Wohle ihrer Kinder Verantwortung übernehmen können.
Order
Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) oder das Gericht kann im Rahmen einer Kindesschutzmaßnahme eine Weisung zur „Angeordneten Mediation“ erlassen. - mit vordefinierter Zielsetzung, verpflichtend die Eltern zur Teilnahme und Kostenübernahmeregelung (Kostengutsprache). Die Ergebnisse sind in de Elternschaft zu integrieren.
Prerequisites
- Suspension anderweitiger Maßnahmen (RA, Berater etc.).
- Rollenklärung: Gericht, KESB, Beistände oder weitere Fachstellen einerseits – das Mediationsteam andererseits.
gesetzliche Grundlagen
Schweizerischen Zivilgesetzbuches (ZGB):
- Art. 272 ZGB – Kindeswohl
- Art. 273 ZGB – Persönlicher Verkehr
- Art. 307 ZGB – Weisungen an Eltern, auch Pflichtmediation
- Art. 314 Abs. 2 ZGB – Anordnung in geeigneten, finanzierten Fällen
Rolle der Mediator*innen
Das Mediationsteam leitet die Gespräche, vermittelt zwischen den Parteien und strukturiert den Prozess. Mediator*innen haben kein Weisungs- oder Kontrollrecht.
Kommt es zum Abbruch der Mediation, wird die zuweisende Stelle informiert. Über weitere Schritte entscheidet KESB oder Gericht. Die Mediatoren haben keine Kontroll-, Gutachter- oder Weisungsfunktion. Unterhaltsfragen sind in der Regel nicht Gegenstand einer Angeordneten Mediation.
typischer Ablauf
1. Kontaktaufnahme: KESB oder Gericht klärt mit dem Mediationsteam Dringlichkeit, Auftrag und Rahmenbedingungen.
2. Weisung und Finanzierung: Erstellung der Weisung, Regelung der Kostenübernahme.
3. Übernahmebestätigung durch Mediator*innen
4. Erstkontakt mit den Eltern
5. Koordination: Abstimmung mit weiteren beteiligten Fachpersonen
6. Mediationssitzungen (mit Eltern, ggf. mit Kindern).
7. Abschluss: Vereinbarung oder Teilvereinbarung, oder Mitteilung über Abbruch an KESB/Gericht.
8. Schlussbericht: Bericht an die zuweisende Behörde mit Kopie an die Eltern.

Contents

Chapter:

0:07 Herzlich willkommen zum Podcast

1:16 Einführung in die Familienmediation

2:39 Der Weg zur Mediation

5:05 Herausforderungen in der Mediation

7:36 Spannungsfeld der Kundenwünsche

8:54 Die Rolle der Fachkompetenz

11:25 Begleitberatung in der Mediation

13:31 Die Bedeutung von Kompetenz

15:09 Umgang mit Übergriffen in der Mediation

18:14 Vorgespräche und ihre Wichtigkeit

21:03 Unterschiede in der Mediation

24:01 Psychosoziale Begleitung während der Mediation

26:43 Anordnete Mediation in der Schweiz

30:05 Herausforderungen in der angeordneten Mediation

32:16 Freiwilligkeit in der Mediation

34:35 Ansätze zur Kinderzentrierung

38:06 Mediation und gesellschaftliche Rahmenbedingungen

47:21 Abschluss und Ausblick auf die nächste Episode

inhaltliche Zusammenfassung:

In dieser Episode habe ich mit Carola Reetz, einer erfahrenen Mediatorin und Rechtsanwältin aus der Schweiz, über das Thema Familienmediation gesprochen. Wir haben uns darauf konzentriert, wie sich die Mediationslandschaft in der Schweiz entwickelt hat, insbesondere im Hinblick auf die gesetzliche Regelung der angeordneten Mediation bei kindesbetreffenden Familienstreitigkeiten. Carola hat interessante Einblicke in die Unterschiede zwischen der Mediationskultur in der Schweiz und den angrenzenden Ländern gegeben, insbesondere bezüglich der Verpflichtung zur Mediation, die in einigen anderen EU-Staaten bereits praktiziert wird.

Carola beschreibt ihren Werdegang und wie ihre anfängliche Tätigkeit als Anwältin sie zur Mediation geführt hat. Sie betont dabei die Herausforderungen, die mit dem Familienrecht verbunden sind, und erklärt, dass viele Konflikte besser außerhalb des Gerichtssaals gelöst werden können. Das Spannungsfeld zwischen den Erwartungen der Klienten und der tatsächlichen Rolle der Mediatorin wird während unseres Gesprächs ausführlich thematisiert. Carola hebt hervor, wie wichtig es ist, den Medianten die Unterschiede zwischen Mediation und juristischer Beratung zu vermitteln, um Missverständnisse zu vermeiden.

Wir haben auch die komplexen Dynamiken der Mediationssitzungen betrachtet, insbesondere wenn es um hochstreitige Paare geht. Carola erläutert, wie sie als Mediatorin versucht, den Teilnehmern einen Raum zu geben, in dem sie ihre Konflikte offen ansprechen können, während sie gleichzeitig die Balance zwischen Unterstützung und professionellem Abstand wahrt. Ihre Praxis zeigt die Notwendigkeit auf, manchmal auch die Grenzen der eigenen Rolle zu erkennen, wenn Klienten mehr rechtliche Beratung erwarten, als eine Mediatorin leisten kann.

Ein bedeutender Punkt in unserer Diskussion war das Konzept der angeordneten Mediation in der Schweiz. Carola erklärt die Mechanismen, durch die diese Form der Mediation zustande kommt, und welche Herausforderungen sie mit sich bringt. Sie beschreibt, wie angeordnete Mediation eine wichtige Ressource sein kann, gerade wenn es darum geht, die Bedürfnisse von Kindern in Scheidungssituationen in den Mittelpunkt zu rücken. Ihre persönlichen Erfahrungen zeigen, dass der Erfolg von Mediation oft auf Geduld und sorgfältige Planung der Sitzungen basiert.

Zusätzlich sprachen wir darüber, wie wichtig es ist, die emotionalen und psychologischen Bedürfnisse der Medianten in den Prozess einzubeziehen. Carola betont, dass manchmal eine begleitende psychologische Betreuung wertvoll sein kann, um den Klienten durch die schwierigen Umbrüche in ihrem Leben zu helfen. Ihre Sichtweise auf diese ganzheitliche Herangehensweise an Konflikte und ihre Lösung ist ein entscheidender Aspekt ihrer Arbeit.

Abschließend stellt sich die Frage, wie die Mediationspraxis in der Schweiz durch kulturelle und strukturelle Unterschiede geprägt wird. Carola reflektiert darüber, wie die politische Landschaft und die speziellen Verfahren der Entscheidungsfindung in der Schweiz eine konsensorientierte Haltung fördern, die sich auch auf die Art und Weise auswirkt, wie Mediation hier wahrgenommen und praktiziert wird. Die Episode bietet wertvolle Einblicke in die praktischen und theoretischen Aspekte der Familienmediation und zeigt, wie sich rechtliche Rahmenbedingungen auf den Prozess auswirken können.

Complete transcription

 

[0:00]Also da muss man sich selber auch ein bisschen runterschrauben, die Erwartungen, die man an sich selber hat, auch nicht verzweifeln und denken,
[0:07]
Welcome to the podcast
[0:05]ich bin ja hier so wirkungslos. Herzlich willkommen zum Podcast Gut durch die Zeit, der Podcast rund um Mediation, Konfliktcoaching und Organisationsberatung, ein Podcast von Inko Fehmann. Ich bin Sascha Weigel und begrüße dich zu einer neuen Folge. Und die heutige Folge hat die Gelegenheit, viele Themen mit einmal zu behandeln. Denn meine Gästin in diesem Podcast ist zum einen Mediatorin, klar, zum anderen auch Rechtsanwältin, als aber auch Schweizerin oder arbeitet zumindest in der Schweiz und kennt die Landschaft von Mediation vor allen Dingen natürlich auch in der Schweiz. Und so sind viele Themen hier möglich. Ich habe die Sendung dennoch unter die Überschrift Familienmediation gestellt, denn da ist meine heutige Gästin, Frau Carola Rehz, Expertin. Herzlich willkommen, Frau Rehz. Ja, danke sehr schön. Ja, genau. Danke für die Einladung. Wir kennen uns erst ganz kurz.
[1:09]Trotzdem einfach per Du, wie das offenbar dein Podcast so üblich ist.
[1:16]
Einführung in die Familienmediation
[1:13]Vielen Dank für die Einladung. Ich freue mich. Gerne. Genau. Und tatsächlich, ja, wir kennen uns nicht. Du bist mir aber empfohlen worden, wärmstens und vor allen Dingen, wenn ich was zur Familienmediation wissen will. Und in dem Podcast sozusagen mal dieses Thema, was nicht mein eigenes Spezialthema ist, ein bisschen ausfalten will. Und zudem auch noch Familienmediation in der Schweiz vor allen Dingen, denn das ist ja nochmal ein anderes Rechtsgebiet und vielleicht auch ein anderer Regelungsgehalt für Mediation. Zumindest habe ich da jetzt sowas Leuten gehört, dass dort aktuell die gesetzliche Lage sich geändert hat.
[1:50]Ja, also geändert. Also wir haben ja schon länger Mediationsregeln in der Zivilprozessordnung, so ganz rudimentär. Also dass man zum Beispiel das Verfahren sistiert, wenn die Parteien Mediation verlangen oder wenn sie empfohlen wird. Solche Dinge. Aber es tut sich eigentlich sehr viel, finde ich, auf der ganz basalen Ebene. Und zwar auf der Ebene der angeordneten Beratung, der angeordneten Mediation. Das finde ich als Entwicklung sehr interessant. Genau, das ist auch das Thema, das hatte ich letztens auf einem Schweizer Kongress auch gehört, die verpflichtende Mediation, die angeordnete Mediation.
[2:26]Eine Diskussion, die auch, ich sage mal, in Deutschland wieder ein bisschen an Fahrt gewinnt, die wir in den EU-Ländern, die den EU-Richtlinien unterliegen,
[2:39]
Der Weg zur Mediation
[2:36]ja ohnehin schon unterschiedlich auch begonnen hatten. Bevor wir da tiefer einsteigen, vielleicht ein paar Worte zu dir. Wie kommt es, dass du Mediatorin im Hauptgebiet bist oder ist es die Anwältin, die sozusagen kluges Konfliktmanagement betreibt und daher Mediation automatisch mit auf dem Schirm hat? Ja, also zur Mediation kam ich doch relativ schnell. Ich habe im Jahr 2000 als Anwältin angefangen zu arbeiten und nach bereits sechs Jahren hatte ich dann die Mediationsausbildung abgeschlossen. Ich hatte von Anfang an sehr viel Familienrechtsfälle und habe recht schnell merken müssen, auch als jüngere Anwältin, dass eigentlich viele dieser Konflikte für den Gerichtssaal nicht geeignet sind. Und ich suchte dann nach anderen Wegen, habe eine Mediationsausbildung gemacht.
[3:23]Später noch vertieft in Richtung Familienmediation und Wirtschaftsmediation, dann noch eine Coaching-Ausbildung, jüngst eine Supervisionsausbildung. Also es geht alles so in die gleiche Richtung, nämlich die außergerichtliche Konfliktlösung. Ich habe dann längere Zeit beides nebeneinander gemacht, also sowohl streitige Fälle am Gericht geführt, also parteilich natürlich, für eine Partei war ich dann da, und auch Mediationen.
[3:47]Und seit, ich glaube, 2017 habe ich diesen Entscheid gefällt, nicht mehr ans Gericht zu gehen, weil ich diese streitigen Fälle nicht mehr gut vertrage, muss ich auch sagen, mit zunehmendem Alter. Bin ich aber nicht alleine damit, das geht vielen Kolleginnen und Kollegen so. Es hat dann noch zwei Jahre gedauert, also ich würde mal sagen, die Bremsspur war ungefähr zwei Jahre, bis ich die letzte Gerichtsverhandlung hatte, also im Jahr 2019. Und seitdem arbeite ich ausschließlich außergerichtlich. Also Mediationen, aber auch Verhandlungscoaching für Parteien, die woanders in Mediation sind. Dann kommen auch Kolleginnen und Kollegen mit schwierigen Mediationsfällen zu mir ins Coaching oder in die Supervision, je nachdem, wie sie das definieren möchten. Dann mache ich auch viel Hintergrundberatung für Kolleginnen, die nicht so gut mit Excel-Tabellen und Berechnungen sind. Ich bin dann totaler Excel-Freak und rechne wahnsinnig gerne Unterhaltsberechnungen oder vermögensrechtliche Auseinandersetzungen, am liebsten mit mehreren Liegenschaften, die ineinander verschachtelt finanziert wurden. Das liebe ich. Und wenn ich dann die Fallführung nicht habe, sondern die Kollegin und die so froh ist, dass ich das für sie machen kann, auch sehr gerne. Also es ist ein vielfältiges Gebet im weitesten Sinne im Familienrecht oder Familienkonflikte, wo man sich betätigen kann, auch wenn man jetzt nicht als klassische Anwältin am Gericht Fälle führt.
[5:05]
Herausforderungen in der Mediation
[5:00]Ich habe nach der Mediationsausbildung dann ganz bewusst noch eine Fachanwaltsausbildung gemacht. Wahrscheinlich so ein bisschen unbewusst mit dem Hintergedanken, ja, Leute könnten ja auf die Idee kommen, wenn ich hier nur noch so Mediation mache und so und Collaborative Law and Practice übrigens auch seit 15 Jahren.
[5:16]Dann könnten die ja denken, ja, das macht die wahrscheinlich weil sie mit der Materie irgendwie nicht so ganz beschlagen ist. Und natürlich hilft das, wenn ich gleichzeitig Fachwelt für Familienrecht bin und Mediation anbiete, dann glauben mir die Leute das noch eher, dass ich das wirklich weiß, wovon ich hier spreche. Würdest du sagen, dass das für die Medianten oder die Anfragenperson ein wichtiger Punkt ist, dann Ja zur Mediation zu sagen, weil du fachlich, was in der Mediation dann gar nicht so sehr deine Aufgabe ist, dennoch sattelfest und glaubwürdig erscheinst.
[5:52]Da sprichst du jetzt genau dieses Spannungsfeld an, was die Kundenwünsche anbelangt. Also die Leute, die sich überlegen, in Mediation zu gehen, die haben sich widersprechende Vorstellungen, was sich da abspielen soll. Und es ist ja unsere Aufgabe als Fachperson, das klarzustellen, in welcher Veranstaltung befinden wir uns hier zu dritt zum Beispiel. Was sind hier die Regeln in Anführungszeichen oder was könnten Regeln werden, die man miteinander vielleicht erarbeitet, ganz abgesehen von Ergebnissen. Und die Kundenwünsche sind wirklich zweischneidig. Also das habe ich sehr gemerkt. Ich habe jetzt jahrelang auf einer öffentlichen Mediationsstelle nebenher Mediation gemacht im Co. Und da kamen trennungs- und scheidungswillige Paare ohne jegliche Vorgespräche oder Triage. Die hatten einfach auf den Knopf Mediation gedrückt und dann sitzen die eines Tages da und dann merkt man, dass sie eigentlich die eierlegende Wollmilchsau möchten.
[6:44]Es soll ganz schnell gehen, höchstens drei Sitzungen. Sie sind aber hochstreitig unterwegs. Dann möchten sie gerne, dass wir sie auch beraten oder dass wir für sie Sachen ausrechnen. Oder, was ich häufig auch beobachtet habe und immer sehr schwierig fand, wenn ein größeres Macht- oder Informationsgefälle zwischen den Parteien da war, erwartete die schwächere Partei oder auch scheinbar schwächere Partei, das kann sich dann auch anders herausstellen, erwartete dann zum Beispiel von mir, dass ich für sie eintrete, als ob ich ihre Anwältin wäre in diesem Co-Team. Das geht natürlich auch nicht. Also das war manchmal schwierig, das auseinanderzuhalten, aber sicher ist es hilfreich, dass die Parteien wissen, da ist eine Fachkompetenz im Hintergrund. Es ist aber auch eine große Verführung, genau diese Fachkompetenz erfragen zu
[7:36]
Spannungsfeld der Kundenwünsche
[7:31]wollen, wo es dann doch manchmal eine Gratwanderung ist, in der Rolle der Mediatorin bleiben zu dürfen. Ja, mir scheint und das wäre sozusagen auch in meinem Arbeitsfeld und auch meine These dafür, dass diese paradoxe Anforderung, die wir ja auch an die Medianten stellen, dass wir die gespiegelt auch bekommen. Also die fachliche Kompetenz muss glaubwürdig spürbar sein auf Seiten der Konfliktparteien, die noch keine Medianten sind.
[8:00]Damit sie sich auf das Verfahren einlassen, auch wenn das dann gerade nicht gewollt ist und es darf dann auch abgelehnt werden. Also du kannst dann auch sagen, na, das ist nicht mein Auftrag hier, das geht zu weit. Da müssten Sie jetzt schon wirklich Ihren Anwalt da vielleicht befragen, inwieweit das für Sie passend ist oder so, dass Sie da nochmal Rechtsrat einholen. Das erlaubt mir es jetzt nicht, als Mediatorin da tätig zu sein. Und dass das nur akzeptiert wird, also in Anführungsstrichen, wenn man weiß, die Person weiß, wovon sie redet, weil sie Anwältin ist, weil sie Fachanwältin ist, weil sie Mediatorin ist.
[8:33]Und das finde ich eine wichtige Botschaft für Mediatoren, die also nicht sagen können, naja, ich muss halt gut sein in Mediation. Mandanten glauben häufig, man ist gut in Mediation, wenn man auch, diese Kompetenz glaubwürdig rüberbringen kann.
[8:54]
Die Rolle der Fachkompetenz
[8:49]Gut, das ist die alte Frage danach, ob es gut ist, Feldkompetenz zu haben oder nicht zu haben. In der Mediation hat beides seine Vor- und Nachteile. Ich mache einfach die Erfahrung in der Familienmediation, wo ja doch die Konflikthöhe recht hoch ist und die Menschen wirklich wenigstens vorübergehend in einer doch manifesten Krise mehr oder weniger ausgeprägt sich befinden, ist das Bedürfnis nach Halt und Setting und einem Safe-Container, wo man schwierige existenzielle Themen verhandeln muss, ist sehr groß. Und ich beobachte einfach, dass es einen gewissen Beruhigungsfaktor hat, dass sie wissen, A, die weiß, in welcher Landschaft wir uns da bewegen. Und das wirkt beruhigend, wenn ich sage, schauen Sie, wir kommen an allem mal vorbei. Es ist eigentlich egal, wo Sie anfangen möchten, mit dem Kinderthema, mit dem Geldthema, mit dem Vermögen, mit der Altersvorsorge, wie auch immer, wir kommen überall vorbei. Weil es wird einfach ein bisschen mehr ändern sich anfühlen für sie, weil dann hat man hier angefangen, was zu diskutieren. Dann merkt man, oh, das können wir uns aber nicht fertig machen, weil das ist ja auch noch nicht klar. Dann machen wir mal dort weiter. Es ist auf gar keinen Fall eine Salami-Taktik-Mediation, wo man eins nach dem anderen erledigt hat. Das geht in der Familienmediation nicht.
[9:59]Das ist ein Meandern. Und wenn sie merken, dass ich dann schon dafür schaue, dass wir wirklich überall vorbeikommen, dass nichts vergessen geht, weder Themen noch wichtige Anliegen, Interessen, Bedürfnisse, dann beruhigt das eigentlich die Situation. Es ist halt mehr eine Ressource in dem Sinn. Es hebt natürlich das Bedürfnis der Medianten nach Rechtsrat nicht auf. Und darum, ich bin sicher keine Mediatorin, die sagt, also ihr dürft keine Anwältin im Hintergrund haben. Im Gegenteil, ich finde das eine große Ressource, wenn Hintergrundberatung da ist. Aber ich versuche darauf zu achten oder zu empfehlen, schauen Sie, nehmen Sie doch eine Anwältin, einen Anwalt. Oder der ihrerseits eine Mediationsausbildung hat, damit die Person weiß, was sie hier machen, wie sie hier ringen um Ergebnisse, wie schwierig das auch ist.
[10:44]Also nehmen Sie nicht, blöd gesagt, einen Feldwald- und Wiesenanwalt, der einerseits vom Familienrecht keine Ahnung hat, andererseits nur streitige Fälle macht, weil der wird sie dann auf 17 Punkte hinweisen, die man unbedingt nachverhandeln muss. Aber eine Person, Außenberatung in der Mediation, die weiß, wie schwierig das ist, wird die 17 Punkte vielleicht auch sehen, wird aber sagen, schauen Sie, da würde ich jetzt 5 Grad sein lassen, aber die drei Punkte, da sollten Sie jetzt wirklich nochmal nachfragen, weil die sind enorm wichtig und die werden sich in den nächsten 20 Jahren so und so auswirken. In dem Sinne ist Rechtsberatung sehr wichtig und ich empfinde das als Ergänzung und nicht als Querschüsse aus der Kulisse, sondern als Ressource für die Medianten, die große Rechtsberatungsbedürfnisse haben.
[11:25]
Begleitberatung in der Mediation
[11:26]Ich komme auch zu dem Punkt nochmal dazu mit Begleitberatung. Ich würde nochmal den Punkt aufgreifen mit der alten Frage nach der Feldkompetenz. Und du hattest die Einleitung gehabt, aus der Sicht der Kunden wird diese Frage, meines Erachtens anders beantwortet, als wir sie vielleicht in den Nullerjahren in professionellen Gruppen behandelt haben. Müssen Mediatoren vom Feld Ahnung haben oder nicht?
[11:51]Für den Kunden ist das eine ganz andere Klarheit drin. Und der würde da niemals sagen, nein. Außer er hat schon sehr viel Erfahrung mit Mediation gesammelt. Aber für Mandanten, für Klienten hatte ich aus der Praxis dann die Erfahrung gesammelt, denen ist das total wichtig. Manchmal so weit, dass die dann auch sagen, komm, wir zeigen Ihnen mal den Betrieb oder so, wir müssen ja auch sehen, wie wir arbeiten. Oder auch, da kommen Sie mal zu uns nach Hause, dann sehen Sie mal den Garten und so, wo das so ist. Also, dass da ein Bedürfnis da ist, Sie wirklich mit dem Konfliktfeld auch vertraut zu machen. Ich hätte jetzt die Schleife aufgemacht, nochmal zurück zu der Begleitberatung zu kommen, weil das andere war für mich jetzt sozusagen mit deiner Zustimmung, dass das unter Profis, unter Mediationsprofis anders gehandhabt wurde, die Antwort mit der Feldkompetenz als aus Kundensicht schon abgetan. Ja, also ich glaube schon, dass wenn man keine Feldkompetenz hat, muss man enorm viel Erfahrung haben, um die Medianten vom Prozess überzeugen zu können oder Vertrauen, anders formuliert, Vertrauen in den Prozess bewirken zu können. Mir ist das mal umgekehrt passiert. Ich war mal engagiert als Co-Mediatorin im universitären Umfeld. Da gab es Streit in einem Institut, die waren irgendwie im Bereich Chemie. Biologie, keine Ahnung, Neurowissenschaften. Ich habe davon überhaupt null Ahnung. Und es war hoch zerstritten und seit Jahren und mit Anwälten und mit Medieninterviews, also ganz fürchterlich.
[13:19]Und dann saßen wir dort mit vier Leuten aus diesem Institut. Und die erste Frage einer der Hauptkonfliktparteien an mich war, was wollen Sie eigentlich hier?
[13:31]
Die Bedeutung von Feld-Kompetenz
[13:27]Sie sind ja für unser Gebiet überhaupt nicht kompetent als Familienanwältin. So quasi, was soll das? Dann noch ein längeres, sehr, sehr schwieriges Gespräch. Und am Schluss habe ich einfach in einem Schlussstatement, konnte es nicht lassen, habe ich dann festgestellt, also eigentlich ist das ja hier eine Familienmediation. Wir haben einen Doktorvater, wir haben eine Doktortochter, wir haben zwei Institutsmitarbeitende von ungefähr 30 Mitarbeitenden. Das ist quasi die Familie, die fast nicht glauben kann. Da mussten aber auch alle lachen.
[13:55]Also es war dann klar, dass das Zwischenmenschliche an diesen Konflikten so familienähnlich ist, dass es vielleicht gar nicht blöd ist, wenn hier eine Familienmediatorin sitzt, die auch sonst mit Erbschaftskonflikten und so weiter zu tun hat. Also das war sehr interessant. Aber da ist mir das mal so als geballte Macht entgegengekommen, dass mir gesagt wurde, sie haben ja überhaupt keine Ahnung hier. Ja, das ist genau, wie eine Familie auch am Anfang reagiert. Wer hier über die Schwelle kommt, der muss schon irgendwie zur Familie gehören. Ja, ich werde öfters gefragt, ob ich überhaupt Kinder hätte, ob ich überhaupt verheiratet sei. Ich versuche die Fragen humorvoll zu beantworten, weil nicht äußern geht auch nicht. Und natürlich kann man immer die Gegenfrage stellen, das stresst die Leute natürlich. Wenn man dann sagt, ja, was bedeutet die Frage für Sie? Warum ist Ihnen das wichtig, das Wissen, ob ich Kinder habe oder keine Kinder habe, ob ich verheiratet bin oder nicht? Aber ich habe es auch schon beantwortet mit der Antwort, ich war mal ein Kind, wenn Ihnen das reicht.
[14:54]Der ist ja auch gut. Ja, aber da geht Beratung los. Das nicht ernst zu nehmen oder als Affront zu erfahren, sondern das ist eine berechtigte Frage.
[15:09]
Umgang mit Übergriffen in der Mediation
[15:05]Und für die Person ist das in dem Moment eine Prüfungsfrage. Und meistens ein Angebot weiterzumachen, denn das Ende. Ja, geprüft werden wir ständig und das ist ja der Punkt, wir müssen ja immer die Haltung verteidigen eigentlich oder bewahren, vielleicht um es anders zu sagen. Und wenn die angegriffen wird, also die Kompetenz überhaupt hier zu sitzen, so quasi was machen sie überhaupt hier?
[15:31]Also Feldkompetenz haben wir schon berührt. Dann gibt es natürlich auch Medianten, die wollen Zeit und Ort und Inhalt selber festlegen. Also einfach die Rahmenbedingungen, für die wir eigentlich verantwortlich sind, wollen sie mitregeln. Oder was ich auch sehr liebe ist, wenn das Flipchart plötzlich nicht mehr meines ist, sondern dann geht jemand hin und fängt an in meiner Aufstellung oder Zeichnung oder Visualisierung etwas hineinzuschreiben ohne Aufforderung. Also das sind alles so Übergriffe, die in Mediation schnell passieren, die aber alle immer Gründe haben. Also es gibt ja interessante Hinweise darauf, in welchem Zustand ist diese Person gerade da, was hat die für Bedürfnisse, zum Beispiel Geltungsbedürfnisse oder ja, das gibt ja Informationen, ja. Und da darf man nicht einfach nur ärgerlich sein, beziehungsweise dann ist natürlich Intervision und Supervision für mich sehr hilfreich, wenn ich merke, da kommen jetzt bei mir Ärgergefühle oder Wut, die ich mit nach Hause tragen müsste.
[16:26]Dann bespreche ich die Ebenen in der Intervision. Um mal wieder gut zu sortieren, was ist meines und was gehört zu der anderen Person. Ich habe das letztens auf diesem Kongress, wo ich da in der Schweiz war, auch in Luzern und auch ein paar Kollegen, da war auch diese Situation und da hatte der Kollege George Colreaser eher so aus dem Bereich Leadership und Führungskräfteentwicklung im Ausgangspunkt Transaktionsanalytiker schon seit Jahrzehnten auch so eine Situation genau beschrieben. Und eben auch, dass er das aufgreift, das ist alles ein Beratungsanlass, jetzt eine gute Intervention zu setzen. Und es ist kein Affront. Daher habe ich auch nicht so gleich zugestimmt mit der Haltung verteidigen. Ich habe da ohnehin mit der Haltung so mein Thema. Aber dass diese Ideen, die Klienten hineinbringen.
[17:12]Wie was zu sein hat, auch wie die Mediation zu sein hat oder wie Mediatoren jetzt mal agieren müssen, damit das hier vorangeht, dass das immer auch gutes Material ist, die Konfliktdynamik zu verdeutlichen. Und dass sie sich damit zeigen und präsentieren. Ich finde das wirklich eine Fähigkeit da in der Beratungsarbeit.
[17:35]Genau so weiterzumachen, statt da nochmal den Rahmen irgendwie zu klären und nochmal drauf zu pochen. Aber hier die Prozesshoheit ist meiner. Nein, ich merke nur, wenn sie angegriffen wird. Und genau darum mache ich Vorgespräche. Also ich bin Anhängerin von Vorgesprächen, weil ich es so interessant finde zu beobachten, wie gehen die Menschen damit um. Also ich habe auf meiner Webseite die Möglichkeit, dass man online einfach mal ein kostenfreies Telefonat von 20 Minuten buchen kann. Weil es gibt ja auch Leute, die wissen zu wenig über Mediation oder auch über andere außergerichtliche Konfliktlösungsmodelle und wollen auch informiert werden
[18:14]
Vorgespräche und ihre Wichtigkeit
[18:12]oder denken am Anfang, ich brauche glaube ich eine Anwältin. Dann merken sie, ich brauche vielleicht doch keinen, ich brauche vielleicht etwas anderes. Und es ist hochinteressant, wie die damit umgehen. Also die einen buchen, die anderen buchen und schreiben mir eine Mail, ob die Buchung wirklich steht. Dann die einen rufen pünktlich an, wo es auch steht, rufen Sie nicht bitte an. Das hat auch mit dem Anwaltsgeheimnis zu tun, weil ich nicht weiß, wenn ich irgendeine Nummer anrufe, ist ja plötzlich ein Kind am Apparat oder so. Oder sonst rufe ich dann halt an. Und dann gibt es welche, die zum Beispiel, da steht ganz klar, ich mache keine Rechtsberatung. Das wäre auch total unseriös, in 20 Minuten ohne Unterlagen. Ich werde aber dann mit Rechtsfragen bombardiert. Also da kommen ganz viele Dinge, oder?
[18:51]Mir wird eine Frage gestellt, ich versuche das zu beantworten. Und ich bin keine anderthalb Sätze weit, werde schon wieder unterbrochen. Also das ganze Gesprächsverhalten, diese Person blättert sich auf. Auch die Art, wie mit mir als Fachperson umgegangen wird, werde ich in der Rolle akzeptiert und respektiert. Es ist auch für mich eine wichtige Frage, kann ich innerhalb von, sagen wir mal, erfahrungsgemäß sieben, acht Minuten in ein tieferes Gespräch kommen mit diesen Menschen? Also ist da eine Erreichbarkeit beiderseitig da? Dann kann man auch gut miteinander arbeiten, ob beraterisch oder mediatorisch. Also diese Möglichkeit steht natürlich auch der anderen Konfliktpartei offen. Also es ist häufig so, dass ich am Anfang beide habe hintereinander, manchmal auch gemeinsam im selben Gespräch von Anfang an und dann erst die Entscheidung fällt, soll das wirklich eine Mediation werden? Macht das Sinn? Bin ich in der richtigen Rolle angefragt? Wäre eine andere Fachperson vielleicht viel passender, zum Beispiel eine psychosoziale Fachperson für Elternfragen? Ja, so eine Auftaktstunde, so ein Auftaktgespräch zu klären, ist das eigentlich das richtige Instrument? Ja, sehr wichtig. Aber wenn du das so beschreibst, das war doch als Anmeldin bestimmt einfacher. Die nicht übergriffig wurden, dass die Klienten wissen, das ist die Rechtsberatung.
[20:05]Gibt es denn etwas, was du vermisst jetzt in der Mediationsberatung oder wo du sagst, ach Mensch, wenn ich das gerne aus dem Anwaltsberuf hätte mit rübernehmen können, dann würde mir vieles einfacher nochmal fallen? Nein, also die Stundenansätze habe ich mitgenommen, so ist es nicht. Also ich bin gar nicht der Meinung, dass man das nach unten nivellieren sollte, Weil zwei Menschen sind effektiv anstrengender als einer. Das ist schon so. Es gibt keinen Grund, hier Dumpingpreise zu müssen. Das setzen wir mal nebenbei. Aber das ist ein wichtiger Punkt, dass die Höhe des Honorars sich manchmal an den Grundberufen orientiert wird und dann kommen wirklich solche Unterschiede zustande. Im Gegenteil, also man muss sich ja bewusst sein, dass als Fachanwälte für Familienrecht, wenn man ein streitiger Gerichtsverfahren hat, dann hat man ebenso wie Gerichte übrigens dummerweise die etwa 30 Prozent der Bevölkerung, die wirklich eine Begleitung oder Beratung oder Rechtsvertretung oder eben ein Gericht für die Entscheidung brauchen.
[21:03]
Unterschiede in der Mediation
[21:04]Das sind ja nicht die angenehmsten Fälle. Und wenn man sich überlegt, dass wiederum vielleicht, also ich bin keine Statistikkennerin, aber ein guter Teil davon, relativ hochstreitig ist glaube ich so das richtige Wort, aber es grenzt dann an die Grenze von pathologischen bei allen oder bei Parteien. Wenn man da als Anwältin im Boot sitzt, in jahrelangen Gerichtsverfahren, das ist nicht lustig. Das vermisse ich überhaupt nicht. Im Gegenteil, in der Mediation ist es so, die schwierigen Fälle, die wir natürlich auch ungefähr in diesem Maße haben.
[21:33]Und da entscheidet sich das relativ bald einmal, ob das Setting gehalten werden kann zu dritt oder ob eine Person irgendwie merkt, das geht für mich nicht, da kommt nichts mehr raus, es geht zu wenig schnell. Es sind alles subjektiv gute Gründe und die sind zu respektieren, aber dann ist die Mediation auch beendet. Und wenn es gut läuft, kann auch sein, dass es dann zehn Sitzungen läuft, sodass man sich irgendwas fragt, ist hier ein Kunstfehler oder muss ich jetzt mal was machen? Ja, aber das ist für die Preisfrage, ist das einer meiner Standardsätze. Wenn es gut läuft, wird es teurer und wir finden relativ schnell raus, ob es das Passende für jeden ist. Und das erleichtert doch die Arbeiten. Da kann ich die Brücke schließen zu dem Thema von vorn, was ich noch offengelassen habe. Gerade in Familienmediation und da ist mein Erfahrungsschatz nicht sehr hoch. Ab und zu habe ich das auch, dass ich Familien und das heißt trennungswillige Paare dann begleite. Manchmal hängt ein Unternehmen mit dran und so und dann ist das so der Übergang. Ich biete regelmäßig aus meinem eigenen Verständnis heraus auch an, neben der Rechtsberatung, die Sie anderweitig durchführen sollen, gerade wenn es um Umwälzungen von Lebenskonzeptionen gibt.
[22:45]Individuelle Einzelberatung, Begleitung von Lebensberatung, psychologischer Betreuung, dass das also nicht nur erlaubt ist, sondern wahrscheinlich auch hilfreich wird für den Prozess. Und ich wollte immer mal sozusagen jemanden vom Fach fragen, ist das üblich, dass das gemacht wird oder wird das eher als Arbeit der Mediationsperson verstanden, diese psychosoziale Betreuung, wenn ganze Lebenskonzeptionen aufgelöst werden. Wie handhabst du das?
[23:19]Hey, du, der diesen Podcast hier hört, schnapp dir jetzt dein Smartphone und hinterlass ein Feedback, eine Sternebewertung, damit auch andere diesen Podcast hören können. Und jetzt kann es mit dem Podcast weitergehen.
[23:39]Also sicher nicht eine Personalunion, das ist nicht meine Fachlichkeit. Egal wie häufig ich über den Haag fresse, sagen wir mal, und auch Weiterbildungen mache, die interprofessionellen Austausch beinhalten und die ich auch sehr wichtig und sehr spannend finde. Ich bin auch in einer interprofessionellen Praxis mit einem Psychiater, Psychotherapeutin und einer Sozialarbeiterin,
[24:01]
Psychosoziale Begleitung während der Mediation
[23:58]die sehr anspruchsvolle Familienbegleitung macht, Angeordnete. Das würde ich nie selber machen. Entweder würde ich empfehlen, schauen Sie doch, dass Sie vielleicht eine therapeutische Begleitung, Unterstützung haben für die Dauer der Mediation, weil das jetzt genau in diese Phase fällt, wo Sie sich umorientieren müssen in Ihrem Leben, wieder neue Halt finden, Perspektiven, sich trennen müssen. Riesenaufgabe, sich richtig zu trennen. Also können viele nicht oder nicht gut oder brauchen Hilfe. Wo ihre Kinder vielleicht auch durcheinander sind, wo die ganze Wohnsituation sich ändert, das Betreuungskonzept. Und sich sowieso ja alle halbe Jahre, wenn man Kinder hat, was ändert, Studienpläne, Arbeitszeiten und so weiter. Also eine ganze Familie, ein ganzes Mobile, da hängen ja noch Großeltern dran.
[24:44]Mitunter neue Partnerinnen und Partner. Da ist ja wahnsinnig viel los in diesem System. Und bis sich das wieder einigermaßen beruhigt hat, das dauert eine Weile. In dieser Zeit für sich selber gut schauen zu können und zu merken, ich brauche glaube ich Unterstützung, einfach eine Begleitung. Ich brauche einen Ort, wo ich unter vier Augen mal über meine Befindlichkeit sprechen kann, wo ich vielleicht meinen Anstoß in eine andere Richtung bekomme. Das kann ich als Mediatorin in dem engen Sinne nicht leisten. Fände ich auch nicht richtig, wachlich, methodisch. Aber natürlich findet innerhalb von Mediationssitzungen, würde ich mal sagen, so kleine Mini-Coaching-Sequenzen ja statt. Und die sind ja auch ganz transparent, weil die andere Partei ja dabei ist. Und für die andere Partei kann es auch sehr entlastend sein.
[25:27]Wenn eben das Gespräch nicht mehr zwischen ihnen beiden die ganze Zeit stattfindet, sondern vielleicht auch mal nur zwischen Mediatorin und einer Partei und die andere kann zuhören. Das hat einen sehr entlastenden Effekt. Weil das Schlimmste, was eigentlich immer wieder passieren kann, ist, dass entweder nur die Parteien miteinander reden und ich komme überhaupt nicht mehr dazwischen. Das gibt es. Also das ist wie ein Tennisspiel, Ping-Pong. Ich bin dann wie auf dem Schiedsrichterinnenstuhl und gucke rechts. Oder hier ist Publikum. Und das andere, was ich genauso unangenehm finde und schwierig aufzulösen, ist, wenn die Parteien sich nur an mich wenden. Also wenn ich bombardiert werde mit, ich muss positiv sagen, Gesprächsangeboten, aber von beiden Seiten. Wenn die Botschaft ist, ich rede jetzt nur mit der Mediatorin, weil mit dir rede ich nicht mehr. Die Botschaft ist ja auch deutlich hörbar dann. Das ist genau so ein Stress.
[26:17]Aber dazwischen gibt es viele Situationen, nicht als Angebot oder als Konzept oder als Methode, sondern die sich einfach dann wie so entwickeln, wo es mehr ums Gemeinsam lautet. Und vielleicht auch Dinge umformulieren oder Bedürfnisse einer Partei erkennen, die immer in andere Worte fassen, die für die andere Partei wiederum besser zu verstehen sind, weil es eben nicht im gleichen Trumpf, in der gleichen Wortwahl herüberkommt.
[26:43]
Anordnete Mediation in der Schweiz
[26:39]Paula, du hattest vorhin diesen Begriff der angeordneten Mediation genannt. Schweiz ist ja erstmal nicht nur eigenständiges Land, sondern auch nicht in der EU, hat also auch eine ganz andere gesetzliche Grundlage als Deutschland oder Österreich, die ja von den EU-Richtlinien der Mediation beeinflusst wurden. Wie stellt sich das in der Schweiz dar? Du sagtest vorhin, sind keine gesetzlichen Fragestellungen diese angeordneten Mediationen. Wie läuft das da bei euch? Ja, es gibt verschiedene Arten von, wie soll ich sagen, Empfehlungen oder Anordnungen. Wir kennen die Empfehlung einer Mediation, das machen Gerichte oder Kinderschutzbehörden gerne, wenn sie finden, oh, diese Eltern, die sollten jetzt wirklich mal sich, sagen wir mal, über Betreuungspläne einigen und da verhacken die sich immer oder Übergabesituationen und dann wird ihnen dringend nahegelegt, in Mediation zu gehen.
[27:33]Das sind dann wiederum auf der Mediationsseite die schwierigen Fälle, weil eigentlich sind das hochstreitige Elternpaare, die widerwillig in die Mediation gehen. Eigentlich nur, um dann vor Gericht wieder eine gute Falle zu machen. Wir haben es probiert, es ist gescheitert, machen wir bitte hier weiter. Also wirkungsvoller ist die angeordnete Mediation, weil die gilt als Kinderschutzmaßnahme. Einfach andersherum gedacht. Wir haben den Fokus auf die Kinder legt und sagt, so wie diese Eltern sich verhalten, die sind so verstrickt in ihrem Konflikt, die haben auch gar kein Auge mehr für die Bedürfnisse ihrer Kinder.
[28:03]Und das darf nicht so lange anhalten. Das muss gelöst werden zeitnah, dass man aus diesem Blickwinkel heraus für die Eltern eine Mediation anordnet. Und das hat dann den großen Vorteil, also es sind nicht leichtere Fälle bei uns. Das macht das Gericht, Gericht oder Cash oder die Kindesschutzbehörde. Und der Vorteil ist eben für uns jetzt auf der Mediationsseite, dass es ein ganz klarer Rahmen, also es ist mal eine Anordnung von einer autoritativen Behörde dahinter im Sinne von einem Warn- und Stoppschild. Wenn ihr das nicht gelöst kriegt, dann werden wir das für euch entscheiden müssen. Aber hier ist nochmal eine Ausfahrt vor Ende. Sie machen dann eine Verfügung, also es wird schriftlich gefasst, was ist denn der Auftrag, was sind denn die Themen? Also es sind keine freie Themenwahl. Dafür Wögen steht dann drin, also es geht um Kinderbelange, wie zum Beispiel eben Betreuung, selten auch mal Kinderunterhalt, das ist wieder technisch mit Zahlen.
[28:55]Aber mehr so die Elternbelange, wo auch die Eltern effektiv kompetent sind und in ihrer Verantwortung wären, dafür zu sorgen, dass ihre Kinder sich entwickeln können, trotz Trennung der Eltern, dass es ihnen gut geht, dass sie materiell abgesichert sind, dass sie Kontakt zu beiden Eltern haben, auch zu anderen Familienmitgliedern und so weiter. Das wäre Aufgabe der Eltern. Das müssten sie lösen. Und da sind Behörden mittlerweile ein bisschen unerbittlicher geworden und sagen, das ist eure Aufgabe und es gibt Fachstellen, die euch dabei helfen können. Dann geht es in Richtung angeordnete Berater oder angeordnete Mediation. Für uns jetzt auf der Mediationsseite, ich habe nicht so viele Angeordnete gemacht bis jetzt. Es sind natürlich…
[29:36]Man muss auch seine Mediation dann darauf zuschneiden. Es geht nicht darum, dass die Parteien dann zufrieden sind und sagen, danke, dass sie uns geholfen haben, sondern die haben eine Entscheidung zu treffen. Und sie sind selber hoch unter Stress. Also das ist ja wahnsinnig, witzig, energieraubend, sich anderthalb Stunden lang, sagen wir mal, nur anzuschreien und zu beschuldigen. Und das sind ganz, ganz schwierige Situationen. Und mich hat es sehr demütig gemacht, sagen wir mal, als Mediatorin.
[30:05]
Herausforderungen in der angeordneten Mediation
[30:00]Also ich habe nach vielen hunderten Mediationen einige davon angeordnet. Ich habe nicht mehr das Gefühl, Wunder, was ich alles bewirken könne. Quasi. Also diese Allmachtsfantasie, die man ja auch als Fachperson entwickeln kann. Man müsste einfach nur mal dahinter gucken können und so und dann wird das alles schon deutlich glücklich werden. Ja, und Mediation ist doch toll und das ist doch irgendwie, ja, die Erfindung. Ja, jetzt kommen wir zu meinem Ziel. Ja, genau.
[30:25]Nein, also Demut heißt zum Beispiel, dass ich mir sehr bewusst bin in angeordneten Mediationen, dass es sein kann, dass man nach drei oder vier von sechs Sitzungen mal so weit ist, eine Übergabesituation so zu gestalten, dass die Kinder weniger gestresst sind, die Eltern auch. Und dass überhaupt ein Termin eingehalten wird. Also ganz kleine Dinge, wo andere sagen, das darf doch wohl nicht wahr sein, dass man dafür vier Sitzungen braucht oder so. Aber das ist so. Und das sind ganz, ganz kleine Schritte. Also darum eben kleine Brötchen backen, auch Demut haben. Und ich meine, man könnte jetzt die Sterne vom Himmel holen für dieses zerstrittene Elternpaar. Das wird nicht funktionieren. Also da muss man sich selber auch ein bisschen runterschrauben. Die Erwartungen, die man an sich selber hat, auch nicht verzweifeln. Und denken, ich bin ja hier so wirkungslos, ja, also mache ich hier irgendwas falsch. Ja, auch sozusagen liebgewordene Wahrheiten von, das sind alles nur Hilfeschreie, mal endlich gehört zu werden. Und wenn ich richtig zuhöre als Mediatoren, dann werden die glücklich und beruhigt, dass man tatsächlich Grenzen erlebt. Das Instrument der eigenen Person und dem, was machbar ist.
[31:37]Auch an dem, was an Veränderung auch machbar ist und zugelassen wird oder auch überhaupt gewollt. Ja, und gerade Menschen, die jetzt angeordnete Mediation machen müssen, die sind so bedürftig nach, sicher nach angehört werden, wie du das gerade vorher formuliert hast, aber auch nach gehalten werden. Also gerade die brauchen einen Halt. Die sind so verloren.
[31:58]Aber sie benehmen sich halt nicht auf der Oberfläche so. Ja, das dürfen sie auch. Ja, das ist ihr gutes Recht. Aber da wäre sozusagen eine Frage, ich weiß gar nicht genau, wie da ein Großteil der Mediatoren dazu denkt oder arbeitet, es wäre auch mal interessant für die Zuhörer, aber sich da zu Wort zu melden.
[32:16]
Freiwilligkeit in der Mediation
[32:16]Würdest du sagen, dass das richtig ist, die Mediation dort anzuordnen und das zu einem Instrument zur Entscheidungsfindung zu machen und wegzugehen von dem Anspruch, das ist doch nur für jemanden was, der das will und das dann eine totale Freiwilligkeit sein muss, damit man dort richtig als Mediator arbeiten kann? Ja, Freiwilligkeit ist das hehre Ideal, aber wenn man mal an Arbeitsplatzkonflikte denkt, wo eine vorgesetzte Person sagt, ihr geht jetzt mal in ein Mediationsgespräch und löst diesen Konflikt, damit euer Team hier weiterarbeiten kann, die sind auch nicht freiwillig da.
[32:52]Freiwilligkeit muss nicht unbedingt in dem hohen Sinne vorausgesetzt werden. Die Person hat ja immer die Wahl, auch bei einer angeordneten Mediation, sich einfach in diesen Raum zu setzen und zu sagen, ich sage jetzt erstmal gar nichts. Ich mache hier nicht mit. Interessiert mich nicht. Ich sitze nur hier, weil die Richterin das will. Kann man machen. Erfahrungsgemäß wird sich das bald auflösen, weil eher zu wichtige Themen verhandelt werden. Weil dann hat ja die andere Partei ganz viel Platz zum Reden und dann geht es schon los. Soll ich jetzt hier weiter mauern und schweigen oder will ich mich nicht doch einbringen, weil das Thema mich ja selber genauso betrifft? Und dann sind sie dann eben schon wieder da. Und dann ist die Freiwilligkeit in einem gewissen Grad dann auch wieder gegeben, sich einzubringen. Das sehe ich nicht unbedingt als Hinderungsgrund, aber jetzt aus der Erfahrung mit angeordneten Mediation finde ich eigentlich den Ansatz der angeordneten Beratung jetzt in Familienkonflikten eigentlich viel besser. Weil viele Eltern brauchen nach meiner Erfahrung ein bisschen mehr Input, was ihre Kinder eigentlich brauchen. Also es geht darum, den Fokus ein bisschen zu verändern, damit sie wieder einen Blick auf die Kinderbedürfnisse bekommen und auf ihre elterlichen Aufgaben. Und da sind unter Umständen oder wahrscheinlich weitgehend psychosoziale Fachpersonen viel besser geeignet als wir, jetzt juristische Mediatoren im engeren Sinne.
[34:08]Und ich denke auch, wenn Eltern ihre ganz persönlichen Konflikte, die sie mit sich haben und auch Menschen, aus Sicht der Kinder miteinander haben, wenn sie die schon mal angegangen sind, vor allen Dingen auch die Kinderthemen, dann sind sie nachher vielleicht besser geeignet, um in der Mediation dann auch noch über Geld zu reden und so, wo die Freundschaft sowieso aufhört, das Klima sich sofort verändert, was auch schwierig ist als Thema.
[34:35]
Ansätze zur Kinderzentrierung
[34:33]Aber dann ist vorher schon mal was anderes passiert. Und da gibt es zum Beispiel einen ganz interessanten Ansatz, ich glaube, sowohl in Bern wie in Basel, die ganz völlig verschieden sind. Also in Bern haben sie seit letztem Jahr ein, wie heißt das, Zentrum, glaube ich, für Familien in Trennung, die angeordnete Beratung machen für Familien. Und in Basel haben sie nochmal ein anderes Konzept in Basel statt.
[34:58]Das läuft, glaube ich, erst seit diesem Jahr oder ist gerade angelaufen oder läuft jetzt. Davon habe ich gelesen in Basel. Das mache ich mir in die Show Notes rein. Das ist ein neues Konzept, ja. Und das finde ich sehr interessant bei Kontaktschwierigkeiten, wenn irgendwie die Absprachen, dass das Kind jetzt am Freitagabend zum Papa soll und so, wenn das irgendwie nicht klappt oder ständig unterlaufen wird, muss auch gar nicht immer die Opus innehabende Mutter sein oder so, wenn es einfach nicht klappt, ja, dann kann sich die Person, die eigentlich das Besuchsrecht oder Betreuungsrecht hätte, im kleineren Umfang, kann sich an die Behörden wenden und die Behörden schicken dann, simpel gesagt, schicken dann einfach zwei Fachleute los, die innerhalb von maximal 14 Tagen, also relativ zeitnah.
[35:42]Den O-Putz-inhabenden Elternteil zu Hause aufsuchen sollen und ein niederschwelliges Gespräch führen. Also nicht autoritativ, wir sind ja die Kinderschutzbehörde und das ist jetzt ein Kindesgefährdungsfall, sondern gerade ganz bewusst hingehen und blöd gesagt einfach mal nachfragen, wo liegt das Problem? Habt ihr einfach nur Termin, Kalenderschwierigkeiten? Gibt es da Vorbehalte? Was sind denn aus eurer Sicht hier die Probleme? Damit man ganz schnell eingreifen kann, weil die Erfahrung gezeigt, hat, je länger man wartet, also wenn man einfach ein halbes Jahr mal zuguckt, wie Besuchsrechte nicht klappen, Übergaben nicht klappen, dann ist es gelaufen. Ja, ich finde interessant, strukturell interessant, dass sozusagen das unter dem Motto, beziehungsweise als Zugangstor das Kindeswohl ist. Also, dass sozusagen gar nicht eine der Parteien oder beide Parteien die Relevanz für die Mediation abgeben, sondern bei Familiensachen in dem Falle, es muss ein Kind da sein. Bei Trennungspaaren geht das eben nicht, sondern es muss eben schon ein Kind da sein, damit diese Anordnung stattfindet, so wie bei der Organisation. Die Organisation sagt, also ihr arbeitet bei uns freiwillig, ihr seid hier Arbeitnehmer und wir haben Ansprüche daran, wie ihr euch benehmt. Und wenn ihr es so weitermacht wie bisher, dann können wir das nicht zulassen. Bitte klärt das. Und dann ist die Anordnung der Organisation nicht gegen die Freiwilligkeit, sondern ist eine Konsequenz dessen, dass die Parteien gesagt haben, ich will hier arbeiten.
[37:10]Und das hat einfach Rahmenbedingungen. Und das finde ich deshalb interessant, weil damit Kontextbedingungen der Konfliktparteien maßgebend sind für den Start der Mediationsgespräche. Und das ist mir bisher sozusagen viel zu wenig beleuchtet worden bei Fragen der Mediation, wo man sich immer als Mediator oder so auf diese Konfliktparteien gestützt hat.
[37:31]Sind sie freiwillig hier? Wie sind sie hier? Wie ist das Verfahren? Als wenn das so eine Drei-Personen-Veranstaltung ist. Aber es ist halt nie, und in Familien eben auch nicht, nur eine Frage der Eheleute, sondern es ist immer eine Familienangelegenheit. Oder in der Nachbarschaft, wenn wir sich zwei anschreien, dann sind die Nachbarn gestört und die sagen, hey, so geht das nicht. Aber da macht man keine Mediation mit den Nachbarn, sondern sagt, hey, benehmt euch und wenn ihr Hilfe braucht, holt sie euch. Das finde ich einen interessanten Punkt, den ich da sozusagen immer stärker
[38:06]
Mediation und gesellschaftliche Rahmenbedingungen
[38:02]auch beachtet sehe bei solchen Fragestellungen. Und in Deutschland wird das glaube ich auch jetzt aufkommen, diese verpflichtende Mediation. Zumindest habe ich das eine oder andere dazu so gerüchteweise vernommen, dass das gerade bei Familien eben auch jetzt mittlerweile Bedeutung gewinnt, was ich absolut sinnvoll finde.
[38:25]Es gibt, glaube ich, auch in Deutschland, also nicht nur in der Schweiz, so Projekte wie zum Beispiel Kinder aus der Kleine, wo auch die Bedürfnisse der Kinder im Zentrum stehen, wo auch die Vorgespräche, das ist auch nicht ganz billig, wo die Vorgespräche dann mit den Eltern stattfinden und es dann die Elterngruppen gibt und die Kindergruppe. Und aus der Kindergruppe, also mehrere Abende und Veranstaltungen, ein ganz klares Konzept, sehr begleitet fachlich, wurde dann auch aus der Kindergruppe dann zum Beispiel Fragen an die Elterngruppe gestellt. Wir haben dann alle verschiedene Eltern dann sitzen aus verschiedenen Familien, das macht man immer mit mehreren Familien gleichzeitig, vielleicht so sechs Familien oder so. Dass Kinder da im Zentrum stehen und ihre Bedürfnisse artikulieren über Fragen, Anforderungen oder auch ganz simpel irgendwie ja, und wie wollt ihr denn gewährleisten, dass wir weiter unseren Hobbys nachgehen können, jetzt wo ihr getrennt seid. Dann vielleicht zwei Eltern genau dort einen Streit haben, wer fährt das Kind jetzt zum Schwimmbad und wer zum Eishockey und so. Dann müssen die das klären und müssen eine vernünftige Antwort zurückliefern. Und das sind, finde ich, ermutigende Ansätze, wo Kinder ins Zentrum gestellt werden und Eltern damit konfrontiert werden, dass sie da eine Aufgabe haben, die sich bitte, bitte zeitnah lösen, damit ihre Kinder, sagen wir mal so, idealerweise in zehn Jahren sagen können, wenn sie dann ein bisschen älter sind, Ja, das habt ihr damals, wenn sie ein bisschen älter sind, das habe ich mich gerade…
[39:51]Der ist schön, der ist super. Das habe ich gerade selber gemerkt. Nein, wenn sie älter sind, idealerweise zu ihren Eltern ja sagen könnten, Mensch, mit der Trennung, das habt ihr schon okay gemacht. Also das habt ihr gut gemacht. Also gut wäre vielleicht zu viel. Aber Studien sagen ja, also wenn nach zwei Jahren, wenn man Leute fragt in Familien, wie ist es heute für euch zwei Jahre nach der Trennung? Also auch für die Kinder, egal welches Alter. und eigentlich alle Familienmitglieder zumindest sagen könnten, ja, es ist okay, so wie es ist. Dann hat man viel erreicht. Es muss gar nicht gut sein und toll und okay reicht. Ja, es war ja auch vorher nicht alles toll und gut und zufriedenstellend, sondern dass wieder so ein Level dessen ist, wie man es gewohnt ist oder wo man keine besonderen Ausschläge hat nach oben oder unten. Carola. Ja?
[40:45]Das ist sozusagen das Thema Familienmediation. Ich würde nochmal das Thema Mediation in der Schweiz. Ich war auf diesem Kongress, schwarze Wirtschaftsmediation. Es war viel das Thema Schweiz als Nation.
[41:00]Als Mediator-Nation in diplomatischen Angelegenheiten, weil einfach auch Redner dabei waren, hochkarätig, die sozusagen die UN-Mediationsthemen vertreten haben. Wie ist denn die Landschaft so in der Schweiz zum Thema Mediation unterhalb dieser diplomatischen Aushängeschilder, wo die Schweiz bekannt ist für ihre Mediationskompetenzen? Wie ist die Stimmung so unter Mediatoren? Seid ihr zufrieden mit dem, wie das läuft? Also ich kann hier überhaupt nicht für alles sprechen. Es gibt spezialisierte Verbände wie Schweizerische Verein für Familienmediation. Also da müssen wir andere fragen. Was ich beobachte ist einfach, dass oft Mediation gewählt wird, mal ganz simpel aus Kostengründen. Den Leuten ist bewusst, dass ein Gerichtsverfahren und auch unsere Anwaltshonorare sind viel höher als in Deutschland. Wir kennen nicht so einen Anwaltstarif, wie das bei euch ist. Das ist richtig teuer. Und auch die Kaution, die man leisten muss, je nach Streitwert in den Zivilverfahren, das geht richtig ins gute Tuch. Der Mittelstand ist nicht so prozessfreudig wie in Deutschland, sagen wir mal so. Da geht es schon los. Das ist ja in Deutschland auch nicht mehr so. Das ist ja auch schon zurückgegangen. Ja, aber du wirst es nicht glauben. Ich komme mir nie Schweizerischer vor, als wenn ich Deutsche berate in der Schweiz. Wir kommen wirklich aus einer anderen Verhandlungskultur.
[42:15]Und ich bin zu lange hier. Ich kam mit 15 in die Schweiz, bin hier zur Schule gegangen, habe hier studiert. Ich habe vom deutschen Recht auch gar keine Ahnung. Und Deutschstaatsangehörige, die dann zu mir finden, haben dann schnell mal das Gefühl, bloß weil ich immer noch einigermaßen Hochdeutsch rede, verstünde ich, wie sie sind und was ihre Bedürfnisse sind. Aber das ist nicht der Fall. Also ich bin eher hier verurzelt, sagen wir mal so. Das ist schon eine interkulturelle Angelegenheit. Oh ja, auf jeden Fall. Natürlich.
[42:42]Also wenn ich mit interkultureller Familievergärtung beitragen kann, ist ja gut. Aber das beobachte ich natürlich. Das Verhandlungsverhalten von Deutschen und Schweizern ist im Durchschnitt. Die Gaußsche Glockenkurve ist im Durchschnitt schon auch verschieden. Und dadurch, dass wir zum Beispiel eine Regierung haben aus sieben Bundesrätinnen und Bundesräten, kollegial finden müssen, hinter verschlossenen Türen und dann geschlossen nach außen das vertreten müssen. Das ähnelt natürlich schon sehr der Mediation, wo man auch so in einem geschlossenen Setting etwas erarbeitet, was man dann gemeinsam nach außen vertritt. Also diese Art von Konsensualkultur in der Entscheidfindung ist sehr verankert hierzulande. Dann auch die, ich weiß nicht, ob dir das vertraut ist, das Wort, die Vernehmlassungen. Man hat vielleicht ein Gesetzesvorhaben, man merkt, man muss hier irgendwas regeln, dann ergeht einen Auftrag an ein Departement, also von der Exekutive, sie möge doch bitte mal so einen Vorschlag ausarbeiten zu diesem oder jenem Thema. Und im Zuge dieser Erarbeitung einer Grundlage, die überhaupt erst dann im Parlament diskutiert werden kann, wird ein sogenanntes Vernehmlassungsverfahren gemacht. Da werden alle politischen Parteien, alle weiteren Kreise, die da irgendwie involviert sind, bis hin zu NGOs und alle, denen wird allen dieser Entwurf geschickt und sie dürfen sich dazu äußern. Und in der zweiten eine Runde werden gewichtige Bedenken auch schon bereits eingebaut, sodass das Parlament schon noch einiges zu streiten hat, aber nie so wie im Bundestag.
[44:07]Weil schon ganz viele gesellschaftliche Anliegen breiter Kreise eingeflossen sind, eine größere Ausgewogenheit da ist. Also sich mit anderen Leuten, blöd gesagt, an einen Tisch zu setzen, mit anderen Leuten, die andere Meinungen haben, andere Bedürfnisse und das auszudiskutieren, bis man irgendwas hat, wozu alle, wenn auch manchmal zähneknirschend Ja sagen können. Das ist hier Tradition und in dem Sinne ist es ein guter Boden für Mediation. Ja, das ist mir sofort aufgefallen. Das sagte ein Kollege auf diesem Kongress und das war sogar in einer der Keynotes drin. Politik ist gelebte Mediation. Das war die Definition von Politik und da würde ich jetzt mal vermuten, dass wir in Deutschland leben. Keine außerhalb des politischen Betriebes so sagen und sehen. Aber da ich ein bisschen auch den politischen Betrieb kennengelernt habe.
[44:56]Have I immediately zugestimmt. The is actually like this. Man must itself zusammensetzen on one Table with People, from those one exactly white, the See the Things different and we have one Decision to meet. And there seemed me immediately, that the in the Switzerland so to speak stronger on Schauseite also Accepted and known is. So like you now the Procedure described have, is Yes completely clear, the must now itself together. Whilst the perhaps in Germany in the Ausschüssen and in the parliamentary Committees behind the Fernseh simple verschwindet, behind the Fernsehnachricht or the political Operation, that the Koalition itself again zerstritten has. But the sit just as often together. Since wage I me even not to introduce, like Mediations in Germany expire, when Politics so expires.
[45:41]Well, probably exactly the same, but the Presentation so to speak in the Image is so to speak then better to understand, that one thinks, Mediation is so one Harmonieveranstaltung. Since goes it at somehow one Consensus find, with which then all Satisfied are. But in the Practice is it whole frequently, we are satisfied, that we one Consensus found have, but the is simple exhausting and we have much not achieved. And it is nevertheless OK, there a Piece more realistic on it to watch. The would I now say, succeeds perhaps with yours Kind the Politics or of the Politikvermittelns better, the nüchterner to see. That the frequently one Kompromissveranstaltung is and not the Search to the idealen Konsens, the many Mediators Yes but still as Realistic anstreben in each Mediation.
[46:32]Yes, and it is also the Bewusstsein, that these Processes langwierig are. Dadurch, that we a completely other Regierungssystem in the Switzerland have as in Germany, where itself not about the one Fraktion with the other times abwechselt and there goes everything linksrum or rechtsrum.
[46:48]Man has much longer Zeiträume, the one überblickt and one leaves itself also more Time with this Aushandlungsprozessen. The must not from today on tomorrow or within from four years, but the may also longer dauern. And must also longer last, because not the Duration decides about the Güte of the Ergebnisses, but at itself really to find, that really all Participants somehow Yes say can to the, what elaborated was, the lasts in the Mediation also. When it to long dauert, even, I have it before already times mentioned, then must one perhaps at some point also times hinterfragen, what the The event shall, but it must also times a End find.
[47:21]
Abschluss und Ausblick auf die nächste Episode
[47:21]Mediation is a Beginning and a End, the is whole important. And I use these Situation, this Ausdruck, at now also the Podcast the End zuzuführen. So very I the bedauere, but actually are we ans End angelangt and it has me insane much Fun made and was very erkenntnisreich. Many Thanks to, Carola. Yes, Thank you also. The was my Conversation with Carola Reetz, Lawyer and Mediator in the Switzerland. In the Field of work to Home Family mediation and I could with her the Grundzüge the verpflichtenden, angeordneten Mediation discuss, the Vorzüge and eventuellen Disadvantages in the process, as but also again the Mediationskultur in the Switzerland a little abgrenzen and Compare to the Mediationskultur here with us in Germany or also europäischen. Union begründet. When you these Episode please has, then snap you but yours Smartphone and leave one Star rating and one Comment to this Episode. Say yours Friends and Colleagues Notification, that here podcasted becomes to Conflict management and Mediation and schalt then at the next Paint again a or subscribe equal the Podcast. I thank you me, that.
[48:32]Music.