Kommunikation in der Mediation

25 Grundlagen von Mediation (20)

Um Folgendes geht’s:

(Sie werden zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts zur Gewaltfreien Kommunikation finden. )

I. Die Mediatorin fördert die Kommunikation der Parteien in der Mediation

Das ist nun endlich der 20. Teil der Reihe „25 Grundlagen der Mediation“. Dabei soll es um die Ideen und Konzepte gehen, die verständlich machen, was Kommunikation ist und wie Mediatoren Kommunikation modellieren. Dabei geht es nicht so sehr um die handwerklichen Interventionen, sondern eher um die Ideenvielfalt, die diese Interventionen hervorbringen.

Die Leitfrage schlechthin, wenn es um die Konzeption des Kommunikationsprozesses geht, lautet:

Ist ein Einander-Verstehen überhaupt möglich?!

Aber der Reihe nach. Mediatoren haben ihre Aufgabe zu erfüllen, die § 2 Abs. 3 Mediationsgesetz folgendermaßen umreißt.

„Der Mediator… fördert die Kommunikation der Parteien…“

Mediation pflegt seit jeher ein aufwendiges Verhältnis zur Kommunikation. Zwiespältig ist es ohnehin.

Mediatoren laufen immer Gefahr, als die „besseren Kommunikanten“ zu gelten, weil sie Beratungsdienste anbieten, die typischerweise für ein Kommunikationssystem erbracht werden, das sich in einem eskalierten Konflikt befindet. Und auch wenn die Mediation zuhauf betont, dass sie prozessberaterisch ist, also den bisher misslingenden Konfliktlösungsprozess in gelingendere Bahnen zu bewirken versucht, so sind Mediatoren doch fachberaterisch tätig, wenn sie den Konfliktparteien eine Mediation als das Mittel der Wahl vorschlagen!

Kommunikation Mediation Beratungsansätze

II. Das Verständnis von Kommunikation in der Mediation

1. Was bedeutet der Begriff Kommunikation?

Der ursprüngliche Wortstamm munus bedeutet Aufgabe, Funktion, Dienst, Pflicht oder Verrichtung. Das altlateinische Präfix con- oder com- bedeutet mit, samt, zusammen oder gemeinsam. Dabei kann das gemeinsam Verrichtete freundlich oder feindlich vonstatten gehen.

Der Kommunikationsbegriff wird aber seither nicht mehr nur in der Bedeutung verwendet, dass etwas gemeinsam gemacht und vollbracht wird, sondern bedeutet oft, dass schlichtweg Kontakt besteht. Das hat zum einen mit den technischen Möglichkeiten der Kommunikation zu tun (Telegrafieren, Telefonieren, Telefaxen), bei denen es auf die Herstellung des Kontakts ankam, um sodann Botschaften auszutauschen. Zum anderen dürfte das mit den Entwicklungen des amerikanischen Englisch in den Weiten Nordamerikas seit dem 18. Jahrhundert zu tun haben: In Communication with… oder eine Verbindung hergestellt haben, in Kontakt sein… erfasst vor allem einen funktionalen Gehalt, die hergestellte Verbindung, nicht mehr das gemeinsame Machen.

2. Moderne Kommunikationstheorien spiegeln diese Bedeutungen wider

Ein mehr humanistisch aufgeladenes Verständnis bezieht sich zumeist auf die Bedeutung „gemeinsam etwas machen“, „mehr miteinander unternehmen, kommunizieren“. Hier geht es um das Bemühen von Verständigung, vernunftgeleitet und rationalisiert. Niedergeschlagen haben sich diese Ideen in einem vernunftorientierten bzw. verständigungsorientierten kommunikativen Handeln wie es beispielsweise bei Habermas zum Ausdruck kommt.

Es sind vor allem die systemtheoretisch-funktionalen Ansätze, die sich auf den funktionierenden Kontakt zwischen den „irgendwie Vernetzten und Verbundenen“ beziehen und dieser Funktionalität folgend Kommunikation konzipieren und modellieren. Folgt man dieser Idee, lässt sich Kommunikation vollkommen anders „aufziehen“ und in ein Theoriegebäude einpflegen, wie es allen voran Niklas Luhmann gelungen ist. Dessen Kommunikationsbegriff ist freilich nicht in einer Mediation explizit anwendbar, aber für Mediationen (vor allem im Kontext von Organisationen) von unschätzbarem Wert. Noch wird davon viel zu wenig Gebrauch gemacht.

Wenn Sie diesbezüglich andere Hinweise, anderweitige Erfahrungen oder Bestätigungen beitragen können, dann nutzen Sie gerne die Kommentarfunktion am Ende des Posts! 

Zum Beispiel entzündet sich die Unterschiedlichkeit derartiger Ansätze bereits bei der schon eingangs gestellten grundlegenden Frage: Ist Verständigung überhaupt möglich? Können sich zwei Menschen überhaupt sicher sein, einander verstanden zu haben?

3. Wir können schon einander verstehen

Einen Ausgangspunkt könnte die Vorstellung bilden, dass wir Menschen uns verstehen können. Wir können uns Kommunikation derart vorstellen, als wenn eine Botschaft verpackt wird, losgeschickt wird und der Kommunikationspartner diese Botschaft auspacken muss und sie dann verstehen kann. Diese Vorstellung modelliert Kommunikation mit Hilfe eines Sender-Empfänger-Modells und geht davon aus, dass eine Botschaft, eine Information von einem Absender zu einem Empfänger übertragen wird.

Schwierigkeiten, Kommunikationsprobleme, Konflikte erscheinen danach als Folge von Übertragung- oder Übersetzungsproblemen. Der Transportvorgang oder das Chiffrieren oder Dechiffrieren sei in diesen Fällen misslungen. Grundsätzlich ist das aber ein zu behebendes Problem, nicht rein technisch, aber doch ganz ähnlich.

4. Wir können einander überhaupt nicht verstehen

Ganz anders gehen die konstruktivistischen Erkenntnistheoretiker an die Sache. Sie fragen danach, wie wir die Welt (und damit auch unsere Kommunikationspartner) überhaupt wahrnehmen. Schließlich dringt die Welt nicht in uns ein und wir sind ihr hilflos ausgeliefert, sondern vielmehr nehmen wir die Welt vermittelt durch unsere Sinnesorgane wahr: Die Welt reizt diese Sinnesorgane, sodass deren Strukturen sich verändern, was sodann von unserem Gehirn registriert wird. Darauf machen wir uns einen Reim. Was auf die Welt allgemein zutrifft, hilft uns auch beim Verständnis der Kommunikation mit einem anderen. Dessen Botschaften und Informationen werden nicht in uns hineingetragen. Vielmehr gewinnen sie aufgrund unserer eigenen Strukturveränderungen Sinn. Sinn kann uns nicht gemacht werden – und jemand anderes alleine macht mit seinem Gerede auch keinen Sinn. Nur sinnlos ist es nicht auch. Das ist nur eine Konvention des Unsinns.

Demnach ist Einverstandensein, Konsens und Einanderverstehen ein kommunikatives Konstrukt, dass die beiderseitigen Erwartungssicherheiten stabilisiert (Luhmann) und Hoffnung und Illusion ermöglicht, dass nichts Böses zu erwarten ist – und weitere Kommunikation anschließen kann.

Wir können unsere Einigung allerdings nicht inhaltlich und endgültig prüfen, weil wir keinen Zugang in den Kopf des anderen haben. Wir können die Welt nicht mit den Augen des anderen vollständig sehen, wir können aber glaubwürdig für den anderen diesen Versuch unternehmen, mitteilen, was wir mit unseren Augen sehen und hoffen, dass der andere das so versteht, wie er sich versteht, verstehen Sie? Alle Prüfung ist auch Kommunikation.

Aber genug der generellen Vorrede.

III. Grundmodelle sozialer Kommunikation

In der Mediation herrschen verschiedene Kommunikationsmodelle vor, aus denen Interventionen abgeleitet werden oder die zur Diagnose der Konfliktkommunikation genutzt werden. Ich werde sie im Folgenden nur knapp vorstellen können.

Soweit Sie allerdings mehr zu einem Konzept lesen wollen, schreiben Sie mir in den Kommentaren und ich werde mich bemühen, Ihren Bitten nachzukommen. 

1. Modell der Pragmatischen Kommunikation

Das Modell der Pragmatischen Kommunikation entstammt der frühen Systemtheorie – also noch vor der Systemischen Wende um Mitte der 1980er Jahre durch N. Luhmann. Es geht maßgeblich auf P. Watzlawick zurück, der die maßgebenden Erkenntnisse der Systembiologen um Maturana und Varela darin verarbeitet hat.

Als Sozialpsychologe interessierte sich Paul Watzlawick für die Konfliktpotenziale der Sozialbeziehung, die durch Kommunikation entstehen. Deshalb nehmen Missverständnisse, Mehrdeutigkeiten, Paradoxien und Störungen in der Kommunikation einen großen Stellenwert in seinem Werk ein. Er gilt als Meister in der Analyse und Ent- und Aufdeckung von hausgemachten Problemen und selbstverschuldeten Konflikten, über die im Nachgang vor allem gelacht werden darf.

Angelehnt an die theoretischen Modelle zur technischen Übertragung von Funkwellen samt ihrer De-Codierung durch Sender und Empfänger (Entwicklung des Radios) nutzt Watzlawick das Transportmodell von Shannon & Weaver (1949) als Ausgangspunkt.

Dieses Modell reichert er maßgeblich an, um die Missverständnisse und Paradoxien hervorheben zu können. Die theoretischen Grundlagen ergeben sich aus den kybernetischen Zirkeln um Heinz von Foerster sowie der frühen Systemtheorie (Norbert Wiener), also vor der soziologischen Systemtheorie um Luhmann.

Die Kybernetik befasste sich mit Fragen rund um die Steuerung von Systemen (aller Art). Aus den Erkenntnissen schöpfend verstand Watzlawick den kommunikativen Prozess der Beteiligten als das Geschehen eines (einzigen) Systems, dessen Elemente sich gegenseitig und wechselwirkend beeinflussen. Diese Beeinflussung erfolge allerdings nicht linear-monokausal, sondern wechselseitig rückkoppelnd. Das System setzt sich ständigen Feedback-Prozessen aus, die zu Stabilisierung oder Zerstörung des Systems beitragen.
Kommunikationstheorie Mediation

Anhand der Feedbackschleifen und den daraus erkennbaren In- und Outputs des Systems wird die Kreisförmigkeit der Kommunikationsabläufe deutlich, ohne das direkt ins „Innere“ Einblick genommen werden müsste oder könnte. Innerhalb des Kommunikationssystems ist deshalb kein Anfang und kein Ende auszumachen. Das Kommunikationssystem ist eine Black Box.

Gleichwohl hat Watzlawick fünf Axiome der Kommunikation abgeleitet – von denen einige schon geflügelte Worte geworden sind.

  • Axiom Nr. 1: Es ist unmöglich, in Anwesenheit anderer nicht zu kommunizieren.
  • Axiom Nr. 2: Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt.
  • Axiom Nr. 3: Die subjektive Interpunktion der Ereignisfolge definiert die Beziehung.
  • Axiom Nr. 4: Kommunikation kann digital oder analog erfolgen.
  • Axiom Nr. 5: Kommunikation verläuft entweder symmetrisch oder komplementär.

Ebenso bedeutsam ist die Differenzierung der Inhalts- von der Beziehungsebene, die nahezu alle nachfolgenden Kommunikationsmodelle übernommen und vertieft haben.

Kommunikation Mediation Inhaltsebene

2. Die vier Dimensionen von Kommunikation.

Friedemann Schulz von Thun stellte das praxisorientierte und deshalb für explizites Arbeiten hervorragend geeignete Modell der vier Ohren oder vier Münder auf. Ich bevorzuge des Begriff der vier Dimensionen. Das Modell erfasst Kommunikation mithilfe des Sender-Empfänger-Modells und stellt Konflikte oder Probleme des Verstehens auf eine eher technische Art dar. In der Tat bietet das Modell eine Menge Möglichkeiten, im Falle von Konflikten zu intervenieren und erforderliche Perspektivwechsel anzuregen. Dabei modelliert es vier verschiedene Bereiche und Funktionen, die Kommunikation – hier verstanden als Mitteilung in Form einer Handlung – erfüllt.

Diese vier Dimensionen sind die

  • Sachdimension,
  • die Selbstkundgabedimension,
  • die Beziehungsdimension und
  • die Appelldimension.

Worum es dabei konkret geht und ein Beispiel zeigen die folgenden Tabellen.

MITTEILUNG:

Was wird mitgeteilt?

VERSTÄNDNIS:

Was verstehe/konstruiere ich infolge dieser Mitteilung?

SACHLICHE DIMENSION:

Worüber will ich informieren?

SACHLICHE DIMENSION:

Wie ist der Sachinhalt zu verstehen?

SELBSTKUNDGABEDIMENSION:

Was gebe ich von mir preis und sage ich über mich?

SELBSTKUNDGABEDIMENSION:

Was ist das für einer? Was ist mit ihm?

BEZIEHUNGSDIMENSION:

Was halte ich von Dir und wie stehe ich zu Dir?

BEZIEHUNGSDIMENSION:

Wie redet er mit mir? Was glaubt er, verbindet uns?

APPELLDIMENSION:

Was will ich bei dir erreichen und was sollst du tun?

APPELDIMENSION:

Was soll ich jetzt tun, denken und fühlen?

Einige beispielhafte Botschaften finden Sie in der folgenden Tabelle:

Nachricht Mitteilung Verständnis
SACHLICHE DIMENSION Wo haben Sie die Akte hingestellt, Frau Meier! Wo hat er die Akte hingestellt?
SELBSTKUNDGABE-DIMENSION Ich weiß nicht, wohin Sie die Akte gestellt haben. Ich finde sie nicht. Er hat keine Lust zu suchen! Er ist sauer auf mich.// Er will mit mir Kontakt, will reden.
BEZIEHUNGSDIMENSION Sie werden von uns beiden wissen, wo die Akte ist.//

Im Vergleich zu Ihnen bin ich eine Null.

Ich muss jede Kleinigkeit für ihn erledigen.//

Wenn er mich nicht hätte.

APPELLDIMENSION Sagen Sie mir bitte, wohin sie die Akte gestellt haben./

Machen Sie etwas schneller!

Ich soll ihm die Akte bringen!/

Ich soll mich schlecht fühlen, weil ich einen Fehler gemacht habe./ Ich soll ihn bemuttern, weil er so hilflos ist

3. Modell Kommunikation nach der Transaktionsanalyse

Das Kommunikationsmodell der Transaktionsanalyse ist maßgeblich von Eric Berne entwickelt worden und fußt auf seinem Persönlichkeitsmodell, der Struktur- und Funktionsanalyse von Ich-Zuständen und Verhaltensmodi. Die Einzelheiten sind dabei höchst widersprüchlich, umstritten und stehen auf wackligen Füßen. Gleichwohl eignet es sich für ein explizites Arbeiten in Mediationen hervorragend. Es ist eingängig und vermag intuitiv aus bedrängenden Situationen führen.

Zur Modellierung nutzt die Transaktionsanalyse ebenfalls das Sender-Empfänger-Modell und untergliedert die möglichen Verhaltensmodi von Menschen in unterschiedliche Muster-Verhaltensweisen: Grundlegend dienen elterliche, kindhafte und erwachsene Verhaltensmuster als Vorlage der Kategorisierung.

Funktionale Ichzustände

Mit Hilfe dieses Modells lässt sich Kommunikation folgendermaßen darstellen.

TA Kommunikationsmodell

Die Skizze zeigt alle Varianten von Kommunikationstypen auf.

Im Folgenden sind dafür ein paar Beispiele aufgezeigt, die die Idee der Transaktionsanalyse zeigen sollen.

  • Komplementäre Transaktion (Paralleltransaktion)
  • Irritierende Transaktion (Überkreuztransaktion)
  • Verdeckte Transaktion (doppelbödige Transaktion)

Komplementäre Transaktionen

Irritierende Transaktionen

4. Systemtheoretisches Modell nach Luhmann

Völlig aus dem Rahmen fällt das systemtheoretische Modell der Kommunikation nach N. Luhmann, der die Erkenntnisse der Systembiologen Maturana und Varela auf soziale Systeme übertragen hat. Das leitete maßgeblich die sog. Systemische Wende ein, nach der der Begriff der Autopoiesis (= ist der Prozess der Selbsterschaffung und -erhaltung eines Systems) Eingang in die Soziologie gefunden hat.

Systemtheorie war danach nicht mehr das, was es davor war. Und gleichwohl nennt sich Alles heute „systemisch“, was zwei Elemente glaubt zusammendenken zu können.

Doch wie anders systemtheoretisches Verständnis seither die Kommunikation modelliert, will ich hier knapp skizzieren. Dabei ist es ungewohnt und die Konsequenzen sind beim ersten „Denken in diesem Theoriegebäude“ kaum abzuschätzen. Es wirbelt alles durcheinander. Daher hier nur ein paar Schlaglichter auf die Kommunikationskonzeption und eine Übersicht.

  • Menschen können nicht kommunizieren, auch nicht Gehirne oder Bewusstseine, sondern nur Kommunikationen können kommunizieren.
  • Kommunikationen bestehen aus Information, Mitteilung und Verstehen. Das ist das 3-in-1-Paket. Eine Information ist different zur Mitteilung, denn sie könnte eine ganz andere sein. Die Mitteilung ist different zum Verstehen, denn sie könnte unterlassen werden oder in anderer Weise erfolgen. Und das Verstehen ist different zur Information und zur Mitteilung, denn es könnte anders ausfallen. Das Verstehen schließt die dreifach-selektive Einheit ab und erzeugt die Kommunikation.
  • Menschen, biologische Systeme und psychische Systeme (Bewusstsein) sind notwendige Bedingungen, dass Kommunikationen kommunizieren können, aber sie gehören nicht zum Kommunikationssystem, sondern zur Umwelt des Systems. Sie sind die Bedingung der Möglichkeit, aber nicht das System selbst.

Skizzenhaft schaut das in etwa so aus:

Kommunikation nach Luhmann

  • Luhmann folgt also keinem handlungstheoretischem, sondern konsequent systemtheoretischen Ansatz. Eine Handlung, die einer Person zugerechnet wird und als Teil von Kommunikation bewertet wird, ist die Erfindung der Kommunikation (Camouflage).
  • Jedenfalls erscheint die ganze Transportmetapher eines Sender-Empfänger-Modells fragwürdig, also dass Informationen wie Gegenstände gedacht würden, die verpackt, transportiert, ausgepackt werden müssen, wo Informationen gegeben und angenommen werden. Das Ganze klingt für Konstruktivsten und soziologische Systemtheoretiker zu viel nach Post, Telegraf und Radiotechnik. Das hat für sie wenig mit zwischenmenschlicher Kommunikation zu tun.
  • wichtige Erkenntnisse daraus:
    • Verstehen ist für die psychischen Systeme infolge von Kommunikation unmöglich. Psychische Systeme können nicht kommunizieren, Kommunikation kann nicht denken.
    • Deshalb ist es nicht einfach, über Verstehen, Nichtverstehen und Missverständnisse zu reden. Aber auch das versteht sich nicht von selbst.
    • Reflexion strengt an. Es lässt sich nicht nach Belieben metakommunizierend die Kommunikation verbessern. Irgendwann ist der Grenznutzen erreicht und die Umwelt über Gebühr belastet: Die psychischen Systeme können nicht mehr ausreichend für weitere Kommunikation Aufmerksamkeit zur Verfügung stellen. Ihr Sinn steht nach Neuem, ihre Belastungsgrenze scheint erreicht. Oder einfacher ausgedrückt, es kann nicht immer genauer und genauer nachgefasst werden!
    • Und in Bezug zur Wertediskussion: Wer wertbezogen argumentiert, benutzt einen Werte-Bonus, nimmt nicht nur den Wert des Wertes in Anspruch, sondern regelrecht in Geiselhaft: Der andere muss sich melden, wenn er nicht einverstanden ist und ins Risiko gehen, deshalb abgelehnt zu werden. Im Schutze der Schönheit und Gutheit der Werte wird argumentiert und dem anderen die Komplexität des Widerspruchs überlassen. Dieser trägt dann die Argumentationslast.

Hinsichtlich der Soziologischen Systemtheorie lässt sich sagen, dass sie in klassischen Mediationen kaum ihren Nutzen ausspielen kann, was sich aber sofort im Kontext von Organisationen ändert. Um der dortigen Komplexität von Konflikten angemessen Rechnung zu tragen, sind systemtheoretische Überlegungen erforderlich und hilfreich. Mag der Zugang zu dieser Denkweise auch nicht einfach sein, so ist ihr Nutzen allemal Lohn genug.